Prozess im November Weitere Anklage gegen Gil Ofarim zugelassen
Bisher ging es "nur" um falsche Verdächtigung und Verleumdung, jetzt auch um falsche Versicherung an Eides Statt. Ofarims Anwalt ordnet die Entscheidung des Gerichts ein.
Der Prozess gegen den Musiker Gil Ofarim wird ausgeweitet. Wie das Landgericht Leipzig am Montag mitteilte, ist eine weitere Anklage der Staatsanwaltschaft zugelassen worden. Beide Verfahren werden nun verbunden und ab dem 7. November gemeinsam verhandelt.
Zusätzlich zu den Vorwürfen wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung geht es jetzt auch noch um falsche Versicherung an Eides Statt in zwei Fällen. Ofarim hatte am 4. Oktober 2021 in einem viral gegangenen Video geschildert, dass ein Mitarbeiter des Leipziger Hotels Westin Grand ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne.
"Mit dem Wissen um die Unwahrheit seiner Aussagen"
Der Musiker erstattete Anzeige, aber auch der betroffene Hotelmitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an. Mit großem Aufwand versuchte die Staatsanwaltschaft in den Monaten danach herauszufinden, was wirklich in der Lobby geschehen war. Szenen wurden nachgestellt, ein Digitalforensiker wertete Aufnahmen von Überwachungskameras aus, zahlreiche Zeugen wurden befragt.
Am Ende zeigte sich die Staatsanwaltschaft überzeugt: Ofarim habe "mit dem Wissen um die Unwahrheit seiner Aussagen" den Hotelmitarbeiter bezichtigt, ein Antisemit zu sein.
Ofarims Anwälte: "Kehrseite ein und derselben Medaille"
Ihre erste Anklage erhob die Staatsanwaltschaft im März 2022, im September 2022 wurde sie zugelassen. Dass jetzt auch die zweite Anklage zugelassen wurde und gemeinsam mit der ersten verhandelt werden soll, bezeichnen Ofarims Anwälte als begrüßenswert. "Sie betrifft den gleichen Sachverhalt und ist die Kehrseite ein und derselben Medaille", teilte Rechtsanwalt Alexander Stevens t-online am Dienstag mit.
Ofarim habe sich gegen Teile der Presseberichterstattung über seinen Fall gewehrt, indem er den Tathergang im Hotel Westin Grand eidesstattlich versicherte, argumentiert Stevens. Eine gemeinsame Verhandlung aller strafrechtlich relevanten Vorwürfe sei daher konsequent.
"Verteidigung wird jeden Stein zweimal umdrehen"
Stevens: "Wenn Herr Ofarim von den ursprünglichen Vorwürfen der falschen Verdächtigung und der üblen Nachrede freigesprochen wird, muss er auch in der zweiten Anklage freigesprochen werden und umgekehrt."
Der Anwalt kündigte an, man erwarte ein faires Verfahren – und werde alles geben: "Die Verteidigung wird jeden Stein zweimal umdrehen."
- Mitteilung des Landgerichts Leipzig vom 11. September 2023
- Mail von Ofarims Anwalt Alexander Stevens vom 12. September 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
