Direkt an der Haustür Köln will in Brennpunkten alle impfen
Der Krisenstab der Stadt Köln hat am Freitag über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie informiert. Unter anderem soll eine Impfaktion in bestimmten Stadtteilen erfolgen.
Die Stadt Köln will Sonderimpfungen in Stadtteilen mit hoher Inzidenz durchführen und hat einen entsprechenden Antrag beim Land eingereicht. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich bereits in dieser Woche ebenfalls dafür ausgesprochen.
Der zusätzliche Impfstoff für die Aktion sei schon vorbestellt, hieß es aus dem Kölner Krisenstab. Wann es losgeht, steht noch nicht fest. Sobald die Stadt ausreichend Impfstoff bekomme, würde die Impfaktion starten. Möglicherweise schon kommenden Montag, wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte.
Impfungen in 15 Gebieten
Die Inzidenzzahlen in den Kölner Stadtteilen unterscheiden sich teils stark. Laut Reker habe man in Köln 15 "vulnerable Sozialraumgebiete" identifiziert. Man wolle darauf achten, wie dicht das Gebiet besiedelt und wie wenig wohlhabend es ist und nicht nur in denjenigen Stadtteilen impfen, wo die Inzidenz hoch ist. Welche Stadtteile das genau sind, führte der Krisenstab nicht aus – Chorweiler und der Kölnberg in Meschenich sollen jedoch darunter sein. Der Rest der 15 Sozialraumgebiete befinde sich im dunkelblauen Band, das sich durch den Kölner Osten zieht. In den betroffenen Stadtteilen liegt die Inzidenz aktuell über 200.
Die Sonderimpfungen sollen nicht zulasten der anderen Prioritätsgruppen gehen, denn sie sollen nur durchgeführt werden, wenn dafür auch zusätzliche Impfdosen zur Verfügung stehen. Allen, die dennoch Neid verspüren, sagte sie: "Es hilft uns allen, wenn wir die Infektionen in diesen Stadtvierteln in den Griff bekommen. Die Menschen dort fahren wie andere auch zum Beispiel mit der Bahn und tragen das Virus zu den Nicht-Geimpften."
Impfungen an der Haustür
Durch die Impfung könne dies vermieden werden. Die Impfungen sollen von mobilen Impfteams vorgenommen werden – direkt an der Haustür. Mit umfassender Aufklärung sollen so auch Vorbehalte abgebaut werden. Dafür setzt die Stadt auf Sozialarbeiter und Hausärzte, die die Menschen kennen.
Geimpft wird demnach auch ohne Reihenfolge. "Wir müssen von der Priorisierung abweichen", so Reker, "um sowohl Großmutter als auch Teenager zu erreichen". Damit solle eine dynamische Entwicklung des Infektionsgeschehens verhindert werden. "Das hilft uns allen", sagte die Oberbürgermeisterin. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) habe ihr ebenfalls bei der Organisation volle Unterstützung zugesagt.
Inzidenzen bei Kindern noch hoch
Eine weitere positive Nachricht, die Reker und ihr Krisenstab verkündet haben, ist die sinkende Inzidenz. Stadtweit liegt sie aktuell bei 193,6 und damit erstmals seit zwei Wochen unter 200. Zum vierten Mal hintereinander gab es einen kräftigen Sprung nach unten. Dr. Christian Miller, der Leiter der Berufsfeuerwehr sieht darin ein wenig Hoffnung. "Gott sei Dank ist ein Gipfel erreicht. Die Tendenz geht nach unten." Wie nachhaltig dieser Trend ist, müsse sich allerdings noch zeigen. Lediglich die Gruppe der Kinder und Jugendlichen macht dem Krisenstab Sorgen: Hier liegt die Inzidenz noch immer bei 273.
Krisenstabsleiterin Andrea Blome führt den allgemein positiven Trend auch zurück auf die besonders scharfen Maßnahmen, die die Stadt vor zwei Wochen erlassen hat. "Wir sind überzeugt, dass alle Verschärfungen Wirkung zeigen. Deshalb wird die Allgemeinverfügung am Montag noch um weitere 14 Tage verlängert", sagte sie bei der Pressekonferenz. Damit bleiben die nächtliche Ausgangsbeschränkung ab 21 Uhr sowie weitgehende Kontaktverbote in Kraft.
Impfungen für Kassierer
Neben diesen Maßnahmen sieht Blome im Testen und Impfen zwei weitere wichtige Pfeiler. Beim Impfen sollen bestimmte Berufsgruppen, beispielsweise Kassierer und ähnliche Berufe mit viel Kundenkontakt, jetzt stärker in den Blick rücken. In diesem Zusammenhang verteidigte die Stadtdirektorin die vorgezogenen Impfungen zahlreicher städtischer Mitarbeiter und verwies auf deren Systemrelevanz. Auch in Flüchtlingsunterkünften soll verstärkt geimpft werden.
Insgesamt gehe das Impfen in Köln sehr gut voran. Mittlerweile habe jeder vierte Kölner mindestens eine Impfung bekommen, insgesamt 345.000 Dosen seien verimpft worden. Pro Tag können bis zu 6.300 dazu kommen, allerdings sinke die Zahl derer, die sich im Impfzentrum impfen lassen, weiter. Feuerwehrchef Christian Miller ist aber weiter zuversichtlich, alles verimpfen zu können, was da ist.
Trotz des steigenden Impftempos und der sinkenden Inzidenz bleibt die Situation auf den Kölner Intensivstationen weiter angespannt. In den letzten Tagen habe man 23 Prozent der Intensivpatienten in Kliniken weit außerhalb von Köln verlegen müssen, um den Druck auf die Kliniken zu senken.
- Pressekonferenz der Stadt Köln
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa