Für Kardinal Woelki erstellt Bericht: Missbrauchsliste im Erzbistum Köln geschreddert
Eine Missbrauchsliste mit Priesternamen aus dem Erzbistum Köln ist offenbar vernichtet worden. Zuvor soll Erzbischof Woelki sie durchgesehen haben.
Das Erzbistum Köln hat einem Bericht des "Deutschlandfunks" zufolge bestätigt, dass 2015 eine Liste mit Namen von Priestern vernichtet wurde, die der sexualisierten Gewalt verdächtigt worden waren. Erzbischof Rainer Maria Woelki habe diese Liste damals angefordert und auch durchgesehen. Anschließend sei sie aus Datenschutzgründen geschreddert worden.
Es habe keine weiteren Maßnahmen gegen die Geistlichen gegeben, da bereits die Fachstellen des Erzbistums mit den Fällen befasst gewesen seien, teilte das Erzbistum Köln laut "Deutschlandfunk" weiter mit.
In einem Aufarbeitungsgutachten der Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger heißt es demnach, Woelki habe den Namen eines befreundeten Priesters auf der Liste entdeckt. Dies habe er den Juristen selbst mitgeteilt. Der beschuldigte Geistliche sei aber an Demenz erkrankt und nicht vernehmungsfähig gewesen. Deshalb habe Woelki keine weiteren Schritte eingeleitet.
Zusammenhang mit Fall Pilz?
Der Kardinal habe auf die ordnungsgemäße Arbeit der Fachstellen vertraut und könne sich nicht mehr an Namen erinnern, wird das Erzbistum zitiert. Damit kann auch nicht mehr nachvollzogen werden, ob der Sternsinger-Präsident Winfried Pilz womöglich auf der Liste stand.
Diesem soll bereits 2014 von Woelkis Vorgänger Joachim Meisner der Kontakt zu Minderjährigen verboten worden sein, nachdem es zuvor Anschuldigungen gegeben hatte. Vorwürfe, er habe das Bistum Dresden-Meißen – wo Pilz im Ruhestand lebte – nicht informiert, wies der Kardinal zurück. In einer eidesstattlichen Versicherung erklärte Woelki, er sei bis Juni 2022 nie mit dem Fall Pilz befasst gewesen.
Ein unter Verschluss gehaltenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche hatte eine Krise im Erzbistum Köln verursacht. Die Veröffentlichung eines neuen Missbrauchsgutachtens im März 2021 hatte dann eine weitere Welle von Vorwürfen und Kirchenaustritten ins Rollen gebracht. Die Ergebnisse brachten mindestens 300 Opfer ans Licht.
- deutschlandfunk.de: "Missbrauchsliste geschreddert"
- katholisch.de: "Für Kardinal Woelki erstellte Missbrauchsliste existiert nicht mehr"