Magdeburg Mehr erfasste Corona-Infektionen in Kitas und Schulen
Die Sieben-Tage-Inzidenz hat in Sachsen-Anhalt am Freitag einen neuen Rekordwert erreicht. Die Corona-Neuinfektionsrate überschritt die Schwelle von 1000 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete einen Wert von 1014,6. Besonders an Kitas und Schulen steigen die Zahlen.
An mehr als jeder zehnten Schule (rund 11,5 Prozent) ist der Präsenzbetrieb eingeschränkt, teilte das Bildungsministerium am Freitag mit. An 82 von 712 allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen sind Klassen und Lerngruppen im Distanzunterricht.
Die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler verdoppelte sich zum Stichtag an diesem Donnerstag nahezu im Vergleich zur vergangenen Woche. Es waren 7668 Schüler infiziert, das entsprach 3,93 Prozent. Am Donnerstag zuvor waren 4168 infizierte Schüler gemeldet worden.
Zum aktuellen Stichtag am Donnerstag waren zudem 440 Lehrkräfte infiziert nach 219 in der Vorwoche. Zu den infizierten Schülern und Lehrkräften kommen weitere rund 5660 Schüler und 135 Lehrer, die sich in Quarantäne befinden.
Auch bei den Kitas ist der Trend ähnlich. Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten bis zu sechsjährigen Kinder stieg im Verlauf des Januars deutlich an. Während in der ersten Kalenderwoche 300 dieser Kinder nachweislich infiziert waren, stieg der Wert in der vierten Januarwoche laut Landesamt für Verbraucherschutz auf 1933.
Die Landesregierung hat zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar rund 7,8 Millionen Euro aufgewandt, um Kitas mit Corona-Schnelltests zu versorgen. Insgesamt wurden knapp 3,18 Millionen Tests an die Einrichtungen ausgegeben.
"Nach wie vor besteht die dringende Empfehlung, dass die Eltern ihre Kinder regelmäßig testen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Anzahl der Tests, die vom Land hierfür zur Verfügung gestellt werden, sei im Januar von zwei auf drei pro Woche erhöht worden.
Angesichts der steigenden Zahlen sprechen sich die Gesundheitsämter für einen Strategiewechsel bei der Kontaktnachverfolgung aus. "Wir müssen weg von Einzelfallmeldungen, das ist Statistik-Bedienerei", sagte der Magdeburger Amtsarzt Eike Hennig. "Diese Zeit ist für die Gesundheitsämter fast nicht mehr zu ertragen. Wir müssen nun stärker Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen unterstützen", betonte Hennig, der auch Vorsitzender des Landesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist.
Entscheidend sind laut Hennig in der aktuellen Phase der Pandemie nicht die Inzidenzzahlen, "sondern was in den Krankenhäusern passiert". In Bezug auf die Fallzahlen gebe es derzeit weniger Intensivpatienten als in vorherigen Wellen der Pandemie. Vulnerable Personengruppen müssten aber weiterhin geschützt werden.
Deshalb sollten die Gesundheitsämter in Krankenhäusern sowie in Pflegeheimen und Schulen mit größeren Ausbrüchen ihre Beratungen verstärken, forderte der Magdeburger Amtsarzt. "Im Moment sind diese Einrichtungen auf sich allein gestellt." Die Ämter könnten beispielsweise dabei unterstützen, wenn Patienten nach einem Klinikaufenthalt wieder ins Pflegeheim aufgenommen werden. Auch die Fragen, unter welchen Voraussetzungen Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur weiterarbeiten können, wenn sie positiv auf Corona getestet wurden, müsse man nun mit den Einrichtungen klären.