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Niedersachsen: Lehrermangel – das ist der aktuelle Stand


Niedersachsen
Mehr Lehrkräfte, aber Mangel bleibt

Von dpa
22.01.2025 - 17:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Eine Lehrerin schreibt etwas an die Tafel (Symbolbild): In Niedersachsen besteht an Haupt- und Realschulen Lehrermangel.Vergrößern des Bildes
Eine Lehrerin schreibt etwas an die Tafel (Symbolbild): In Niedersachsen besteht an Haupt- und Realschulen Lehrermangel. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa-bilder)
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Seit Jahren klagen Eltern in Niedersachsen über Unterrichtsausfälle. Doch kann das Land genug neue Lehrkräfte einstellen, um die Situation zu verbessern?

Rund 530 Lehrerinnen und Lehrer mehr als im Vorjahr sind an Niedersachsens Schulen tätig – jedoch steigt auch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Die Unterrichtsversorgung liegt weiterhin bei 96,9 Prozent, unverändert im Vergleich zu 2023, so Kultusministerin Julia Willie Hamburg.

Die Grünen-Politikerin sprach von einer Stabilisierung bei wachsenden Qualitätsansprüchen. "Jede weitere Lehrkraft hilft uns angesichts steigender Schülerzahlen und steigender Bedarfe, dem Abwärtstrend – also einer sinkenden Unterrichtsversorgung – entgegenzuwirken", sagte Hamburg.

Lehrer-Schüler-Relation minimal verbessert

Leicht verbessert hat sich die Lehrer-Schüler-Relation: Pro Schüler standen rechnerisch 1,69 Lehrerstunden zur Verfügung (2023: 1,67). Das Ministerium sieht darin ein Zeichen für mehr Bildungsqualität. Der rechnerische Soll-Wert beträgt allerdings 1,74 Stunden.

Im Jahr 2024 wurden 2.296 neue Lehrkräfte eingestellt, während 1.764 Lehrkräfte ausschieden. Zum 1. Februar 2025 sind von den ausgeschriebenen 1.160 Stellen bisher 863 besetzt worden. Für das gesamte Jahr sind insgesamt 2.460 Stellenausschreibungen geplant. An den allgemeinbildenden Schulen unterrichten derzeit mehr als 71.000 Lehrkräfte.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler stieg um rund 4.600 auf 881.745. Gründe dafür sind gestiegene Geburtenzahlen, aber auch die Migration. Der Anstieg fiel etwas geringer aus, als es das Ministerium erwartet hatte. An den Grundschulen führt er dennoch zu einer niedrigeren Unterrichtsversorgung.

Zugenommen haben in den vergangenen Jahren auch die Erwartungen, die die Schulen erfüllen sollen – die Inklusion von Kindern mit Einschränkungen oder Behinderungen etwa, die Einführung der Ganztagsschule und zunehmende Sprachförderung.

Mit anderen Worten: Die Messlatte – das Stunden-Soll pro Schüler – liegt heute höher als früher. Auch das schlägt sich in Zahlen nieder. So war die Unterrichtsversorgung 2012 mit 102 Prozent zwar deutlich besser. Allerdings standen damals weniger Lehrerstunden pro Schüler zur Verfügung (1,55).

"Man kann die Schule 2012 nicht mit heute vergleichen, weil wir die Qualität gesteigert haben", sagte Ministerin Hamburg. "Pro Kind haben wir mehr Zeit, und trotzdem noch nicht so viel Zeit, wie wir wollen."

Was die Opposition im Landtag fordert

Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Fühner wirft Ministerin Hamburg eine halbherzige Schulpolitik vor. "Es mangelt an entschlossenem Handeln, und der Unterrichtsausfall bleibt unverändert hoch", sagte Fühner. Diesen Zustand könne man sich nicht länger leisten. Unter anderem brauche es bessere Angebote, um Quereinsteiger und Pensionäre anzuwerben.

Die AfD fordert, Ganztagsschulen nur noch auf offener Basis zu betreiben. "Wenn Eltern frei entscheiden können, ob sie ihre Kinder an Ganztagsangeboten teilnehmen lassen, sinkt automatisch der Bedarf an Lehrerstunden", sagte der AfD-Abgeordnete Harm Rykena. "Die frei werdenden Stunden werden dringend für den Unterricht am Vormittag benötigt."

Langfristig müsse zudem die Lehrerausbildung reformiert werden, sagte Rykena. So könnten "Lehrer-Azubis" Praxis und Theorie in einer dualen Ausbildung lernen.

Was die Schüler fordern

Der Landesschülerrat dringt darauf, die Lehrkräfte gerechter zwischen den verschiedenen Schulformen zu verteilen. "Wir fordern das Kultusministerium dazu auf, Lehrkräfte von den Gymnasien gezielt an Schulen umzuleiten, die deutlich unterbesetzt sind", sagte der Vorsitzende Matteo Feind. Auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte kritisierte, dass Lehrerinnen und Lehrer gerade an nicht-gymnasialen Schulformen fehlten.

Der Bildungsgewerkschaft GEW zufolge gibt es einen Personalnotstand vor allem in ländlichen Regionen. "Es gibt teilweise kleine Grundschulen, die außer der Schulleitung keine Stammlehrkräfte haben, sondern nur von Abordnungen leben", sagte Landeschef Stefan Störmer.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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