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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.1. FC Köln Baumgart fehlt ein Sturm-Vorbild
Der 1. FC Köln tut sich mit Toren aktuell schwer. Die Gründe für die Flaute sind teils hausgemacht, das Patentrezept dagegen schwer zu finden.
Seit 364 Minuten wartet der 1. FC Köln in der Bundesliga auf ein Tor. Beim 3:0-Erfolg über Eintracht Frankfurt konnten die Geißböcke letztmalig jubeln. Brisanter wird die Situation noch dadurch, dass – zusätzlich zu einem Eigentor von Bremens Marco Friedl – fünf der letzten sechs FC-Tore durch Defensiv-Spieler gefallen sind.
Kölns Angreifer hingegen haben hingegen seit 789 Minuten das Tor nicht mehr getroffen. Zuletzt war es Steffen Tigges, der beim 7:1 gegen Werder Bremen erfolgreich war. Winter-Neuzugang Davie Selke konnte hingegen noch gar nicht treffen, während Sargis Adamyan nur auf ein mageres Bundesliga-Törchen am fünften Spieltag kommt.
Die Gründe für die derzeitige Tor-Krise sind vielfältig, daher gibt es nicht die eine Lösung für die Kölner Probleme. "Ich habe keine Lösungen, kann nicht sagen: Das und das ist der Ansatz", hatte sich Steffen Baumgart nach der 0:2-Niederlage gegen den VfL Bochum ratlos gezeigt.
FC schlägt die meisten Flanken in der Liga
Immerhin ist der FC das Team, das in der Bundesliga die meisten Flanken in den Strafraum schlägt. Gegen Bochum waren es sogar 38. Doch wenn nur 13 davon den Mitspieler finden und aus diesen Situationen keine Gefahr entsteht, müssen entweder die Hereingaben zu unpräzise sein oder die Angreifer falsch positioniert stehen.
"Ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren" nannten es unter der Woche sowohl Trainer Steffen Baumgart als auch Steffen Tigges. Der Stürmer versuchte, die Situation zu erklären: "Wir bringen von außen oft gute Bälle rein, sind dann aber in der Box nicht richtig positioniert. Wenn wir da richtig positioniert sind, kommt der Ball von außen mal nicht. Aus dem, was wir gut machen, schlagen wir kein Kapital."
Steffen Baumgart zumindest will "kein Stürmerproblem" aus der aktuellen Tor-Krise machen. Vielmehr will der Trainer seinen Spielern neue Lösungen mit an die Hand geben: "Die Jungs arbeiten, das ist der wichtigste Fakt. Da brauchen sie kein Händchenhalten vor mir."
Es fehlt das Sturm-Vorbild
Unabhängig vom fußballerischen Verbesserungspotenzial sind die aktuellen Probleme des FC hausgemacht. Im Sommer hatten es die Kölner verpasst, nach dem Abgang von Anthony Modeste für einen ansatzweise gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Stattdessen sind die Geißböcke mit drei Mittelstürmern in die Saison gegangen, die entweder bis dato nur in der Regionalliga Tore geschossen hatten (Florian Dietz), nicht fit waren (Sargis Adamyan) oder selbst erst zum Stürmer umgelernt wurden (Steffen Tigges). Auch der im Winter nachverpflichtete Davie Selke hat seit mehreren Jahren seine Torjäger-Qualitäten nicht mehr unter Beweis stellen können.
Tigges zumindest weiß um seine Defizite, spricht sie ehrlich an und versucht sie gemeinsam mit Steffen Baumgart und dem restlichen Team aufzuarbeiten. Gleichzeitig gibt der Stürmer, der seine gesamte Jugend und seine ersten Herren-Jahre als Linksaußen verbracht hat, zu: "Ich bin erst in der Dortmunder U23-Saison als Stürmer eingeplant gewesen. Deswegen muss ich noch mehr die Abläufe verinnerlichen. Ich mache noch eine Anpassungsphase durch, in der ich versuche, vom Trainer und auch von Davie alles mitzunehmen."
Erfrischend ehrliche Worte von dem Stürmer, der zwar bereits gezeigt hat, dass er in der Bundesliga Tore erzielen kann; gleichzeitig decken die Aussagen von Tigges aber auch auf, was der FC im Sommer versäumt hat. Nämlich neben den Spielern mit Entwicklungspotenzial einen Angreifer zu verpflichten, an dem Baumgarts Sturm-Lehrlinge wachsen können.
- Eigene Gedanken und Beobachtungen des Autors