Nach Entfernung vor drei Jahren Initiative will Mahnmal für Völkermord an Armeniern aufstellen
Vor drei Jahren hatte eine Initiative ein Mahnmal für den Genozid an den Armeniern aufgestellt. Doch das Bauwerk wurde von der Stadt entfernt – keine Genehmigung. Jetzt wendet sich die Initiative an die Oberbürgermeisterin.
Nur vier Tage lang stand das Mahnmal: aufgestellt am 15. April 2018 nahe der Hohenzollernbrücke in Köln, abgebaut am 19. April. "Dieser Schmerz betrifft uns alle", war darauf in armenischer, deutscher, türkischer und englischer Sprache zu lesen. Es geht um den Genozid an den Armeniern, der während des ersten Weltkriegs durch das Osmanische Reich begangen wurde und bei dem Schätzungen zufolge bis zu 1,5 Millionen Menschen ihren Tod fanden.
Die Initiative "Völkermord erinnern" hatte das Mahnmal aufgestellt, allerdings ohne Genehmigung der Stadt – die das Mahnmal deshalb wieder entfernen ließ. Auch eine Schenkungsurkunde, adressiert an die Oberbürgermeisterin, änderte nichts an der Entscheidung der Stadt, die zudem auf ein Mahnmal auf dem Brücker Friedhof verwies, welches dort seit Ende 2017 steht.
Seit dem Abbau hatte das Mahnmal keinen festen Ort. Die Initiative hat sich darum nun in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt – um eine Aufstellung am ursprünglich dafür vorgesehenen Platz doch noch zu ermöglichen. Die Gedenkstätte sehe man als "wichtige Ergänzung" zum auf dem Brücker Friedhof aufgestellten Mahnmal.
Streit um Details bei genehmigtem Mahnmal
Um die Inschrift des Kreuzsteins auf dem Friedhof wurde laut "Kölnischer Rundschau" vor der Aufstellung gerungen. Auf diesem steht demnach "In Gedenken an die Opfer des Genozids an den Armeniern 1915/16". Von der Opferzahl sowie den Tätern aus dem Osmanischen Reich ist nichts zu lesen – aufgrund von Druck durch die türkische Gemeinde und der Ditib, wie die armenische Gemeinde damals sagte. Auf dem Mahnmal von "Völkermord erinnern" wird das jedoch nicht verschwiegen.
Dem offenen Brief haben sich zahlreiche Prominente angeschlossen, darunter der Künstler Gunter Demnig ("Stolpersteine"), der Journalist Günter Wallraff, der Architekt Peter Busmann sowie der Redaktionsleiter des WDR-Magazins "Monitor", Georg Restle.
"Wir wünschen uns, dass das Mahnmal 'Dieser Schmerz betrifft uns alle' zu einer
intensiven und lebendigen Diskussion in unserer Stadt führt, als Mahnung gegen
Rassismus und Nationalismus seine Wirkung entfaltet und zur Ächtung kolonialer
Verbrechen und Genozide beiträgt", heißt es in dem Brief. Im Sommer 2019 sei bei Gesprächen mit Grünen, CDU, SPD und Linken bereits fraktionsübergreifende Unterstützung für das Anliegen signalisiert worden.
- Inititaive "Völkermord erinnern"
- "Kölnische Rundschau": "Stadt Köln lässt Mahnmal entfernen"