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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Hoher Besuch: Habeck erhält Hinweis auf "wichtiges Thema"
So einen Gast hat der 1. FC Köln lange nicht mehr willkommen heißen dürfen. Vize-Kanzler Robert Habeck besuchte das Geißbockheim am Dienstagabend.
Es ist sieben Jahre her, da besuchte Bundeskanzlerin den 1. FC Köln im RheinEnergieStadion und informierte sich zur Arbeit der FC-Stiftung in Sachen Integration. Sieben Jahre später haben die Geißböcke einen ähnlich hohen Gast am Geißbockheim begrüßt. Mit Robert Habeck kam der Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister zum FC.
Der 54-Jährige nutzte seine jährliche Sommerreise im Westen der Republik für einen Abend im Kölner Grüngürtel. Eine kleine Talkrunde mit Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Philipp Türoff machte den Auftakt, ehe Habeck mit seiner Entourage und den FC-Verantwortlichen das EM-Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich verfolgte. Mit dabei: ein Grillbüffet mit Würstchen, Spießen, Halloumi und Salaten.
Habeck nimmt wichtiges Vereinsthema mit
"Das ist schon fett, vielen Dank", freute sich Habeck über die gutbürgerliche Verpflegung und stieß mit einem Kölsch auf den Abend an. Der Spitzenpolitiker der Grünen war jedoch nicht nur aus Spaß beim Bundesliga-Absteiger zu Besuch. Es sollte auch um einige wichtige Themen gehen. Die ehrenamtliche Arbeit im Fußball, die Verantwortung in Krisenzeiten und die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs.
"Wenn die Dinge nicht gut laufen, muss man die Krise annehmen", sagte Habeck. "Wenn man sich nur beklagt, hat man keine Chance. Eine Krise ist ein Arbeitsauftrag, sich da wieder auszukämpfen." Selbstmitleid, ergänzte Habeck, "sei das Falscheste". Der FC kann beim Thema Krise bekanntlich mitreden, stolperte man doch selbst in den letzten Jahren von einer in die nächste.
Habeck nannte Beispiele aus der Energiekrise und wie selbst kurze Aussagen in seiner Funktion Aktienkurse und Branchenbewegungen beeinflussen können. Der Politiker nahm aber auch ein für den FC "wichtiges Thema" mit nach Hause. Denn die Geißböcke hatten zuletzt als eingetragener Verein mit einer Prüfung zu kämpfen, wo das Ehrenamt aufhört und wo die Verpflichtung zur Zahlung des Mindestlohnes anfängt. Das Ehrenamt ist bekanntlich für viele Vereine in Deutschland die Grundvoraussetzung zur Existenz. Habeck räumte ein, dass er sich dieses Problems noch nicht bewusst war.
Habeck will nicht auf EM-Gewinner tippen
Und dann kam das Gespräch doch noch auf das Unvermeidliche zu sprechen: auf den aktuell stockenden Ausbau des Geißbockheims, seit Jahren verhindert durch die Grünen in der Kölner Regierung. "Woran scheitert das?", wollte Habeck wissen, als Türoff das Thema einleitete. Ohne Details zu erfahren, versprach Habeck: "Wenn Sie mir einen Hinweis geben, nehme ich den mit." Schließlich habe er Kontakte in die Landespolitik. Wolf entgegnete: "Machen wir! Aber hinterher, nicht hier auf offener Bühne."
So blieb schließlich nur noch, dass sich Habeck für die Gastfreundschaft bedankte und von Präsident Wolf einen schmucken Gips-Hennes überreicht bekam. Das Halbfinale Spanien gegen Frankreich begann nur wenige Minuten nach Ende der Talkrunde. "Man weiß gar nicht, zu wem man halten soll nach dem unverdienten Ausscheiden unserer Mannschaft", blieb Habeck für den Ausgang der Partie diplomatisch.
- Eigene Beobachtungen