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Den Norden erwarten wieder Orkanböen und Sturmflut


Hamburg
Den Norden erwarten wieder Orkanböen und Sturmflut

Von dpa
18.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Sturm - Schleswig-HolsteinVergrößern des Bildes
Die Gischt der aufgepeitschten Nordsee überflutet bei Sturm den Fähranleger Dagebüll. (Quelle: Bodo Marks//dpa/dpa-bilder)

Hamburg und Schleswig-Holstein bereiten sich erneut auf Orkan und Sturmflut vor. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor extremen Orkanböen an der Nordsee bis zu 160 Kilometer pro Stunde ab Freitagnachmittag. Erst in der Nacht zu Donnerstag hatte ein Sturm zu Hunderten Einsätzen von Feuerwehren und Rettungsdiensten geführt.

Es bestehe Lebensgefahr durch Sturmschäden wie umstürzende Bäume und herabstürzende Gegenstände, teilte der DWD mit. Türen und Fester sollten geschlossen und Gegenstände im Freien gesichert werden. Menschen sollten den Aufenthalt im Freien meiden und Abstand zu Gebäuden, Bäumen, Gerüsten und Hochspannungsleitungen halten. Der DWD rät, Autofahrten zu vermeiden und Fahrzeuge nach Möglichkeit in Garagen abzustellen. Erst in den Frühstunden des Samstags soll der Sturm wieder nachlassen.

An der Nordseeküste wird es eine Sturmflut geben, in Hamburg nach der Prognose des Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von drei Metern über dem normalen Hochwasser in der Nacht zu Samstag. Der höchste Wasserstand werde wahrscheinlich zwischen 5.00 Uhr und 6.00 Uhr am Samstagmorgen erreicht, sagte Bernd Brügge vom BSH.

Für Schutzeinrichtungen und Deiche werde das aber nicht zum Problem. Brügge erinnerte an die Sturmflut von 1976, die 4,64 Meter über dem mittleren Hochwasser in der Hansestadt erreicht hatte. Für Schleswig-Holstein rechnet das BSH in Büsum mit 2,5 Metern über dem normalen Hochwasser, am Eidersperrwerk mit 3,0 Metern.

Wetterexperte Frank Böttcher schätzt den heranziehenden Sturm an der oberen Grenze dessen ein, was meteorologisch an der Küste möglich sei. Er könne historische Dimensionen erreichen. Dass dennoch keine höhere Sturmflut erwartet wird, liegt nach Brügges Angaben unter anderem am zeitlichen Ablauf. Das stärkste Windfeld und das Hochwasser fielen zeitlich nicht zusammen. Zu einer sehr schweren Sturmflut, die bei 3,5 Metern über dem normalen Hochwasser beginnt, werde es wahrscheinlich nicht kommen. "Das sehen wir zur Zeit noch nicht", sagte Brügge.

Die Deutsche Bahn kündigte an, den Fernverkehr in Norddeutschland und den Regionalverkehr in Teilen Norddeutschlands am Freitag nach und nach einzustellen. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, teilte das Unternehmen mit. Der regionale Metronom-Zugverkehr auf den Strecken Hamburg - Bremen, Hannover - Uelzen - Hamburg sowie Göttingen - Hannover sollte vom Mittag an wetterbedingt schrittweise eingestellt werden. Auch Schiffsverbindungen zu den Inseln und Halligen fallen am Freitagnachmittag aus, wie die Reedereien mitteilten.

Der stellvertretende Direktor des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, Michael Kruse, sagte: "Die Küsten und Deiche sind sicher." Drei Meter über dem mittleren Hochwasser seien nicht besorgniserregend. Die Entwicklung werde aufmerksam beobachtet. In Husum sei ein kleiner Stab des LKN zusammengezogen worden.

Auch die Halligen wappneten sich für stürmische Stunden. "Wir rechnen mit viel Wind, mit mehr als bei den letzten Stürmen", sagte Grödes Bürgermeister Jürgen Kolk. Außerdem würden 2,25 bis 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. "Wir sind vorbereitet", sagte Kolk. Es seien keine Tiere und Fahrzeuge mehr auf den Salzwiesen. "Wir werden kein Nordseewasser in die Warft bekommen." Das drohe erst bei einem Wasserstand von 3,50 Metern. "Noch ist das Dach heil", sagte Kolk. "Mal gucken, was die kommende Nacht bringt."

Auf Langeneß ist seit Tagen landunter. "Der Februar ist ganz verrückt", sagte Vize-Bürgermeister Malte Karau. In diesem Monat sei dies wohl schon zehn bis zwölf Mal der Fall gewesen. "Die Leute hier sind vorbereitet." Türen seien besonders zur Windseite hin zusätzlich gesichert worden. Die Loren stünden sicher auf den Warften.

Die Bürgermeisterin von Hallig Hooge, Katja Just, nutzte am Freitagvormittag noch die Fähre vom Festland. "Der Wind nimmt stetig zu, die See ist kabbelig", sagte sie. Vorhergesagt ist eine Sturmflut mit 2,0 bis 2,5 Meter über dem normalen Hochwasser. 3,0 Meter würden sie beunruhigen. "Dann würde ich in der Nähe des Telefons bleiben." Die zu dieser Jahreszeit auf Hooge lebenden Tiere - Galloways und Schafe - seien alle schon auf der Warft. Am Verhalten der Vögel merke man, dass etwas auf die Hallig zukommen.

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