Aktueller Planungsstand Wie der Andreas-Hermes-Platz künftig aussehen könnte
Beete statt Brunnen, bunte Spielzonen statt Müll: Auch der Andreas-Hermes-Platz steht vor einer Umgestaltung. Nun wurde ein Entwurf gezeigt.
Eine Gruppe Jugendlicher sitzt auf den Stufen des trockengelegten Brunnens, eine Flaschensammlerin durchsucht einen Abfalleimer: Auf dem Andreas-Hermes-Platz ist an diesem Abend nicht viel los. Der Platz hinter dem Bahnhof, zwischen Raschplatzhochbrücke und Pavillon, ist für viele derzeit alles andere als einladend.
Doch das soll sich ändern. Die Stadt Hannover hat eine Aufwertung der bahnhofsnahen Plätze schon länger im Blick. Im vergangenen Jahr wurde der Weißekreuzplatz bereits verschönert – er wurde neu aufgeteilt, Flächen zum Verweilen und eine Außengastronomie wurden geschaffen. Auf dem Raschplatz und dem Andreas-Hermes-Platz fanden derweil verschiedene Veranstaltungen statt – von Fußballspielen über Tangotanzen und Schlittschuhlaufen bis zum Popup-Lesegarten. Es wurde viel experimentiert. "Unsere Zwischenbilanz ist: Da hat sich vieles zum Guten verändert", sagte der Erste Stadtrat Axel von der Ohe bei einer Dialogveranstaltung am Dienstagabend.
Visuell ist am Andreas-Hermes-Platz bisher allerdings nicht allzu viel passiert. Auch er soll aber in den kommenden Jahren weiter umgestaltet werden. Wie die Zwischennutzung aussehen könnte, hat die Stadt Hannover bei der Bürgerveranstaltung präsentiert.
Vier Gartenelemente für den Andreas-Hermes-Platz
Es soll vor allem grüner werden. Ein erster Entwurf des Stadtplanungsbüros Cityförster teilt den Platz in vier verschiedene Gartentypen ein: in einen Kita- und Familiengarten, einen Lese- und Kulturgarten, einen Stadtteilgarten sowie einen Bereich für Obdachlose.
In dem Familienbereich sind unter anderem kindgerechte Mitmach-Gärten, Spielzonen und ein Trinkwasserbrunnen angedacht. Im Lesegarten soll es mobile Sitzflächen geben, die Bücherschränke sollen weiter genutzt und ein Bereich für Großspiele geschaffen werden. Der Stadtteilgarten soll von Transition Town in Zusammenarbeit mit der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) professionell bewirtschaftet werden. Aber auch die Bürger könnten dort gärtnern. Ideal sei ein Anschluss an die Gastronomie des Hotels am Platz, heißt es in dem Entwurf.
Im Obdachlosenbereich sollen Wohnungslose Aufenthaltsorte erhalten, sich aber auch aktiv einbringen können. "Das Anlegen und Pflegen von Beeten, regelmäßiges Gießen vermittelt Menschen eine Tagesstruktur, die sie aufgrund ihrer Obdachlosigkeit und/oder Sucht meistens verlernt haben", so ein Stadtsprecher zu t-online.
Ziel sei es, ihnen mit einer sogenannten Arbeitsgelegenheit, also einem Ein-Euro-Job, eine Verbindlichkeit für den Alltag anzubieten. Darüber hinaus soll es vor Ort ein Beratungsangebot für sie geben. "Inzwischen haben zwei soziale Träger ihre Unterstützung für dieses Angebot signalisiert", so der Stadtsprecher weiter. Darüber hinaus könnte in diesem Gartenelement auch ein kleines Café entstehen.
Andreas-Hermes-Platz soll heller und sauberer werden
Hinzu kommen eine Bühne und ein Bereich zum Flanieren. Dort soll es auch bunter werden – mit Kunst auf dem Boden. Alle Angebote auf dem Platz zielen auf ein Verweilen und Mitmachen ab, sodass ein sozialer Treffpunkt entsteht. "Der Platz soll miteinander genutzt werden. Die Bürger sollen miteinander in den Dialog kommen", sagte Stadtrat von der Ohe.
Das gilt bereits für die Gestaltung des Platzes. In Workshops konnten Anlieger und Interessierte vorab ihre Ideen dafür einbringen. In der Dialogveranstaltung kamen weitere Anliegen auf. "Wir konnten einige Wünsche aufnehmen, die wir in die weiteren Planungen aufnehmen werden", hieß es im Nachgang aus der Stadtverwaltung. So wünschten sich die Bürger mehr Licht und Sauberkeit, aber auch verantwortliche Personen, die sich kümmern und vor Ort ansprechbar sind.
Streit um Brunnen auf dem Andreas-Hermes-Platz
Für die Umgestaltung möchte die Stadt den derzeit auf dem Platz befindlichen Brunnen abreißen. Gegen den Abriss haben sich die Erben des verstorbenen Architekten allerdings gewehrt. Ihren Antrag hatte das Landgericht Hannover in erster Instanz zurückgewiesen. Die Erben gingen in Berufung. Das Oberlandesgerichts Celle hat nun am 27. Februar 2024 der Stadt Hannover auf Grundlage des aktuellen Planungsstandes untersagt, den Brunnen zu beseitigen. Sie müsse ihre Nutzungsabsichten für den Platz zunächst näher konkretisieren. Weitere Planungen könnten den Abriss des Brunnens rechtfertigen.
Umgestaltung wird mindestens bis 2027 dauern
Die im Entwurf gezeigte Planungsidee will die Stadt noch ausweiten. Mit der Umgestaltung soll noch in diesem Jahr begonnen werden – sofern die politischen Gremien zustimmen. Sie erfolge sukzessive bis 2027/2028. Wie viel das Ganze kosten wird, ist laut Stadtverwaltung noch unklar.
"In diesem Jahr wird der Andreas-Hermes-Platz ein Stück weit noch Provisorium bleiben, in den kommenden zwei, drei Jahren ebenso", so Stadtrat von der Ohe. In Zukunft sollen sowohl Andreas-Hermes-Platz als auch Weißekreuzplatz und Raschplatz "lebenswerte Orte in der Stadt" sein.
- Dritte Dialogveranstaltung der Stadt Hannover zu den bahnhofnahen Plätzen
- Anfrage bei der Stadt Hannover
- Pressemitteilung des Oberlandesgerichts Celle vom 1. März 2024 (per E-Mail)