Regional "Zeynep" verursacht große Schäden in Mecklenburg-Vorpommern
Das Orkantief "Zeynep" hat auf seinem Weg über Mecklenburg-Vorpommern in der Nacht zum Samstag zahlreiche Schäden und mehr als 1000 Einsätze von Polizei und Feuerwehr verursacht. Schwerverletzte oder gar Tote waren jedoch nicht zu beklagen. In Westmecklenburg, der Prignitz und im Amt Neuhaus fiel örtlich in bis zu 17 000 Haushalten der Strom aus. Katastrophale Schäden meldete der Bund Deutscher Forstleute (BDF) in den Wäldern im Nordosten.
Alleine in Schwerin zählte die Feuerwehr mehr als 300 Einsätze. Meist habe es sich dabei um Sachschäden gehandelt, sagte ein Sprecher am frühen Morgen. Ein Mann wurde leicht verletzt, als ein Baum auf sein Auto fiel. Auch weiter östlich im Gebiet Neubrandenburg gab es für die Einsatzkräfte immer mehr Einsätze. "Die Telefone laufen so langsam heiß bei uns", sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Neubrandenburg in der Nacht.
Im Polizeipräsidium Neubrandenburg gingen zwischen 22.00 Uhr am Freitag und 9.00 Uhr am Samstag 135 Notrufe ein. Die meisten Meldungen bezogen sich den Angaben zufolge auf umgestürzte Bäume auf Fahrbahnen. Insgesamt wurden drei Personen leicht verletzt. Die Gesamtschadenshöhe belaufe sich auf knapp 200 000 Euro.
Ein Autofahrer prallte mit seinem Wagen in Zurow im Landkreis Nordwestmecklenburg gegen einen auf die Straße gekippten Baum. Der 58 Jahre alte Mann wurde mit einer Gehirnerschütterung in ein Krankenhaus gebracht, wie die Polizei mitteilte.
Der Landkreis Vorpommern-Rügen verzeichnete in der Leitstelle innerhalb von 24 Stunden rund 1000 Anrufe und rund 600 Einsätze bis zum Morgen. Es habe viele Sachschäden an Häusern, Garagen und Autos durch umgestürzte Bäume gegeben. Die Straßen seien weitestgehend frei, aber die Bahnstrecke Stralsund - Rostock war wegen Bäumen im Gleisbett blockiert, teilte eine Sprecherin des Kreises mit. "Die Gesamtsituation hat sich deutlich beruhigt."
In Stralsund und in Rostock zählte die Feuerwehr bis in die frühen Morgenstunden jeweils 80 Einsätze. "Es war bisher weniger los als gedacht", sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Rostock in der Nacht. Größere Einsätze seien ausgeblieben. Meist sei es um die Beseitigung von abgebrochenen Ästen und Teilen von Gebäuden gegangen.
Im Gebiet der Wemag Netz GmbH in Westmecklenburg, der Prignitz und im Amt Neuhaus fiel örtlich der Strom aus. Im Laufe der Nacht seien bis zu 17 000 Haushalte betroffen gewesen, teilte das Unternehmen mit. Alle Mitarbeiter seien im Einsatz, um die Störungen möglichst schnell zu beseitigen. Die Arbeiten seien aber durch die weiterhin schwierigen Witterungsverhältnisse und umgekippte Bäume erschwert. Wie lange die Wiederversorgung im Einzelfall dauere, könne noch nicht gesagt werden. Die Wemag hat nach eigenen Angaben einen Krisenstab eingerichtet.
Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) beklagte in den Wäldern katastrophale Sturmschäden. Der Verband gehe davon aus, dass in der Nacht zu Samstag doppelt so viele Festmeter Holz zu Boden gegangen seien wie vor rund drei Wochen beim Orkan "Nadia" mit mehr als 300 000 Festmetern. "Dies ist ein Riesenschaden nicht nur für den Landeswald, sondern eine Katastrophe für den gesamten Waldbesitz", sagte Mecklenburg-Vorpommerns BDF-Vorsitzender Peter Rabe. Es sei in kurzer Zeit mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Jahreshiebsmenge zu Bruch gegangen.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der Greifswalder Stadtförster Bent Knoll. Seien beim ersten Sturm im Januar schon rund 10 000 Festmeter Holz, vorwiegend Fichten, gefallen, schätze er, dass es nun noch einmal so viele Festmeter seien - hauptsächlich Kiefern, Lärchen oder Douglasien, aber auch viel Laubholz wie Buchen oder Birken. "Die Lage ist verheerend", sagte Knoll.
Die Deutsche Bahn hatte den Fernverkehr in Norddeutschland im Laufe des Freitags eingestellt. Auch die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg) reagierte auf die Wetterlage und schränkte den Verkehr auf ihren Linien in Mecklenburg-Vorpommern vorübergehend ein oder unterbrach ihn. Die Fährreederei Scandlines hatte ihre Fahrten zwischen Rostock und dem dänischen Gedser bis Samstagmittag eingestellt.
Der Sturm aus westlichen Richtungen trieb das Wasser der Ostsee von den Küsten weg, so dass es am Samstagmorgen niedrige Wasserstände geben sollte. Später, wenn der Wind nachgelassen hat und das Wasser zurückfließt, ist wegen des sogenannten Badewanneneffekts wieder mit höheren Wasserständen zu rechnen.