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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kritik an der Stadt Neues Feuerwehrauto steht in Scheune – aus diesem Grund
Im Stadtteil Neunhof ist die Feuerwehr in einem maroden Gebäude untergebracht. Weil die Stadt kein neues Grundstück findet, kommt es zu kuriosen Szenen.
Wenn die Einsatzkräfte der Feuerwehr im kleinen Nürnberger Stadtteil Neunhof zu einem Notfall gerufen werden, bietet sich außenstehenden Betrachtern ein kurioses Bild: Während der eine Teil der Mannschaft zum Gerätehaus rennt, macht sich der andere Teil auf den Weg zu einer Scheune. Weil das Feuerwehrhaus in Neunhof nicht nur ziemlich marode, sondern mittlerweile auch viel zu klein ist, müssen die Feuerwehrleute seit einiger Zeit bei ihrer Arbeit improvisieren. Die Stadt steht dafür in der Kritik.
Vor fünf Jahren konnte die 53 Mitglieder zählende Wehr mithilfe von Spenden und aus eigenen Mitteln ein neues Mehrzweckfahrzeug anschaffen. Im Gerätehaus, das längst den Anforderungen nicht mehr gerecht wird, war dafür aber gar kein Platz. So wurde das nagelneue Fahrzeug kurzerhand in einer umgebauten Scheune deponiert.
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Die Folge: Bei Einsätzen müssen sich die Einsatzkräfte aufteilen. Armin Brunner, der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Neunhof, hält diesen Zustand nicht länger für tragbar. Bei einer Bürgerversammlung kritisierte er die Stadt, die gefordert sei, endlich ein neues Feuerwehrhaus zu bauen.
Stadt findet kein Grundstück für neues Feuerwehrhaus
Leichter gesagt als getan, wie der für die Nürnberger Feuerwehren zuständige Abteilungsleiter Felix Schanzmann t-online berichtet. Die Stadt findet schlichtweg in dem kleinen Gemeindeteil kein geeignetes Grundstück für ein neues Gerätehaus. Von der Größe und Lage her geeignete Grundstücke würden entweder durch die Eigentümer nicht verkauft oder dürften aus umweltschutzrechtlichen oder anderen Gründen nicht bebaut werden.
Wie der Kommandant der Wehr, Thomas Ketterer, den "Nürnberger Nachrichten" sagte, dränge aber die Zeit. Dem Feuerwehrmann zufolge bröckelt das Feuerwehrhaus in Neunhof mittlerweile. "Einige Ziegel lösen sich schon auf", sagte Ketterer dem Blatt. Außerdem gebe es weder eine separate Umkleide noch eine eigene Dusche für die Feuerwehrfrauen.
Dabei will die Stadt für ihre Feuerwehren eigentlich gute Bedingungen schaffen, wie Felix Schanzmann t-online versichert. Bereits 2018 seien die Sanierung und der Neubau der Feuerwehrhäuser der Freiwilligen Feuerwehren in Nürnberg als Gesamtprojekt vom Stadtrat beschlossen worden. Dieses umfasst alle 18 Liegenschaften der Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet. "Es handelt sich unseres Wissens um ein bundesweit einmaliges Programm. Keine andere Großstadt geht so tatkräftig die Sanierung beziehungsweise den Neubau sämtlicher Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr an", betont Schanzmann.
Bisher scheiterten alle Versuche
Neunhof befindet sich im ländlich geprägten Nürnberger Knoblauchsland, wo viele Gemüseanbaubetriebe beheimatet sind. "Die Suche nach einem geeigneten Grundstück wird auch maßgeblich dadurch eingeschränkt, dass für das Feuerwehrgerätehaus nur Grundstücke innerhalb des Dorfes infrage kommen", erklärt der Fachmann.
Geplant sei für Neunhof ein Feuerwehrhaus mit Stellplätzen für zwei Fahrzeuge. Die benötigte Grundstücksfläche betrage 2.500 Quadratmeter mit einem idealerweise annähernd quadratischen Zuschnitt. Rund 20 mögliche Bauplätze hat die Stadt inzwischen geprüft – immer scheiterte eine Bebauung wegen der Eigentümer, der Nachbarn oder der rechtlichen Vorgaben. Durch Nachbarschaftsinformationen gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr werde Überzeugungsarbeit auf allen Ebenen geleistet. Schanzmann sagt, dass die Stadt eine Lösung suche, die sowohl für die Feuerwehr als auch für die Nachbarn gut ist.
Marodes Gebäude: Auswirkungen auf Feuerwehr-Nachwuchs
Nach seiner Einschätzung hat das marode Feuerwehrhaus noch "keinen direkten Einfluss auf die Sicherheit" der Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil Neunhof. Jedoch sei die aktuelle bauliche Situation des Feuerwehrhauses in Neunhof "bedauernswert schlecht", räumt Schanzmann ein. Die hygienischen Zustände und die Unterbringung der Einsatzkräfte und deren Materialien entsprächen "in keiner Weise" den heutigen Standards.
Das Ehrenamt Freiwillige Feuerwehr habe – wie so viele Bereiche auch – Schwierigkeiten, in ausreichender Zahl geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Junge Menschen könnten durch schlecht ausgestattete und in einem miserablen Bauzustand befindliche Feuerwehrhäuser nicht motiviert werden, diese anspruchsvolle Aufgabe als Feuerwehreinsatzkraft in ihrer kostbaren Freizeit zu übernehmen. Und die Unterbringung des neuen Feuerwehrautos in der angemieteten Scheune sei zudem keine Dauerlösung, sagt Schanzmann weiter.
Die Stadt kann somit buchstäblich nur darauf bauen, dass sich doch noch ein Eigentümer findet, der sein Grundstück verkaufen will. Der Kommandant hofft, dass die Ziegel am Feuerwehrhaus so lange noch halten.
- Kontakt mit Felix Schanzmann von der Stadt Nürnberg
- Nürnberger Nachrichten: Feuerwehrhaus marode (Printausgabe)