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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Brände in Griechenland Rhodos-Rückkehrer: "Im Ascheregen am Pool"
Rhodos brennt – und Tausende Urlauber treten ihren Heimweg an. Auch am Flughafen Leipzig/Halle bestimmen die Waldbrände in Griechenland die Gespräche der Touristen.
Hitze und Waldbrände halten den gesamten Mittelmeerraum in ihrem Griff, auch die griechischen Inseln. Auf Rhodos haben mehrere Tausend Touristen ihren Urlaub abgebrochen und den Heimweg angetreten. In der Ankunftshalle des Flughafens Leipzig/Halle warten Angehörige und Freunde auf ihre Lieben. Es ist später Vormittag, als ein Airbus A-321 von Condor auf der Nordbahn des Flughafens bei Schkeuditz aufsetzt. Der Airbus kommt aus Kreta. Immer wieder hört man in Gesprächen nur ein Thema: die Waldbrände in Griechenland.
Nach kurzer Zeit öffnen sich die Türen. Eine Frau und ihre Tochter aus Leipzig waren auf Korfu. "Wir waren im Süden der Insel, da hat man zwar den Rauch gesehen, aber wir wurden vom Reiseveranstalter auf dem Laufenden gehalten", sagt die Frau t-online. Ruhe bewahren, hieß das Mantra. "Wir hatten unwahrscheinliches Glück. Im Flugzeug saß eine Frau, die wohl im Norden von Korfu Urlaub gemacht hat. Die hat im Ascheregen am Pool gesessen, und die Leute dort taten, als wäre nichts", erzählt die Tochter.
Flughafenseelsorge im Einsatz
Während auf Korfu die Lage unter Kontrolle ist, sieht es auf Rhodos weit schlechter aus. Kurz vor 13 Uhr ist eine A320 der Freebird Airlines von der Insel in der östlichen Ägäis angekündigt. Vor dem Ankunftsbereich wartet die Pfarrerin Maria Bartels. Sie gehört zur Flughafenseelsorge. Aufgrund der Berichte von der Insel kann es sein, dass Reisende seelischen Beistand benötigen, um das Erlebte zu verarbeiten. "Wir wissen nicht, was kommt, aber wenn die Menschen ein offenes Ohr oder Beistand benötigen, dann steht unser Angebot jedem offen."
Lena (19) und Kilian (21) aus dem Landkreis Helmstedt haben durchaus dramatische Stunden auf Rhodos erlebt. Sie waren in Kiotari an der Südostküste der Insel. Bereits am vergangenen Donnerstag und Freitag sah man die Rauchschwaden. "Was uns da schon komisch vorkam: dass ganz viele Wildtiere wie Rehe die Berge herunterkamen. Die Einheimischen versuchten jedoch zu beruhigen und meinten, die Feuer seien 30 Kilometer entfernt."
Tausende Menschen im Sammelhotel
Am vergangenen Samstag haben die beiden dann am frühen Mittag Ascheregen bemerkt, welcher am Hotel niederging. An einem Berghang sah man bereits Flammen lodern. "Wir sind auf unser Zimmer und haben vorsorglich die Sachen gepackt. An der Rezeption versicherte man uns, dass alles in Ordnung sei und wir uns keine Sorgen machen müssten." Am Nachmittag sei alles ganz schnell gegangen. "Wir sahen, wie die Touristen die naheliegenden Hotels verließen, und da haben wir uns auch entschlossen, unsere Sachen zu holen. Wir sind dann zu Fuß ins benachbarte Gennadi gelaufen", berichtet Lena. In dem Ort war es am Mittwoch besonders dramatisch, die lokalen Behörden forderten die Menschen auf, zu flüchten. Zeitweilig hieß es, dass Gennadi nicht zu retten sei.
Lena und Kilian wurden in Gennadi zuerst in einer Grundschule mit Wasser versorgt. Später machte sich das Paar dann am Strand auf die Suche nach seinem Reiseveranstalter. "Da hieß es zuerst, ein Bus kommt in einer halben Stunde, um uns in den Norden der Insel zu bringen. Am Ende waren es vier Stunden und wir wurden nach Faliraki gefahren." Von dort brachte man sie in ein Hotel unweit des Flughafens. "Da waren viele Tausend Menschen in dem Sammelhotel. Wir schliefen auf dem Boden in einem Saal. In dem Hotel waren ja auch normale Gäste." Nach zwei Tagen Odyssee quer durch Rhodos buchte der Veranstalter den beiden ein Hotel in der Nähe des Flughafens, wo sie sich erholen konnten.
Flüge nach Rhodos gut gebucht
Wie reagierten die Reiseveranstalter? "Anfangs wurde noch Hoffnung gemacht, aber die Aussagen änderten sich ständig. Am Anfang herrschte Chaos, aber gegen Ende haben die Veranstalter die Lage dann besser im Griff gehabt“, berichtet Lena. "Die große Erleichterung kam, als wir heute im Flugzeug saßen", erzählt Kilian und verabschiedet sich. Erleichtert verlassen sie die Ankunftshalle. Flughafenseelsorgerin Maria Bartels musste bei den Ankömmlingen aus Rhodos nicht handeln. "Die Menschen sahen alle weitgehend erleichtert aus."
Größere Stornierungszahlen für Reisen nach Griechenland gebe es laut einem Reisebüro nicht. "Nein, die Menschen warten bis zum letzten Moment und viele fliegen dann doch." Dies bestätigt auch ein anderer Mitarbeiter des Flughafens: "Die Flüge nach Rhodos waren alle gut gebucht in den letzten Tagen." Eine Familie, die auf die größte griechische Insel Kreta fliegen wird, berichtet freudig von ihren Urlaubsplänen. Die Hitze werde schon nicht so schlimm sein. "Es soll ja kälter werden und wenn, gibt’s für die Kinder ja immer noch den Pool", sagt die Mutter.
- Reporter vor Ort
- Gespräche vor Ort