t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Ditib-Moschee in Köln: Wie kam der Taliban-Funktionär nach Europa?


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Ditib-Eklat in Köln
Wie kam der Taliban-Funktionär nach Deutschland


Aktualisiert am 18.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein Foto, das Abdulbari Omar im Internet veröffentlichte, zeigt den Taliban-Funktionär zusammen mit dem niederländischen Gesundheitsminister Ernst Kuipers (l.).Vergrößern des Bildes
Ein Foto, das Abdulbari Omar im Internet veröffentlichte, zeigt den Taliban-Funktionär zusammen mit dem niederländischen Gesundheitsminister Ernst Kuipers (l.). (Quelle: DAB_Omer auf Plattform X )

Der Taliban-Funktionär Abdulbari Omar kam ungehindert nach Deutschland, um für die Terrororganisation zu werben. Zuvor nahm er an einer WHO-Konferenz in den Niederlanden teil. Wie konnte das passieren?

In einem voll besetzten Saal der Ditib-Moschee in Köln-Chorweiler hat der Taliban-Funktionär Abdulbari Omar für die Terrororganisation geworben und um Spenden getrommelt. Einen Ausschnitt des Vortrages des Direktors der Nationalen Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde der Taliban hatte Civan Akbulut, Mitglied des Integrationsrats Essen, am Freitag auf der Plattform X, ehemals Twitter, veröffentlicht.

Unklar ist, wie und zu welchem Zeitpunkt der Taliban-Funktionär nach Deutschland einreiste. Ein Visum vom Auswärtigen Amt hat Omar jedenfalls nicht erhalten, wie das Amt am Freitag auf X mitteilte. Das AA betonte zudem, dass die Bundesregierung die Menschenrechtslage in Afghanistan missbillige. "Solange die Taliban in Afghanistan in eklatanter Weise die Menschenrechte, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen, mit Füßen treten, wird es keine Normalisierung mit dem Taliban-Regime geben."

Allerdings steht der Taliban-Funktionär laut Bild-Zeitung nicht auf einer Sanktionsliste Deutschlands oder der EU. Das heißt, ein Reiseverbot für die gesamte Europäische Union besteht für den Afghanen nicht.

Wirbel um Foto mit dem niederländischen Gesundheitsminister

Klar ist: Am 6. November hat Abdulbari Omar offiziell an einer Konferenz des "World Local Production Forum" im niederländischen Den Haag teilgenommen.

Ein Foto, das er selbst auf X postete, zeigt ihn zusammen mit dem niederländischen Gesundheitsminister Ernst Kuipers auf der Veranstaltung. Auch das Medium "Afghanistan International" berichtete von der Teilnahme am WHO-Forum. Zudem teilte die nationale afghanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde am 6. November auf der Plattform X mit, dass der Generaldirektor offiziell am Forum teilgenommen habe.

Minister meldet sich zu Wort

Neben der Frage, wie es sein kann, dass ein Taliban-Funktionär ungehindert für die Terrororganisation in Deutschland werben konnte, gibt auch das Zustandekommen des gemeinsamen Fotos von Omar und dem niederländischen Gesundheitsminister Rätsel auf.

Am Samstagnachmittag meldete sich der niederländischen Gesundheitsminister auf X zu Wort: Er wusste demnach nicht, wer diese Person war. "Das war ein Fehler, der auf keinen Fall hätte passieren dürfen, und ich bereue es", postete Ernst Kuipers. "Selbstverständlich will ich in keiner Weise assoziiert werden mit diesem schrecklichen Regime: Ich stehe für Menschenrechte und besonders Frauenrechte", teilte der Minister weiter mit.

Laut Kuipers wollen die Niederlande die Anwesenheit des Taliban-Funktionärs bei der Konferenz nun untersuchen. Es werde nun untersucht, wie das möglich war, teilte Kuipers weiter mit.

Schnellste Route nach Deutschland führt über A57

Sehr wahrscheinlich ist es insofern, dass Omar mit einem Schengen-Visum nach Deutschland eingereist ist. Vom World Forum in Den Haag, dem Veranstaltungsort der WHO-Konferenz, dauert es mit dem Auto bis zur Ditib-Moschee nach Köln-Chorweiler etwa 3 Stunden und 15 Minuten. Mit dem Zug dauert es von Den Haag bis nach Köln-Chorweiler über viereinhalb Stunden.

Die schnellste Route mit dem Auto führt von Den Haag über die A77 und den Grenzübergang bei Goch auf die A57 nach Deutschland. An den Grenzübergängen zwischen Deutschland und den Niederlanden finden bei der Einreise in die Niederlande sowie der Rückreise nach Deutschland keine systematischen Kontrollen statt.

Nancy Faeser kritisiert Auftritt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser kritisierte den Auftritt heftig und forderte Aufklärung ein. "Der Auftritt des Taliban-Vertreters in Köln ist vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten."

Die Taliban seien für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, sagte Faeser weiter. "Wir schützen in Deutschland viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückungsherrschaft der Taliban. Deshalb haben Taliban-Funktionäre absolut nichts zu suchen in Deutschland." Die zuständigen Behörden gingen dem Fall intensiv nach. Vom Dachverband Ditib, dem die Kölner Moschee angehört, erwarte man "eine vollständige und sehr schnelle Aufklärung, wie es zu dem Auftritt in Köln kommen konnte".

Auch die nordrhein-westfälische Staatskanzlei verurteilte den Auftritt des Taliban-Funktionärs. "Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang", sagte ein Sprecher dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Alle Details dieses Sachverhalts müssen nun vollumfänglich aufgeklärt werden."

Verwendete Quellen
  • x.com: Post von @DAB_Omer
  • x.com: Post von @AFDA1401
  • Mit Material der dpa
  • Bild.de: Wie kam der Taliban unbemerkt nach Deutschland?
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website