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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Von Dollberg bis Zézé Die größten Transfer-Flops in der Geschichte des 1. FC Köln
Mit Foto gescoutet oder Betrugsversuche: Auch erfolgreiche Vereine machen mal Fehler bei Spieler-Transfers. t-online zeigt die zehn größten Transferflops des 1. FC Köln.
Nicht jeder Transferflop in der Geschichte der Bundesliga hat rein sportliche Hintergründe. Von so manchem Transfer hatte sich der 1. FC Köln in seiner Historie jedoch mehr versprochen. Aus verschiedensten Gründen wurde nichts daraus. t-online zeigt zehn Verpflichtungen, die für den FC (und auch die Spieler) komplett in die Hose gingen.
Zézé, 1964/65
Er war der erste Brasilianer in der Bundesliga und wohl der erste Transferflop in der Geschichte des 1. FC Köln. Im Sommer 1964 verpflichtete der FC José Gilson Rodriguez, kurz "Zézé", für 60.000 D-Mark von Madureira Esporte Clube in Rio de Janeiro. Der bei den Fans beliebte Dribbelkünstler machte sogar in seinem ersten Pflichtspiel im westdeutschen Pokal direkt ein Tor. Doch in der Bundesliga wollte Zézé nie etwas gelingen. Nach nur einem Spiel setzte Trainer Georg Knöpfle den mit Fotos (!) gescouteten Brasilianer auf die Bank und beließ ihn dort für den Großteil der restlichen Saison. Nach nur fünf Bundesliga-Spielen und einer angeblichen "Schneeallergie" verließ Zézé den FC wieder in Richtung Heimat.
Manfred Manglitz, 1969/70
Als Manfred Manglitz im Sommer 1969 zum 1. FC Köln wechselte, war die Erleichterung bei den Geißböcken groß. Denn fraglos war der Torhüter, einer der Besten in Deutschland und WM-Teilnehmer in Mexiko, ein sportlich großer Gewinn für den FC. Doch dann kam das Jahr 1971, und Manglitz war einer der Hauptdarsteller im Skandal um manipulierte Bundesliga-Spiele. Der Mann mit dem Spitznamen "Cassius" hatte Geld angenommen, um mindestens zwei FC-Spiele zu manipulieren. Statt zu einer Legende wurde er so beim FC gefeuert und als Betrüger vom Hof gejagt.
Hans-Georg Dreßen, 1989/90
Sein Spitzname: "Der Beißer", aufgrund seiner Ähnlichkeit zum gleichnamigen James-Bond-Bösewicht. Sein Heimatverein: Borussia Mönchengladbach. Sein neuer Klub ab 1989: der 1. FC Köln. Der kompromisslose und gleichzeitig torgefährliche Abwehrspieler wechselte vom Niederrhein in die Domstadt. Der FC lockte ihn mit einem finanziell lukrativen Angebot, doch bei den Geißböcken kam Dreßen nie an. Nach nur 20 Pflichtspielen ging es auf Leihbasis nach Gladbach zurück, dort aber verletzte er sich so schwer, dass er im Herbst 1991, inzwischen wieder beim FC, seine Karriere beenden musste.
Christian Dollberg 1995/96
Der "Kölner Stadt-Anzeiger" nannte Christian Dollberg "den einzigen lebenden Argentinier ohne Ballfertigkeit". Morten Olsen hatte den einstigen Jugendspieler von Boca Juniors zum 1. FC Köln gelockt. Der hochgewachsene Abwehrspieler (1,97m) sollte das große Versprechen an eine bessere Kölner Zukunft werden. Bei seiner Ankunft in Köln erklärte er gar: "Ich will Meister werden." Doch es wurden nur 14 Pflichtspiele für den FC. Später eröffnete Dollberg in Buenos Aires eine Bäckerei mit deutschen Backwaren.
Christer Fursth 1996/97
Christer Fursth ist ein Geheimtipp unter FC-Fans, wenn es um das beliebte Spiel Transferflops-Bingo geht. Sein Name fällt selten, gehört aber in einer Zeit, in der die Geißböcke ihrem ersten Abstieg entgegen dilettierten, zu den Filetstücken der Fehlgriffe auf dem Transfermarkt. A-Nationalspieler Schwedens, Olympia-Teilnehmer, Wunschspieler von Peter Neururer – und doch reichte es in anderthalb Jahren beim FC nur zu neun Pflichtspielen.
Marco Reich 2001/02
Er kam als Rekordtransfer und ging als bis dato größter Flop in der FC-Geschichte: Marco Reich wechselte im Sommer 2001 für sechs Millionen D-Mark vom 1. FC Kaiserslautern zu den Geißböcken. Nach dem erreichten Klassenerhalt wollte der FC wieder durchstarten, weiter oben angreifen. Dafür erschien der Offensivspieler als genau der richtige Mann. Ein Jahr später ohne ein einziges Bundesliga-Tor, dafür mit dem nächsten Abstieg für die Geißböcke im Gepäck, zog Reich weiter: für ein Zehntel der gezahlten Summe nach Bremen. In den 20 Jahren seit dem Reich-Transfer hat der FC nur 17 Spieler verpflichtet, die teurer waren.
Manasseh Ishiaku 2008/09
Wenn man nach Transfers beim 1. FC Köln sucht, bei denen etwas im Vorfeld schief gegangen sein muss, kommt man schnell auf Manasseh Ishiaku. Der Nigerianer hatte 2007/08 zehn Bundesliga-Tore für Duisburg erzielt, galt aber als verletzungsanfällig. So sehr, dass der FC eigentlich hätte Abstand von dem Transfer nehmen müssen. Doch Christoph Daum wollte den bulligen Stürmer unbedingt, und so kam es, wie es kommen musste: Ishiaku fiel erst einmal vier Monate aus, traf in seiner ersten Saison für den FC nur ein Mal und wurde zu einem der größten Millionen-Flops der Vereinshistorie. Bezeichnend, dass Ishiakus Karriere nach seiner Zeit beim FC praktisch beendet war.
Chong Tese 2011/12
Winter-Transfers beim 1. FC Köln gehen schon fast traditionell schief, vor allem, wenn es Stürmer sind. Emmanuel Dennis ist das jüngste Beispiel, Lilian Laslandes ein älteres – Chong Tese jedoch das absurdeste. Der Nordkoreaner, der einst mit seinen Tränen bei der Nationalhymne seines Landes während der WM 2010 für Schlagzeilen gesorgt hatte, kam im Januar 2012 zum FC. Trainer Stale Solbakken hatte einen prominenten Ersatz für den verletzten Lukas Podolski gefordert – und bekam von Sportchef Volker Finke ohne vorherige Rücksprache Chong Tese vorgesetzt. Es war ein trauriges Beispiel für den Machtkampf zwischen Solbakken und Finke, den der FC letztlich mit dem Abstieg bezahlen musste – und Tese wurde, wie der "Express" es formulierte, zur "Anti-Tese" aller Kölner Ambitionen.
Joao Queiros 2017/18
Kein Name steht für die jüngsten Transferflops des 1. FC Köln so sehr wie Joao Queiros. Jörg Schmadtke überwies im Sommer 2017 nach der Europa-League-Qualifikation des FC sage und schreibe drei Millionen Euro an Sporting Braga. Dort spielte ein Innenverteidiger aus der portugiesischen U19. Doch Queiros wurde zum Mega-Flop. Kein Bundesliga-Spiel, nicht einmal eine Kader-Nominierung in seiner Zeit beim FC, nur 19 Regionalliga-Spiele und die Frage, was sich Schmadtke und seine Scouts dabei gedacht hatten. Böse Zungen behaupten, sie hätten bei Portugals U19 einen gewissen Diogo Queiros entdeckt, ebenfalls Innenverteidiger, und sich dann im Vornamen vertan. In Wahrheit lag mal wohl einfach nur komplett daneben.
Niklas Hauptmann kam im Sommer 2018 für 3,4 Mio. Euro von Dynamo Dresden zum Absteiger 1. FC Köln – und als Sohn des ehemaligen FC-Kapitäns Ralf Hauptmann. Sportchef Armin Veh erklärte, Hauptmann junior würde der neue Mittelfeld-Motor, auch später in der Bundesliga. In Wahrheit wurde der Transfer ein riesiges Missverständnis. Fünf Startelf-Einsätze in Liga zwei, kein einziges Pflichtspiel in der Bundesliga – dazu erst von Markus Gisdol 2020 und dann von Steffen Baumgart 2021 aussortiert und zur U21 abgeschoben.
- Eigene Recherchen des GEISSBLOG