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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schnäppchen oder überteuert? Schatzsucher durchkämmen das Kölner Fundbüro
Die besinnliche Zeit steht vor der Tür. Wer seine Geschenke noch nicht beisammen hat, könnte vielleicht im Fundbüro etwas ergattern.
Am Mittwochmorgen gegen 9.50 Uhr stehen bereits mehrere Menschen in einer Schlange vor dem Fundbüro in Köln-Kalk – und sie wird länger. Es ist Nikolaus und die Stadt veranstaltet eine besondere Shopping-Aktion: einen Fundsachenverkauf. Die Menschen kommen her, um sich auf die Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk zu machen.
Einen Haken aber gibt es: mehr als drei Teile pro Person sind nicht erlaubt. Zwei Security-Männer bewachen sogar die Eingangstür, während die Menschen hineinströmen. Doch für alle auf einmal ist kein Platz. Ein Teil der Menschen muss vor der Tür warten, bis sie an der Reihe sind. "Für jedes Portemonnaie haben wir Fundsachen oder Geschenke", sagt Selma Sacco, Leiterin des Fundbüros im Gespräch mit t-online. Der Preisrahmen liegt zwischen einem und 600 Euro. Mit Karte zahlen geht nicht.
Kuriose Funde: Was es zu entdecken gibt
Der Verkauf findet in zwei Räumen statt. Die ersten Besucher bahnen sich ihren Weg in den kleineren Nebenraum, wo Fahrräder, Uhren, Armbänder und Ringe angeboten werden. Der Schmuck ist schnell weg. Im größeren Hauptraum befinden sich Kleidungsstücke für Babys, Kinder und Erwachsene, Taschen, hochwertige Smartphones und Kameras.
Das kurioseste Fundstück laut Selma Sacco: Sechs Kehrbesen mit roten Borsten, die anscheinend auf einmal verloren wurden. Außerdem gibt es einen Kindersitz fürs Auto, eine Winterjacke von Wellensteyn, Tennisschläger und City-Roller für Kinder.
"Wenn Sie mich heute fragen, was mich glücklich machen würde: Alles wegzubekommen. Und persönlich, dass sich die Menschen freuen, noch ein Weihnachtsgeschenk zu haben – für sich oder die Familie", so Sacco. "Wenn etwas übrig bliebe, würde ich mir auch etwas aussuchen, primär dann im Schmuckbereich", sagt sie.
Besucher empfinden Angebote als "zu teuer"
Doch die stöbernden Besucher empfinden die Preise als zu hoch. In dem höchsten Preissegment liegen die Fahrräder und die Smartphones von Samsung und Apple. Es sollen um die 60 Handys sein, sagt ein Mitarbeiter. Das teuerste Handy ist dabei das Samsung Galaxy S22 für 550 Euro, dann folgt das Apple iPhone 13 128 GB für 500 Euro. Viel zu teuer für Fundstücke ohne Garantie, finden Tom und Michael.
"Bei den Smartphones weißt du nicht genau, was du bekommst. Und dann diese hohen Preise, auch für ältere Technikprodukte", sagt Tom. Die beiden sind aus Neugier hier, auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem. "Leider ist heute nicht unser Glückstag", sagen sie. Das bedeute aber nicht, dass andere hier nicht fündig werden, so Michael.
Rund 500 Fundsachen werden angeboten
Auch Carmen und Marc, ein Ehepaar aus Köln, finden die Fundstücke zu teuer – besonders die Technik. Sie haben sich ein Limit von 150 Euro gesetzt. "Hätten wir mal 450 draufgelegt", scherzt Marc. Sie hatten sich Schnäppchen erhofft – in erster Linie für sich selbst, nicht als Geschenke. "Wenn uns aber etwas angelächelt hätte, hätten wir auch für die Familie zugeschlagen."
Insgesamt wurden 143 von knapp 500 Fundsachen verkauft. Eingenommen hat die Stadt Köln dadurch 4.295 Euro, sagt Ines Rakoczy aus dem Fundbüro auf Nachfrage von t-online. Das eingenommene Geld kommt der Stadtkasse zugute.
- Reporterin vor Ort
- Telefonat mit Ines Rakoczy vom Fundbüro Köln-Kalk