Hannover Pfleiderer: Künftig schnellere Hilfe nach Unglücken
Zugunglücke, Terroranschläge oder Amoktaten: Nach sogenannten Großschadensereignissen ist schnelle und unbürokratische Hilfe für betroffene Menschen und ihre Angehörigen wichtig. Der niedersächsische Landesbeauftragte für Opferschutz, Thomas Pfleiderer, hat nun einen Notfallplan vorgelegt, der dabei helfen soll, dass Betroffene und ihre Angehörigen in Niedersachsen nach solch einem Ereignis schnell die passende Unterstützung bekommen. Am Mittwoch übergab er in Hannover die Arbeitsergebnisse seiner gut anderthalbjährigen Amtszeit an Justizministerin Barbara Havliza (CDU).
"Der Opferschutzbeauftragte hat die notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit im Ernstfall sehr schnell und kompetent unterstützt und geholfen werden kann", sagte Havliza. Erfahrungen aus anderen Bundesländern hätten gezeigt, dass dies besonders wichtig sei. Häufig fühlten sich Opfer nach Großschadensereignissen erst einmal alleingelassen, sagte Havliza.
Im Großschadensfall soll Betroffenen künftig nun ein zentrales Beratungstelefon zur Verfügung stehen, teilte Pfleiderer mit. Mehrere Anrufe könnten so gleichzeitig von qualifizierten Fachkräften angenommen werden. Als weitere Maßnahmen nannte der Landesbeauftragte für Opferschutz die Einrichtung von runden Tischen für Betroffene oder die zentrale Organisation für Gedenkveranstaltungen. Im Terrorfall sei in der Regel der Bund für die Koordinierung des Opferschutzes zuständig, Pfleiderer unterstütze dann.
Der Opferschutz ist in Niedersachsen dezentral organisiert. Das bedeutet, Opfer schwerer Straftaten und ihre Angehörigen können sich an eine Vielzahl von Anlaufstellen wenden - etwa an die elf Regionalbüros der Stiftung Opferhilfe oder den Weißen Ring. Der Landesbeauftragte für Opferschutz fungiert als zentrale Anlaufstelle. Sein Team leistet Erstberatung und leitet Betroffene an geeignete Unterstützungssysteme weiter. Pfleiderer, ehemals leitender Staatsanwalt, arbeitet ehrenamtlich.
"Es war eine gute und richtige Entscheidung für Niedersachsen, einen Beauftragten zu berufen, der sich als Stimme für die Opfer und deren Schutz versteht", sagte Havliza bei der Übergabe und Vorstellung des ersten Opferschutzberichtes. Pfleiderer nehme im Opferschutz eine "Lotsenfunktion" wahr. Nach Angaben der Justizministerin befanden sich im vergangenen Jahr rund 2.400 Opfer von Straftaten in Beratung, rund 1.650 davon erstmalig.