Magdeburg Inzidenz geht auf 2000er-Marke zu: Kritik an Lockerungen
Die Corona-Inzidenz in Sachsen-Anhalt geht stark auf die 2000er-Marke zu. Nach einem erneuten Anstieg gab das Robert Koch-Institut die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitag mit 1994,5 an - am Vortag lag der Wert bei 1972,1. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen 24 Stunden 8362 Neuinfektionen und 14 weitere Todesfälle. Seit Beginn der Pandemie sind in Sachsen-Anhalt nachweislich 4895 Menschen im Zusammenhang mit Corona gestorben.
Die niedrigste Ansteckungsrate landesweit verzeichnet zurzeit Magdeburg (771,9). Die höchste Inzidenz gab das RKI für den Landkreis Harz (2893,2) an. Bundesweit lag der Wert am Freitag bei 1706,3. Und Corona legt weiterhin Schulen lahm: An rund 9 Prozent der Schulen in Sachsen-Anhalt ist der Präsenzbetrieb derzeit coronabedingt eingeschränkt. An 58 von 636 Schulen sind wegen aktueller Covid-19-Fälle Klassen oder Lerngruppen im Distanzunterricht, wie aus Zahlen des Bildungsministeriums hervorgeht.
Zum Stichtag Donnerstag waren 7290 Schüler infiziert, das entsprach knapp fünf Prozent (Vorwoche: 3,8 Prozent). Der Anteil der als positiv getesteten Lehrkräfte lag bei gut 7,3 Prozent, das waren 837 von gut 11 400. Hinzu kamen knapp 5000 Schüler und 147 Lehrer in Quarantäne, die nicht selbst infiziert waren.
Unterdessen hat der Bundestag den Weg für ein Ende der meisten Corona-Beschränkungen freigemacht - die Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt, Katja Pähle, gehört zu den Kritikerinnen des Vorgehens. "Dass der Bundestag auf Druck der FDP das Infektionsschutzgesetz schon jetzt so stark lockert, kommt deutlich zu früh", erklärte Pähle in Magdeburg. "Die Entwicklung bei Corona ist besorgniserregend: steigende Inzidenzzahlen, steigende Hospitalisierungsrate und steigende Belegung der Intensivstationen, bei allerdings insgesamt weniger schweren Verläufen als vor der Impfkampagne."
Pähle sieht es als positiv an, dass Sachsen-Anhalts Landesregierung die Übergangsfrist nutzt und so viele Regelungen wie möglich bis zum 2. April in Kraft lässt. Ab Sonntag soll es nur noch wenige allgemeine Vorgaben zu Masken und Tests in Einrichtungen für gefährdete Gruppen geben. In Bussen und Bahnen soll weiterhin Maskenpflicht gelten können. Für regionale sogenannte Hotspots kann es weitergehende Beschränkungen geben, wenn das Landesparlament für diese eine besonders kritische Corona-Lage feststellt.
Kritik kam auch von der AfD-Landtagsfraktion. Ulrich Siegmund, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion, sagte: "Selbst verbleibende Maßnahmen, bis auf einen Schutz in Gesundheitseinrichtungen, sind faktisch nicht begründbar, die Regierung hat sich verrannt."
Dagegen lobte der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Stendal, Marcus Faber, die Entscheidung des Bundestages. "Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz kehren wir weitgehend zur Normalität zurück", erklärte er. Bei einer veränderten Lage könnten die Länder per Parlamentsbeschluss weitergehende Maßnahmen verhängen. "Wir bleiben jederzeit handlungsfähig, in den Ländern, wie auch im Bund."
Der Allgemeine Arbeitgeberverband der Wirtschaft für Sachsen-Anhalt (AVW) beklagt die aus seiner Sicht unzureichenden Regelungen in der neuen Corona-Arbeitsschutzverordnung. Es sei unklar, auf welcher Rechtsgrundlage und mit welchen Befugnissen der Arbeitgeber etwaige Maßnahmen anordnen dürfe, teilte der AVW mit. Außerdem kritisierte der Verband die Streichung der 3G-Nachweispflicht. Dem Arbeitgeber sei es nicht mehr möglich, den Impf- oder Genesungsstatus für die gegebenenfalls abzuleitenden Maßnahmen zu berücksichtigen.