Einsatzbilanz Was man über die Feuerwehr wissen muss

Feuerwehr ist Tradition, Feuerwehr ist Heimat - und Feuerwehr ist überlebenswichtig. In Baden-Württemberg müssen die Kräfte immer häufiger ausrücken. Und das Profil wandelt sich.
Sie löschen Scheunenbrände, pumpen Wasser aus Kellern, retten Katzen aus den Bäumen: Jeden Tag rücken Feuerwehrleute aus, um zu bergen, zu löschen, zu retten und zu schützen. Die Feuerwehr sei eine tragende Säule für die Sicherheit in unserem Land, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Feuerwehr. Die wichtigsten Punkte:
Die Einsätze
Fakt ist: Die Feuerwehren im Südwesten rücken so häufig aus wie nie. Die Zahl der Einsätze ist auf einem Höchststand: Im vergangenen Jahr wurde die Feuerwehr laut Innenministerium zu 135.202 Einsätzen alarmiert - eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert bislang. Etwa alle vier Minuten wird im Südwesten damit die Feuerwehr gerufen. Bei knapp 15 Prozent handelt es sich um Brandeinsätze. 16.603 Menschen wurden gerettet, 1.937 konnten nur tot geborgen werden.
Interessant: Mehr als jeder fünfte Alarm ist allerdings ein Fehlalarm. Die Zahl der Fehlalarme ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent gestiegen. Das liegt laut Innenminister Thomas Strobl vor allem an der wachsenden Zahl automatischer Alarmierungssysteme, die in Gebäuden installiert würden.
Die Aufgaben
Feuerwehr ist längst nicht mehr nur Leiter ausfahren und Schlauch ausrollen. Das Aufgabenprofil der Retter wandelt sich - das liegt vor allem am Klimawandel. Dessen Folgen fordern die Einsatzkräfte immer stärker. "Wir müssen mit vermehrten Wetterextremen rechnen", sagte Regierungschef Kretschmann. "Wir werden die Feuerwehr in Zukunft noch mehr brauchen als wir sie schon immer benötigt haben."
Das Tätigkeitsfeld habe sich 2024 weit über die Brandbekämpfung hinaus erstreckt, sagte Strobl. "Wetterextreme wie Starkregenereignisse sorgten für hohe Einsatzzahlen." Aufgrund der ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen seien die Feuerwehren sehr stark durch technische Hilfeleistungen beansprucht gewesen. Im vergangenen Jahr wurden 13.721 Einsätze im Zusammenhang mit Hochwasser- und Unwetterlagen gezählt - mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2023 und eine Steigerung um 123 Prozent.
Die Waldbrände
In diesem Jahr könnte sich die Lage ganz anders entwickeln - auch wenn die Herausforderungen für die Feuerwehr nicht kleiner werden dürften. Für 2025 erwarten die Meteorologen – im Gegensatz zum regenreichen Vorjahr – ein sehr trockenes Jahr. "Ich habe immer gesagt: Baden-Württemberg ist kein Waldbrandland", so Strobl. "Das könnte sich in diesem Jahr ändern." Die Anzahl von Wald- und Vegetationsbränden hänge fast ausschließlich von der Trockenheit im Sommer ab. Man bereite sich aber seit Jahren vor, etwa bei Waldbrandübungen, vernetzte sich zudem mit Partnern, sagte Strobl.
2023 habe man etwa ein ganzheitliches Waldbrandmanagement eingerichtet und den Austausch von Fachbehörden, Waldbesitzern und anderen Akteuren gestärkt. Ein umfangreiches Waldwegenetz ermögliche es den Feuerwehrleuten, sehr nahe an Einsatzstellen im Wald heranzufahren. Dazu könnten die Gemeindefeuerwehren auf rund 1.000 geländegängige Tanklöschfahrzeuge sowie Spezialfahrzeuge für die Waldbrandbekämpfung zurückgreifen. Bei außergewöhnlichen Einsatzlagen unterstützten zudem Polizeihubschrauber, die seit einigen Jahren mit Außenlast-Löschwasserbehältern ausgerüstet seien.
Das Personal
Parallel zur Beanspruchung steigt auch die Zahl der Feuerwehrleute im Südwesten. Im Jahr 2024 waren 115.605 Einsatzkräfte im Land aktiv. Die Feuerwehrfamilie sei groß wie nie, so Strobl. Auch der Frauenanteil wächst bei den Feuerwehren, wenn auch langsam und auf niedrigem Niveau. Mit 9.416 weiblichen Einsatzkräften lag der Anteil 2024 bei rund acht Prozent. "Bei Mädchen und Frauen ist noch Luft nach oben", räumte Strobl ein. Allerdings engagierten sich immer mehr Mädchen bei den Jugendfeuerwehren. Dort liegt ihr Anteil bei 22 Prozent.
Generell wollen immer mehr Jugendliche zur Feuerwehr: Während sich 2015 noch rund 29.000 Jungen und Mädchen in einer Jugendfeuerwehr engagierten, sind es heute bereits 39.122 - und damit circa ein Drittel mehr als vor zehn Jahren.
- Nachrichtenagentur dpa