Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Bilanz zum Corona-Karneval "Karnevals-Bands im Autokino braucht wirklich niemand"
Statt wilder Partys auf den Straßen Kölns gab es dieses Jahr Maske und Abstand: Die Jecken hielten sich an die Vorschriften. Was bleibt vom vielleicht skurrilsten Fastelovend aller Zeiten?
Karneval, das sind in Köln die Tage der Zügellosigkeit ohne Respekt vor irgendwelchen Regeln. Doch dieses Jahr war alles anders. Die Kölschen waren jeck nach Vorschrift. Kein Alkohol auf den Straßen, keine Menschenansammlungen, so gut wie nirgends Kostümierte. Da fiel einem zum ersten Mal auf, wie grau der Februar sein kann.
Tristesse lag wie Mehltau über der Stadt. Totenstille am Rosenmontag in der Altstadt. Nur das Brummen eines Schwingschleifers war zu hören. Ein Handwerker sanierte ein Fenster. Überall Ordnungskräfte, um bei nicht-coronakonformem Verhalten eingreifen zu können. Aber ganz ohne Karneval ist diese Stadt natürlich undenkbar.
Herausragend war der Rosenmontagszug im Miniaturformat mit kleinen Festwagen und den Figuren aus dem Hänneschen-Theater. Eher skurril muteten die Konzerte der Karnevalsbands in Autokinos an. Das braucht niemand wirklich. "Nur zesamme sin mer Fasteleer" lautete das Sessionsmotto. Zesamme war zwar in der Form, in der man sich das ursprünglich gedacht hat, nicht möglich.
"Es bleibt schon traurig"
Aber die Karnevalsgesellschaften haben ein Höchstmaß an Kreativität bewiesen, um den Jecken das Gefühl von Karneval zu vermitteln. Viele digitale Formate haben die Veranstaltungen ersetzt. Sitzungen etwa gab es im Livestream. Aber es ist und bleibt schon tieftraurig, wenn das Dreigestirn per Video den Straßenkarneval an Wieverfastelovend um 11.11 Uhr für eröffnet und um 11.12 Uhr für beendet erklärt.
Private Partys waren die Ausnahme und wurden von der Polizei konsequent aufgelöst. Gut so. Schließlich ist man im vergangenen Jahr ziemlich glücklich glimpflich davongekommen. Der erste Corona-Hotspot in Nordrhein-Westfalen war eine Karnevalsveranstaltung in Gangelt. Kurz darauf feierte man in Köln die tollen Tage.
Fazit: Die Jecken in Köln haben das Beste aus der Misere gemacht. Nicht mehr, aber eben auch und vor allem nicht weniger. Und am Ende wurde sogar der Nubbel im Video verbrannt, der traditionell für die Sünden büßen muss, die an Karneval begangen werden. Er war der unschuldigste aller Zeiten.
- Eigene Beobachtungen