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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Seit 16 Jahren Rentnerin hält Köln mit Müllgreifer und Plastiktüte sauber
Mehrmals die Woche bricht Ilona Ochs in das Kölner Veedel Holweide auf – nicht um Freunde zu treffen, oder spazieren zu gehen, sondern um dort Müll aufzusammeln. Und das bereits seit 16 Jahren.
Im Kölner Veedel Holweide geht es im Vergleich zu den linksrheinischen Veedeln in Köln beschaulich zu: viel Grün, viele Einfamilienhäuser und alte Burgen und ehemalige Hofgüter verleihen dem Stadtteil mit seinen knapp 21.000 Einwohnern eine historische Romantik. Damit das so bleibt, ist Ilona Ochs dort regelmäßig mit Plastiktüte und Müllgreifer unterwegs und sorgt für Sauberkeit und Ordnung. Dafür ist sie im Sommer mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet worden.
Zwei bis dreimal die Woche fährt die 69-Jährige – auf eigene Kosten – aus den benachbarten Dellbrück bis zum Marktplatz nach Holweide und sammelt alte Pizzakartons, Papier, Plastiktüten und anderen Müll, den Kölner dort hinterlassen haben, auf. "Das mache ich lieber als zu Hause rumzusitzen", sagt Ochs im Gespräch mit t-online. Seit 15 Jahren, nach dem Tod ihres Mannes, lebt Ochs im Kölner Stadtteil Dellbrück. "Aber mit meinem Mann habe ich in Holweide gelebt, dort hatten wir eine schöne Dreizimmerwohnung", erzählt sie über ihre Verbundenheit mit dem Viertel.
Markplatz und Kirche werden von Müll befreit
Auf die Idee mit dem Müllsammeln ist sie durch die Saubermachaktion "Kölle Putzmunter" gekommen. "Dort haben sie mir eine Gabel zum Müllaufheben gegeben und seitdem mache ich das auch ohne die", sagt Ochs. Das war vor 16 Jahren.
Ihre Route, an der sie sauber macht, besteht stets aus denselben Straßenzügen. Neben dem Marktplatz hält sie auch den Bereich um Spiel- und Bolzplatz und die angrenzende Kirche sauber. Auch Teile der Bergisch Gladbacher Straße und Ringenstraße werden von Ochs vom Müll befreit.
Und da sammelt sich jedes Mal einiges an, wie Ochs im Gespräch mit t-online weiter erzählt. "Flaschen, Mund-Nasen-Masken, Verpackungen von Essen 'to go', Zigarettenkippen und sogar leere Portemonnaies habe ich schon gefunden", so Ochs. Genervt sei sie nicht, dass direkt wieder neuer Müll hinzukommt, auch wenn sie gerade erst sauber gemacht hat. "Ich will es einfach sauber haben", sagt die 69-Jährige überzeugt.
Ochs: "Strafen fürs Müllwegwerfen müssen erhöht werden"
Eine Idee, wie die Müllmenge reduziert werden könnte, hat sie schon. "Die Strafen für das Wegschmeißen von Müll müssten drastisch erhöht werden. Das habe ich auch der Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesagt", erzählt Ochs.
Obwohl sie selbst nicht viel Rente bezieht, gibt sie für ihren Saubermachen-Job Geld für Tickets aus, um nach Holweide zu kommen. Für die Tafel in Köln sortiert sie den Müll, dafür bekommt sie etwas zu essen. Und auch von anderer Seite bekommt Ochs für ihre ehrenamtliche Tätigkeit manchmal etwas Hilfe. "Der Pfarrer will versuchen, mir die Ticketkosten zu erstatten", so Ochs.
Und auch wenn der "Sauber-Engel" von Holweide, wie sie von den Einwohnern dort gerne genannt wird, im Leben auf viel verzichten musste, betont sie: "Ich bin trotzdem ein zufriedener Mensch geworden, weil ich meine eigene Meinung habe und daraus schließen kann, wie man sich zu verhalten hat."
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- Persönliches Gespräch mit Ilona Ochs