Anwälte stellen Antrag Ofarim-Verteidigung will Hotelmanager vereidigen lassen
Die Verteidigung von Gil Ofarim wirft dem Hotelmanager Markus W. bewusste Lügen vor – und sorgt vor Gericht für einen Paukenschlag.
Die Verteidiger im Prozess gegen Gil Ofarim haben am Mittwoch erfolglos verlangt, dass der Hotelmanager Markus W. vor Gericht vereidigt wird. Zuvor hatten sie am zweiten Prozesstag Fragen an den Zeugen abgelehnt.
Die Anwälte meinen, dass sich W. bei seiner bisherigen Aussage vor Gericht in Widersprüche verstrickt habe. Im Antrag auf Vereidigung, der t-online vorliegt, heißt es, der Zeuge habe in zwei Punkten "bewusst die Unwahrheit gesagt".
Marcus W. ist jener Hotelmitarbeiter, dem Ofarim im Oktober 2021 schwere Antisemitismusvorwürfe gemacht hatte. Damals hatte Ofarim in einem Instagram-Video behauptet, W. habe ihn mit den Worten "Pack deinen Stern ein" nicht im Leipziger Hotel "The Westin" einchecken lassen. Der Hotelmanager bestritt das und zeigte Ofarim wegen Verleumdung an. Um diesen Vorwurf geht es jetzt im Prozess in Leipzig.
Anwälte: Hotelmanager W. googelte Ofarim
Bei der Befragung durch Gericht und Staatsanwaltschaft habe sich W. in zwei Punkten sinngemäß festgelegt, schrieben Ofarims Verteidiger in ihrem Antrag. Zum einen habe W. behauptet, erst bei einem Anruf nach dem Vorfall im Hotel durch eine Produktionsfirma-Mitarbeiterin erfahren zu haben, dass es sich bei dem Gast um den Sänger Gil Ofarim gehandelt habe.
Als das Hotel den Fall in einem Compliance-Verfahren untersuchte, habe sich W. allerdings noch ganz anders geäußert. Die Verteidigung zitiert aus den Akten: "Ich sprach mit einer Kollegin über die kommenden VIPs. Sie scherzte noch mit mir, da ich Herrn Ofarim nicht kannte. Daraufhin habe ich ihn im Vorfeld seines Besuchs einmal gegoogelt."
W. im Compliance-Verfahren: "Das passiert regelmäßig"
Zum anderen hält die Verteidigung die Aussage von W. für unglaubwürdig, er habe Ofarim den Check-in nicht wegen der Davidsternkette des jüdischen Musikers verwehrt, sondern weil der Musiker angedroht habe, eine schlechte Bewertung für das Hotel abzugeben.
Dem 35 Jahre alten Mann zufolge war es an der Rezeption an dem Abend im Oktober 2021 aufgrund von technischen Problemen zu einer Verzögerung gekommen. Ofarim habe das Hotel als "Scheißladen" bezeichnet, weil andere Gäste angeblich bevorzugt worden seien, sagte der Mitarbeiter vor Gericht.
Gericht lehnt Vereidigung ab
Am Mittwoch hielten Ofarims Anwälte W. allerdings vor, im Compliance-Verfahren habe er noch gesagt: "Ein solcher Vorgang ist nicht ungewöhnlich. Das mit den Drohungen unter anderem auf Social Media in verschiedener Art und Weise passiert regelmäßig." Und: "Wir werden häufig mit negativen Bewertungen oder Veröffentlichungen bedroht. Das wird aber selten wahr gemacht."
Der vorsitzende Richter lehnte nach einer Verhandlungspause am Mittwochmittag den Antrag der Verteidigung ab. W. wird damit nicht vereidigt. Dass die Aussagen des Hotelmanagers gänzlich unplausibel seien, könne die Kammer derzeit nicht erkennen, zitierte der "Focus" den Richter. Der Prozess ging mit der Vernehmung einer weiteren Zeugin weiter.
- Antrag der Verteidigung von Gil Ofarim auf Vereidigung von Marcus W.
- focus.de: "Gericht lehnt Vereidigung ab"
- lvz.de: "Ofarim-Anwälte bezichtigen Hotelmitarbeiter der Lüge – befragen ihn aber nicht"