Halle (Saale) Agenturen wollen Geflüchtete in ihre Berufe vermitteln
Die Folgen der Ukraine-Krise für den Arbeitsmarkt sind laut Experten noch nicht absehbar. Zunächst gehe es um humanitäre Hilfe, sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Markus Behrens, am Dienstag. Es gebe eine hohe Bereitschaft von Arbeitgebern, Geflüchtete in das Berufsleben zu integrieren. Bisher hätten sich bei den Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt und Thüringen erst 100 Geflüchtete aus der Ukraine gemeldet. "Ich gehe davon aus, dass die Zahl steigen wird", sagte Behrens.
Ziel der Arbeitsagenturen sei es, Geflüchtete vor allem in eine adäquate Beschäftigung zu vermitteln und damit entsprechend ihrer Qualifikation. "Wir wollen nicht Lücken schließen in Helferjobs", sagte Behrens. Unter den Geflüchteten gebe es einen relativ hohen Anteil an Akademikern bei Frauen. Allerdings gebe es für den Arbeitsmarkt noch viele Unsicherheiten. Es sei unklar, wie viele Geflüchtete in Sachsen-Anhalt und Thüringen bleiben oder in die Ukraine zurückgehen werden.
Behrens betonte zugleich, dass die Arbeitsagenturen angesichts des demografischen Wandels noch mehr Menschen aus dem Ausland anwerben werden, da es an Arbeitskräften insgesamt mangele. "Es gibt nahezu in allen Bereichen eine Nachfrage", sagte er. Fachkräfte würden zunehmend auch im gewerblich-technischen Bereich gesucht, zum Beispiel Ingenieure, in der Logistik, im Bereich der Digitalisierung. Drängend sei das Problem im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Altenpflege.
Um den Bedarf an Beschäftigten zu decken, sollen noch gezielter als bisher Arbeitslose und Beschäftigte mit geringer Qualifikation, Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge, die mit der Krise 2015/2016 gekommen sind, weitergebildet werden. Das Geld dafür sei da, so Behrens. Zudem soll möglichst jeder Schulabgänger in eine Berufsausbildung vermittelt werden, da die Anforderungen an einen Job eher steigen werden. "Damit die Unternehmen wachsen können, brauchen sie Personal. Ohne Fachkräfte wird es nicht gehen", sagte Behrens. In Sachsen-Anhalt waren zuletzt (Mitte März 2022) rund 77 300 Arbeitslose registriert, in Thüringen waren es 56 400 Menschen.