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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fünf Monate Haft Klimaaktivist nach Urteil: "Ich will nicht ins Gefängnis"
Fünf Monate Haft: Noch nie wurde ein Mitglied der "Letzten Generation" so hart bestraft wie Daniel Eckert. Warum der Klimaaktivist trotzdem nicht ans Aufhören denkt.
Als am Montag die Entscheidung des Amtsgerichts Heilbronn gegen vier Klima-Kleber der "Letzten Generation" verkündet wurde, sorgte das bundesweit für Schlagzeilen: Drei Aktivisten wurden zu Gefängnisstrafen von drei, vier und fünf Monaten verurteilt, ein weiterer zu drei Monaten Haft auf Bewährung. Es sind die härtesten Strafen, die jemals gegen Klimaaktivisten ausgesprochen wurden – auch, weil sie wenige Stunden nach einem Urteil aus dem März wieder den Verkehr blockiert hatten. Auch t-online berichtete darüber.
Den traurigen Rekord hält Daniel Eckert. Er soll fünf Monate ins Gefängnis, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. "Ich will nicht ins Gefängnis, diese Strafe macht mir enorme Angst", sagt er t-online. Er kenne das Gefühl eingesperrt zu sein bereits aus verschiedenen Aufenthalten in Gewahrsam.
"Das ist kein gutes Gefühl", meint Eckert und ergänzt: "Mir ist aber auch ganz klar, dass die größere Freiheitseinschränkung der Klimawandel ist." Deshalb denke er nicht daran, mit den Protesten aufzuhören. "Ich weiß, warum ich es mache – und das Warum ist mir so viel wichtiger." Bereits Anfang März war er vom Heilbronner Amtsgericht zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Kurze Zeit später klebte er sich wieder auf der Straße fest.
Vergleiche zum Atomausstieg
"Krass" findet er, dass manche Menschen und Medien ein so hartes Urteil begrüßen. "Wir haben eine halbe Stunde Stau ausgelöst. Und dafür sollen wir hinter Gitter?", fragt er verständnislos. Das reihe sich ein in die "Kriminalisierung von Menschen, die sich für unsere Zukunft einsetzen". "Die, die unsere Zukunft zerstören, müssen nicht hinter Gitter."
Er sei bereits von Anfang an bei der "Letzten Generation" dabei. Dass Strafen auf ihn zukommen würden, dessen sei er sich immer bewusst gewesen. "Die Wissenschaft sagt uns, dass wir nicht mehr viel Zeit haben und Kipppunkte überschreiten. Weil das in Gesellschaft und Politik nicht angekommen ist, braucht es Protest."
Da sei zwar schon vieles versucht worden – "aber es hat sich oft gezeigt, dass die legalen Arten des Protests ignoriert werden können". Der Atomausstieg etwa sei nicht allein wegen der Demonstrationen erreicht worden, sondern auch wegen derer, die sich auf die Gleise gekettet hätten, sagt Eckert.
Klimaaktivist ist noch nicht bereit aufzugeben
Dass sein Mitangeklagter nur deshalb eine Haftstrafe auf Bewährung bekommen hat, weil er der Richterin seinen Ausstieg aus dem Klimaaktivismus versicherte, bringt Daniel Eckert nicht zum Umdenken. "Rüdiger hat für sich die traurige Erkenntnis gefunden, dass die Menschen keinen echten Klimaschutz und sich nicht verändern wollen."
Deshalb habe dieser resigniert. "Ich verstehe seine Gefühle, bin selbst aber noch nicht so weit, aufzugeben. Irgendwoher nehme ich die Energie." In den nächsten Wochen will er daher weitermachen mit seinen Protesten. Der Fokus liegt dann auf Berlin. Eckert habe "immer noch die Hoffnung, dass wir etwas ändern können. Auch wenn sie klein ist", sagt er.
- Gespräch mit Daniel Eckert, "Letzte Generation"