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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Serie "Helden des Monats" Jugendring: Ehrenamtspreis für politische Bildung
In der Kategorie "Gruppen" zeichnete die Stadt Köln beim diesjährigen Ehrenamtspreis den Kölner Jugendring aus. Der rief 2023 zum ersten Mal ein besonderes Festival aus.
Der Kölner Jugendring, ein Zusammenschluss von 22 Jugendverbänden und - organisationen, feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Mit besonderem Engagement arbeitet Torsten Buff, der 37-jährige Geschäftsführer des Kölner Jugendrings, daran, jungen Menschen in Köln Gehör zu verschaffen. Buff, Vater von zwei Töchtern, sieht seine Rolle vor allem darin, das Ehrenamt im Jugendring zu unterstützen und die organisatorischen Aufgaben im Hintergrund zu übernehmen.
"Mein Chef ist 20, mein stellvertretender Chef 22", erklärt er und verdeutlicht damit die Struktur des Jugendrings, in dem junge Menschen ehrenamtlich die Führung übernehmen. Buff beschreibt sich und sein Team als das "Backoffice" für die Ehrenamtlichen, die vor Ort Projekte umsetzen und sich in die Stadtpolitik einbringen.
Ein besonderes Projekt des Jugendrings ist das Demokratiefestival "Turn Up in CGN", das 2023 ins Leben gerufen wurde. Es findet in benachteiligten Stadtteilen Kölns statt und zielt darauf ab, Politik und Jugendliche auf Augenhöhe zusammenzubringen. "Wir wollen keine klassischen Podiumsdiskussionen, sondern einen Dialog, bei dem die Erwachsenen auch die Sprache der jungen Menschen verstehen", erklärt Buff. Mit rund 6.000 Jugendlichen, die 2023 in Porz teilnahmen, sei das Projekt ein voller Erfolg gewesen. "Fridays for Future ist ein positives Beispiel dafür, dass die Politik auf junge Menschen zugehen kann", sagt Buff.
"Werkstatt der Demokratie"
Doch Buff und sein Team stehen auch vor Herausforderungen, besonders in der Arbeit mit Jugendlichen aus sozial benachteiligten Stadtteilen. "Wir wissen, dass wir die jungen Menschen mit klassischen Angeboten nicht erreichen." Daher gehe der Kölner Jugendring bewusst dorthin, wo sich Jugendliche aufhalten. "Junge Menschen haben eine Meinung, oft auch eine komplexe, aber sie werden kaum gehört", betont er.
Ein weiterer zentraler Punkt seiner Arbeit sei die Auseinandersetzung mit politischen Tendenzen junger Menschen. Buff verweist auf die Wahlergebnisse aus Thüringen, Brandenburg und Sachsen, wo viele Jugendliche die AfD gewählt haben. "Einfache Lösungen treffen unreflektiert auf junge Menschen, und dann zieht das, wenn niemand mit ihnen reflektiert", warnt Buff. Die AfD hätten viele Jugendliche aus Protest gewählt. Umso wichtiger sei es, dass Organisationen wie der Kölner Jugendring junge Menschen aufklären und ihnen helfen, zu verstehen, dass populistische Aussagen oft auf Fremdenfeindlichkeit beruhen.
Mit Projekten wie "Turn Up in CGN" und einer klaren Fokussierung auf Demokratiebildung sieht Torsten Buff die Arbeit des Jugendrings als "Werkstatt der Demokratie". "Kinder und Jugendliche sind die Zukunft", betont Buff. "Und die Zukunft braucht eine starke, demokratische Stimme."
- Gespräch mit Torsten Buff