Saarbrücken Anteilnahme nach Polizistenmord: Kein Hinweis auf Täter
Als Zeichen tiefer Trauer nach den Polizistenmorden von Kusel sind Hunderte Kondolenzschreiben etwa von Kindern oder gar aus einer Haftanstalt bei den Behörden in Rheinland-Pfalz eingegangen. "Aus Deutschland und der ganzen Welt erreichen uns Botschaften voller Mitgefühl und Anteilnahme", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz am Freitag. Unterdessen gehen die Ermittler weiter von einer gemeinsamen Tat der beiden festgenommenen Verdächtigen aus. Angesichts der "Dynamik des Geschehens" könnten die Schüsse auf die beiden Beamten nicht nur von einer Person abgegeben worden sein, sagte der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin.
Eine Polizeianwärterin und ein Polizeikommissar waren am Montag vergangener Woche während einer Fahrzeugkontrolle bei Kusel erschossen worden. Noch am selben Tag wurden zwei Tatverdächtige im benachbarten Saarland festgenommen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Männer mit der Tat Jagdwilderei verdecken wollten.
Einer der Tatverdächtigen hat ausgesagt
Für zwei Beteiligte sprächen etwa das Verletzungsbild und die zeitliche Abfolge, sagte Mertin im Rechtsausschuss des Landtages. "Derzeit liegen keine Hinweise dafür vor, dass es weitere Tatbeteiligte geben könnte." Laut Ermittlungen habe der 38 Jahre alte Verdächtige mit einer Schrotflinte in Richtung des Kopfes der Anwärterin geschossen und sie tödlich verletzt. "Anschließend sollen die beiden Beschuldigten gemeinsam das Feuer auf den Beamten eröffnet haben, und zwar mit der Schrotflinte und einem Einzelladergewehr. Der Beamte wurde durch insgesamt vier Schüsse tödlich verletzt."
Der 32 Jahre alte Verdächtige habe eingeräumt, mit dem weiteren Beschuldigten in der Tatnacht gewildert zu haben, sagte der FDP-Politiker. Der Mann habe zudem ausgesagt, er sei auch am Tatort gewesen, habe aber nicht geschossen. Der 38-Jährige mache Gebrauch von seinem Schweigerecht. Die Untersuchung befinde sich in einem frühen Stadium. "Die Frage nach dem Warum werden hoffentlich die Ermittlungen beantworten können", betonte Mertin. "Die Tat muss zügig aufgeklärt werden - das sind wir den beiden Getöteten schuldig."
Polizei spürt eine Welle der Solidarität
Als Reaktion auf die tödlichen Schüsse erfahren die Behörden in Rheinland-Pfalz eine Welle der Solidarität. "Allein bei der Polizei in Kusel unweit des Tatorts sind schon mehr als 1000 Briefe eingegangen", schilderte der Polizeisprecher. "Auch unsere Dienststelle haben weit mehr als 1000 E-Mails erreicht." Zwar höre man immer wieder von einer zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber Sicherheitskräften. "Aber in dieser schwierigen Zeit spüren wir den Rückhalt, den die Polizei in der Gesellschaft hat. Das tut gut."
Die beiden Opfer werden nächste Woche im Saarland beigesetzt. Zu der nicht öffentlichen Trauerfeier für den 29-jährigen Polizeikommissar am Dienstag in Freisen werde unter anderem der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) erwartet, hieß es. Der Gottesdienst wird auf den Vorplatz einer Halle übertragen. Die 24-jährige Polizeianwärterin wird am Mittwoch in Homburg-Erbach ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt. Die rheinland-pfälzische Regierung bereitet mit der Polizei einen offiziellen Trauerakt vor.
Ermittlungen in einem weiteren Bundesland
Nach den Morden von Kusel hat auch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ein Verfahren wegen des Verdachts der Jagdwilderei gegen den 38-Jährigen eingeleitet. Dazu gebe es "sehr umfangreiche Ermittlungen", teilte die Anklagebehörde mit. Gegen den Mann habe es seit 2004 insgesamt 24 strafrechtliche Ermittlungsverfahren im Saarland gegeben. Zuvor hatte der "Spiegel" darüber berichtet.
Wegen der Solidarisierung mit den mutmaßlichen Polizistenmördern wurde unterdessen ein 37 Jahre alter Saarländer verhaftet. Er habe am 31. Januar, dem Tattag, bei Facebook geschrieben: "Das waren zwei von vielen. Jeder kommt dran", teilte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit. Das Amtsgericht ging bei Erlass des Haftbefehls am Freitag davon aus, dass der Beschuldigte sich einem Strafverfahren entziehen würde.