Kiel Dreifachmord: Zeugin berichtet von Todesangst der Ehefrau
Im Dreifachmord-Prozess gegen einen Zahnarzt aus Westensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) hat eine Haushaltshilfe der erschossenen Ehefrau am Dienstag berichtet, dass die 43-Jährige Todesangst vor ihrem Mann gehabt habe. "Sie sagte, sie hat Angst vor ihm. Sie sagte, er tötet sie", erinnerte sich die 53-Jährige vor dem Kieler Landgericht unter Tränen. Einmal habe der Angeklagte eine Badezimmertür eingetreten, habe die 43-Jährige berichtet. Noch eineinhalb Wochen vor ihrer Ermordung habe die Frau gesagt, zu ihrem Schutz sei draußen eine Überwachungskamera installiert.
Die Ehefrau habe ihr auch gesagt, dass sie nur dann keine Angst habe, wenn die Kinder, Familie oder Freundinnen bei ihr im Haus seien, schilderte die Zeugin. Die vierfache Mutter schlief demnach vor lauter Angst mit zwei der Kinder in einem Bett. Sie liege die ganze Nacht wach, schrecke von Geräuschen auf, habe die Frau gesagt. Die Zeugin, die eine Übersetzerin an ihrer Seite hatte, wirkte während ihrer Vernehmung hochkonzentriert. Im Anschluss erlitt die sichtlich mitgenommene Frau außerhalb des Saales einen Schwächeanfall.
Den Ehemann beschrieb die Zeugin zuvor als Mann "mit zwei Gesichtern", "einerseits zuvorkommend, gastfreundlich, lieb und höflich". Dann wieder sei er "wie ausgewechselt, total sauer" gewesen. "Dann war es am besten, ihm aus dem Weg zu gehen."
Die Ehefrau hatte sich nach Gewalttätigkeit ihres Mannes im November 2020 von ihm getrennt, eine Gewaltschutzanordnung erwirkt und strebte die Scheidung an. Sie hatte auch einen neuen Mann kennengelernt. Als sie diesen am 19. Mai in Dänischenhagen besuchte, soll der Angeklagte die Frau und ihren Bekannten erschossen haben. Kurz darauf soll er einen weiteren Mann in Kiel erschossen haben. Der Angeklagte schweigt bisher. Das Schwurgericht will am fünften Verhandlungstag auch den Rechtsanwalt der Getöteten hören.