Ukraine-Botschafter gegen Sachsens Ministerpräsident Brandanschlag auf Kita: Melnyk greift Kretschmer an
Nächste Runde im Streit zwischen Melnyk und Länderchef Kretschmer: Anlass ist ein Brandanschlag, der sich anscheinend gegen ukrainische Kinder richtete.
Der scheidende Botschafter der Ukraine und Michael Kretschmer (CDU) werden keine Freunde mehr. Nachdem Andrij Melnyk eine Einladung an den sächsischen Ministerpräsidenten in die Ukraine zurückgezogen und daraufhin ein Leipziger Bundestagsabgeordneter der Union Melnyks Rausschmiss aus Deutschland gefordert hatte, knöpft sich der Botschafter jetzt wieder Länderchef Kretschmer vor.
"Anstatt Ihre merkwürdige Russland-Nebenaußenpolitik zu betreiben, wäre es sinnvoller, wenn die sächsische Landesregierung dafür Sorge trägt, dass geflüchtete ukrainische Kinder nicht zur Zielscheibe von Brandstiftern werden. Danke", twitterte Melnyk am Dienstag an den Ministerpräsidenten gerichtet.
- "Das Fass ist übergelaufen": CDU-Politiker verlangt Melnyks Ausweisung
Zuvor hatten Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Sachsen mitgeteilt, dass unbekannte Täter einen Brandanschlag auf die Kita "Entdeckerland" in Leipzig verübt hatten, in der hauptsächlich Kinder aus der Ukraine von ukrainischen Erziehern betreut werden.
Anschlag in Leipzig: Polizei prüft Brandserie
Der Brandsatz zündete am Wochenende vor der Tür des Kindergartens im Stadtteil Grünau. Die Tür wurde beschädigt, daneben lagen Glasscherben, möglicherweise von einem Molotowcocktail. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Für besonderes Aufsehen sorgt der versuchte Anschlag, weil er in einer Reihe mit weiteren Brandstiftungen stehen könnte. Am selben Wochenende wurde eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen, die weniger als einen Kilometer von der Kita entfernt liegt.
Mehrere Brandsätze waren in der Nacht zu Samstag an die Fassade der Einrichtung mit 180 Bewohnern geschleudert worden – 30 Jahre nach den pogromartigen Ausschreitungen an der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen. Zudem brannte am vergangenen Dienstag die Turnhalle einer migrantisch geprägten Grundschule, auch diese ganz in der Nähe gelegen. Die Polizei vermutet ebenfalls Brandstiftung.
Melnyk gegen Kretschmer: Der Grund für die Auseinandersetzung
Jetzt prüft das LKA mögliche Zusammenhänge. Das Polizeiliche Terror- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) hat die Ermittlungen übernommen. Eine politisch motivierte Tat könne nicht ausgeschlossen werden, teilten LKA und Staatsanwaltschaft mit.
Hintergrund für die Kontroverse zwischen dem ukrainischen Botschafter Melnyk und Sachsens Ministerpräsident ist Kretschmers Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Dieser müsse "eingefroren" werden, hatte Kretschmer gesagt. Es sei wichtig dafür einzutreten, "dass wir einen Waffenstillstand brauchen, dass wir Verhandlungen brauchen, um diesen Krieg zu beenden".
- Tweet von Melnyk
- medienservice.sachsen.de: Mitteilung des LKA Sachsen vom 30.8.2022
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche