Akute Versorgungslage Mangelware Kochsalzlösung: Ministerium erlaubt Import
In Krankenhäuser ist das Mittel unerlässlich, doch aufgrund von Lieferengpässen müssen Kliniken umplanen. In Niedersachsen wurde nun der Weg dafür geebnet.
Niedersachsen will die Engpässe bei Kochsalzlösungen durch Importe überbrücken. Arzneimittelgroßhandlungen, Apotheken und Krankenhausapotheken dürfen ab sofort "isotonische natriumchloridhaltige Arzneimittel" in Verkehr bringen, die keine Zulassung nach dem deutschen Arzneimittelgesetz (AMG) haben. Das teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium mit. Am Mittwoch sei eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen worden.
Voraussetzung für den Import der Kochsalzlösungen ist, dass diese Arzneimittel in anderen Ländern zugelassen wurden. Das Bundesgesundheitsministerium hatte zuvor den Versorgungsmangel festgestellt und die Importe damit ermöglicht.
Gesundheitsminister fordert ehrliche Debatte zum Thema
"Wir nutzen unseren Spielraum, damit wir bei dem Basis-Arzneimittel Kochsalzlösung nicht in eine völlig prekäre Lage schlittern", sagte Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD). Natriumchlorid-Lösung sei unverzichtbar für Behandlungen im stationären und ambulanten Bereich.
Kochsalzlösung werde unter anderem benötigt zum Spülen von Wunden, Kathetern, Nase oder Augen, der Spülung von Organen, bei Flüssigkeitsverlust und Dehydration, sagte Philippi. Auch zum Verabreichen anderer Medikamente wie Antibiotika oder Zytostatika in der Krebstherapie sei sie unverzichtbar.
Der Minister forderte angesichts des Versorgungsengpasses, Abhängigkeiten in der Herstellung zu reduzieren und wieder mehr eigene Produktionskapazitäten zu schaffen. "Dafür braucht es eine ehrliche politische und gesellschaftliche Debatte, denn es geht auch ums Geld der Versicherten und um attraktive Rahmenbedingungen für Arzneimittelhersteller", sagte Philippi.
Lieferengpässe sollen voraussichtlich bis Jahresende anhalten
Laut Ministerium sei die aktuelle Versorgungslage "augenscheinlich auf Produktionsengpässe beziehungsweise Lieferschwierigkeiten bei Zulieferern der Arzneimittelhersteller" zurückzuführen. Deshalb müsse man nach Angaben von Philippi "kurzfristig die Versorgung mit Kochsalzlösung sicherstellen". Das habe "höchste Priorität". Zudem ergänzte er: "Die akute Mangellage steht aber auch symbolisch für die Frage, wie es Deutschland in Zukunft mit der Arzneimittelversorgung hält."
Die bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung seien zwar richtig, jedoch laut Philippi offensichtlich nicht ausreichend. Bislang importiert Deutschland einen Großteil der Kochsalzlösungen aus dem Ausland. Die Lieferengpässe bei großen Herstellern sollen, so unter anderem ein Bericht von "apotheke-adhoc.de", noch mindestens bis Jahresende anhalten.
- ms.niedersachsen.de: Mitteilung vom 23. Oktober 2024
- apotheke-adhoc.de: "Lieferengpass bei Kochsalzlösung – Kliniken schlagen Alarm"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa