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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Talente-Flucht am Geißbockheim Nächster Nachwuchsspieler verlässt den FC
Der 1. FC Köln verliert im Sommer das nächste Talent. Die "Geißböcke" haben immer größere Probleme, ihre eigenen Nachwuchsspieler zu halten.
Wenn man beim 1. FC Köln über verlorene Talente spricht, fällt unweigerlich der Name Florian Wirtz. Der angehende Deutsche Meister von Bayer 04 Leverkusen wurde jahrelang im Kölner Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet und wechselte Anfang 2020 für eine geringe sechsstellige Summe. Inzwischen wird der Marktwert des 20-Jährigen auf über 100 Millionen Euro beziffert.
Beim 1. FC Köln hatte man aus diesem Fehler lernen wollen. Die "Geißböcke" wollten sich frühzeitig um ihre Talente bemühen, ihnen eine sportliche Perspektive aufzeigen und sie langfristig an den Verein binden. Unmittelbar nach dem Wirtz-Fiasko hatte dies auch zahlreiche Vertragsverlängerungen von Jugendspielern zur Folge. Nur, dass freilich nicht alle einen ähnlichen Weg wie der heutige Nationalspieler eingeschlagen haben.
Diehl-Abgang nur der Anfang
Inzwischen scheinen sich jedoch immer mehr eigene Nachwuchsspieler vom 1. FC Köln abzuwenden. Das prominenteste Beispiel ist dabei sicherlich Justin Diehl. Der hoch veranlagte Angreifer wird zur kommenden Saison wohl ablösefrei zum VfB Stuttgart wechseln. Diehl hatte seine Entscheidung dabei schon frühzeitig kommuniziert und war deswegen vor der Saison zur U21 geschickt worden.
Im Winter wurde der 19-Jährige jedoch begnadigt und stand unter Timo Schultz sogar zum ersten Mal in der Bundesliga in der Startelf. Geändert hat dies jedoch nichts an Diehls Entscheidung, seinen Heimat- und Ausbildungsverein nach 13 Jahren zu verlassen. Der 1. FC Köln verliert damit sein nächstes Top-Talent.
Diehl ist jedoch nicht der einzige Spieler aus dem Kölner Nachwuchs, der den Verein im Sommer verlassen wird. Auch Pierre Nadjombe wird die "Geißböcke" verlassen und sich dem 1. FC Magdeburg anschließen. Dem Rechtsverteidiger, dem in dieser Saison der Durchbruch bei der U21 gelungen war, fehlte es an einer sportlichen Perspektive mit Blick auf den Profibereich. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung für die Regionalliga-Mannschaft lehnte der gebürtige Kölner ab.
Weiterer Pokalsieger verlässt den FC
Darüber hinaus wird mit Matti Wagner das nächste Talent den 1. FC Köln im Sommer verlassen. Der Abschied des deutschen U19-Nationalspielers ist beschlossen, die Verantwortlichen um Sportchef Christian Keller und NLZ-Leiter Lukas Berg sind bereits informiert. Einzig der neue Verein des Linksverteidigers ist noch unbekannt.
Der 18-Jährige, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit Diehl mit den A-Junioren den DFB-Pokal gewinnen konnte, könnte eigentlich noch für die U19 auflaufen. Durch starke Leistungen hat sich der Abwehrspieler jedoch bereits für die U21 empfohlen und machte bereits sieben Spiele in der Regionalliga West. Viele weitere Partien werden für den Spieler, der seit 2016 am Geißbockheim spielt, aber nicht mehr hinzukommen.
Wie geht es mit dem Weltmeister weiter?
Und dann wäre da noch Fayssal Harchaoui. Der gebürtige Bergheimer konnte im Dezember 2023 mit der deutschen U17-Nationalmannschaft den WM-Titel feiern. Dabei gehörte der Mittelfeldspieler zu den besten Spielern des Turniers, ein konkretes Angebot zur Vertragsverlängerung ist beim FC jedoch bislang ausgeblieben.
Zwar ist Harchaoui ohnehin noch bis zum Sommer 2025 an den FC gebunden. Akuter Handlungsbedarf besteht aufseiten des FC demnach nicht. Dennoch werden es sich die Kölner kaum erlauben können, den Weltmeister mit einem auslaufenden Vertrag in die neue Saison zu schicken, um den Spieler dann im darauffolgenden Jahr womöglich ebenfalls ablösefrei zu verlieren.
Wären all die abwanderungswilligen Nachwuchsspieler nicht schon schlechtes Zeichen genug für den 1. FC Köln, schwebt zudem noch die Transfersperre wie ein Damoklesschwert über dem Geißbockheim. Immerhin können die Kölner zur kommenden Saison keine neuen Spieler verpflichten. Jeder Abgang eines weiteren Talentes schwächt den FC damit nicht nur mittel- bis langfristig, sondern auch in ganz naher Zukunft.
- Geissblog