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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Schmähgesängen Baumgart sauer auf Kölner Anhänger
Die schwere Verletzung von Top-Talent Florian Wirtz sorgte am Sonntag deutschlandweit für Bestürzung. Die Reaktion einiger Fans des 1. FC Köln war jedoch beschämend.
Ausgerechnet Florian Wirtz. Ausgerechnet im Duell gegen den 1. FC Köln. Schwere Verletzungen gehören im Fußball leider immer wieder dazu und auch die talentiertesten Spieler bleiben davor nicht verschont. Dass es am Sonntagnachmittag jedoch ausgerechnet den 18-jährigen Wirtz gegen seinen Ex-Klub getroffen hatte, erscheint besonders tragisch.
Schließlich hatte der Wechsel von Wirtz zu Bayer Leverkusen im Januar 2020 für viel Verbitterung bei den Geißböcken gesorgt. Speziell mit Blick auf den kometenhaften Aufstieg des Youngsters in den vergangenen anderthalb Jahren schmerzt der Verlust viele FC-Anhänger noch immer.
1. FC Köln: Entsetzen nach Fanreaktionen
Bereits bei der Verlesung der Bayer-Aufstellung hatte der Mittelfeldspieler den Frust vieler Kölner im Gästeblock hörbar abbekommen. Doch was sich in der 24. Minute abspielte, nachdem sich Wirtz in einem unglücklichen Zweikampf mit Luca Kilian das linke vordere Kreuzband gerissen hatte, ließ sich mit gesundem Menschenverstand nicht mehr erklären.
Unter großen Schmerzen lag der Nationalspieler auf dem Boden. Die FC-Fans kommentierten die Verletzung unterdessen mit hämischen Schmähgesängen. Als die medizinische Abteilung von Leverkusen schließlich das Signal zur Auswechslung gab, brandete großer Jubel im FC-Block auf, als hätten die Kölner soeben das 1:0 erzielt. Während Wirtz schließlich auf der Trage vom Platz gebracht wurde, begleiteten einige Kölner den Abtransport mit lautstarken „Hurensohn“-Rufen.
FC-Trainer Baumgart: Kein Verständnis für höhnische Fans
Auf dem Platz blieb es jedoch fair. Anthony Modeste applaudierte, als das Talent vom Platz getragen wurde. Steffen Baumgart erkundigte sich bei den Leverkusener Verantwortlichen sofort nach dem Zustand des Offensivspielers.
Der FC-Trainer war es auch, der hinterher keinerlei Verständnis für die eigenen Anhänger aufbringen konnte: "Das ist nicht in Ordnung gewesen. Das ist traurig für uns alle. Das höhnische Begleiten haben wir leider oft in den Stadien. Das ist unnötig. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Wir wünschen Florian alles Gute."
Pyro-Empfang für Derbysieger
Nur kurze Zeit später dürfte der Ärger über das Verhalten einiger Fans jedoch schon wieder verflogen gewesen sein. Denn als der FC-Tross am Abend nach dem zweiten Derbysieg der Saison am Geißbockheim in Köln vorfuhr, wurde die Mannschaft von den Ultras mit Pyro und Gesängen begrüßt.
Als die Profis den Bus verließen, hielt ein Vorsänger zudem eine Ansprache: "Egal, wo wir am Ende der Saison liegen werden: Ihr habt Euch in unser Herz gespielt. Ganz, ganz, ganz große Leistung von Euch heute. Vielen Dank."
Mit einem weiteren Sieg Mitte April gegen Mönchengladbach könnte der 1. FC Köln schließlich seine blitzsaubere Derbybilanz in dieser Saison vollenden. Dann gäbe es bestimmt auch den nächsten emotionalen Empfang am Geißbockheim.
- Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG