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Hannover 96: Kommentar zum Aus für Gäste-Fans im Braunschweig-Derby


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Hannover – Braunschweig
Derby-Gäste aussperren: Reiner Populismus ohne Lösung

MeinungVon Florian Boldt

24.04.2024Lesedauer: 2 Min.
Fans zünden Bengalos im Stadion: Zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig kommt es öfter zu Krach.Vergrößern des Bildes
Fans zünden Bengalos im Stadion: Zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig kommt es öfter zu Krach. (Quelle: IMAGO/Darius Simka)

Sollten Gästefans bei Derbys ausgeschlossen werden? Niedersachsens Innenministerin polarisiert mit ihren Plänen – und setzt lieber auf Populismus statt auf Lösungen.

Daniela Behrens reicht es. Die niedersächsische SPD-Innenministerin hat genug von Fans der Rivalen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig, die sich vor und während jedem Derby gegenseitig übertrumpfen wollen. "Ich möchte, dass die Gästeblöcke leer bleiben", kündigte Behrens am Mittwoch an.

Daniela Behrens: Sind Ultras keine Fußballfans?

Für die Ministerin war schnell klar: Wer Pyrotechnik zündet, ist ein aggressiver Chaot und kann als Ultra kein Fußballfan sein. Was die Sozialdemokratin dabei aus dem Blick verliert: Von den Raketenvorfällen abgesehen blieb es ruhig, verhältnismäßig friedlich – und stimmungsvoll. Die Debatte, wer ein echter Fußballfan ist und wer nicht, ist beim Thema Sicherheit deplatziert. Natürlich kann man einfach ein Kollektivverbot anstreben und sich ansonsten wegducken. Damit ist nur nichts gelöst.

Die rivalisierenden Gruppen werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem treffen, nur eben nicht im Stadion. Sie werden sich in den Städten oder in den Zügen begegnen, wie es auch jetzt schon der Fall ist. Auf den Rängen wird es dadurch nicht sicherer. Zumal das Risiko, im Stadion verletzt zu werden, sowieso gering ist – die Fanhilfe Hannover hat für die Saison 2022/23 eine Quote von 0,0044 Prozent ausgerechnet. Die Fanhilfe selbst wurde im Übrigen gar nicht in die Gespräche der Ministerin mit Hannover 96 einbezogen – sie wirft Daniela Behrens deswegen eine "von Populismus geführte Debatte" vor.

Das Niedersachsenderby gehört zu den ältesten noch ausgespielten, aber zugleich auch zu den gefährlichsten Derbys. Man mag sich nicht nur nicht, man hasst sich, und das aus vollem Herzen. Es flogen in der jüngeren Geschichte dieses Duells immerhin schon Stühle aus dem Stadion auf den Platz, es wurden Grabkreuze aufgestellt, ein totes Lamm wurde aufgehängt und halbierte Schweinsköpfe an Hannover 96 geschickt. Die zwei Menschen, die beim vergangenen Derby am 14. April verletzt wurden, sind natürlich zwei Menschen zu viel. Trotzdem sind Kollektivstrafen nicht die Lösung – vor allem nicht, wenn der Dialog mit den Fans vermieden wird.

Ultras sind Herz und Seele der Vereine

Es wird durch leere Gästekurven eher langweiliger: Die Ultra-Gruppierungen kommen ja nicht ins Stadion, um gewalttätig zu sein. Sie sind Herz und Seele der Fanblöcke. Sie bereiten Choreografien vor, organisieren das Fan-Leben daheim und auswärts, sorgen für die Stimmung und heizen die anderen Tribünen an. Kurz: Sie machen die Spiele erst zu dem Erlebnis, um das viele Fans im Ausland uns hierzulande beneiden. Dank der vielen Traditionsvereine mit ihren (positiv) verrückten Anhängern, die jede Woche durch das ganze Land reisen, gehört die 2. Liga aktuell sogar zu den beliebtesten Fußballwettbewerben weltweit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
  • Fanhilfe Hannover: Mitteilung vom 24. April 2024
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