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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Streit um Transfersperre: Was der 1. FC Köln jetzt fürchten muss
Der 1. FC Köln kämpft gegen die von der FIFA verhängte Transfersperre. Bis zum Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) könnten Monate vergehen.
Jetzt beginnt für den 1. FC Köln das große Warten. Die zweitägige Berufungsverhandlung im Fall Jaka Cuber Potocnik, mit der die Geißböcke ihre einjährige Transfersperre kippen wollen, endete am Mittwoch wie erwartet: ohne Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs.
Im Vorfeld der CAS-Anhörung hatte es zwar Gespräche mit NK Olimpija Ljubljana – jenem Klub, von dem Sturm-Talent Potocnik im Januar 2022 nach Köln gewechselt war – gegeben, doch die Slowenen ließen eine Einigung offenbar platzen. Olimpijas Vize-Präsident Dr. Christian Dollinger erklärte nun nach Abschluss der Berufungsverhandlung der Kölnischen Rundschau: "Alle Parteien sind bei ihren Anträgen geblieben. Der CAS muss entscheiden."
Clubs bleiben bei ihren Forderungen
Bis zum Urteil aus Lausanne werden mehrere Wochen vergehen, Trainer Steffen Baumgart spricht sogar von "drei bis vier Monaten". Während Ljubljana für Potocnik eine Entschädigungszahlung in Höhe von 2,5 Millionen Euro fordert, will der FC eine Transfersperre vermeiden.
Die Vorgeschichte ist kompliziert: Am 30. Januar 2022 hatte Potocniks Familie dessen Vertrag bei Olimpija einseitig gekündigt. Verschiedene Versprechungen, unter anderem Training mit der Profi-Mannschaft, sollen nicht eingehalten worden sein. Nur einen Tag nach der Kündigung, am 31. Januar, hatte der damals 16-Jährige beim 1. FC Köln unterschrieben – weswegen der slowenische Klub dem Bundesligisten Anstiftung zum Vertragsbruch vorwirft.
Warten auf das Urteil: Diese Optionen gibt es
Dem FC gelang es in der Folge nicht, diese Vermutung zu widerlegen, die FIFA belegte die Geißböcke daher im März 2023 entsprechend ihres Reglements mit einer einjährigen Transfersperre (zwei Transferperioden). Nachdem die Kölner Berufung vor dem Internationalen Sportgerichtshof eingelegt hatten, setzte dieser die Sanktionen im Mai vorübergehend aus. Dies bleibt so, bis der CAS eine Entscheidung fällt.
Aus Sicht des FC hebt das Urteil im Bestfall den Transferbann auf. Genauso die viermonatige Sperre von Potocnik, die der inzwischen 18-Jährige im Frühjahr bereits zur Hälfte abgesessen hat. Im schlimmsten Fall jedoch dürfen die Kölner in den kommenden beiden Wechselperioden keine neuen Spieler registrieren, könnten dann de facto keinerlei Verpflichtungen tätigen.
Obendrein droht eine Entschädigungszahlung in Millionen-Höhe. Olimpijas Forderung, 2,5 Millionen Euro, stützt sich auf ein angebliches Angebot für Potocnik, das vor dessen Wechsel nach Köln von Dinamo Zagreb eingegangen sein soll. Wie belastbar diese Offerte wirklich war, war einer der Punkte, die in Lausanne beleuchtet wurden. Die FIFA hatte den FC nur zu einer Zahlung von 54.000 Euro verdonnert. Die Summe zeigt, dass der Weltverband dem angeblichen Millionen-Angebot nicht vertraute.
Baumgart gibt sich kämpferisch
Als wahrscheinlichstes Urteil gilt unter Experten eine Reduzierung der FIFA-Strafe. Die Transfersperre könnte von zwei auf eine Wechselperiode verkürzt werden. In diesem Fall dürfte der FC im kommenden Winter keine Verpflichtungen tätigen – zumindest, sofern das CAS-Urteil vor Weihnachten verkündet werden sollte. Zudem gilt als wahrscheinlich, dass Potocnik den Rest seiner Sperre nicht wird absitzen müssen.
Worauf sich die Kölner in dieser Zeit verlassen können, ist die Motivation ihres Trainers. Steffen Baumgart kündigte nun an: "Egal, wie es ausgeht - es geht hier immer weiter." Sollte die Transfersperre bestätigt werden, mache er "mit den Jungs weiter, die hier sind". Denn: "An meiner Einstellung oder Arbeit ändert das gar nichts. Egal, was kommt, egal wer da ist oder nicht – ich habe Spaß mit den Jungs. Das bleibt so, unabhängig von einem positiven oder negativen Urteil." Zumindest in diesem Punkt herrscht also Klarheit.
- Geissblog