Hochwasser in Niedersachsen Deiche brechen in Ostfriesland – Warnung für Talsperren
Hunderte Helfer transportieren Tausende Sandsäcke zu aufgeweichten Deichen. Neuer Regen bedroht bereits stark gefährdete Gebiete.
Niedersachsen kämpft weiter mit Hochwasser, die Lage bleibt vielerorts angespannt. In der Nacht zum Dienstag mussten Hunderte Menschen im Landkreis Leer den Deich der Hollener Ehe sichern, der an zwei Stellen durchbrochen und auf fast 500 Metern aufgeweicht war. Außerdem warnen Behörden von besonderen Gefahren an Talsperren.
Nach Angaben von Kreisfeuerwehrsprecher Dominik Janßen gelang es mit 450 Einsatzkräften und Hunderten freiwilligen Helfern, den Deich im Ortsteil Hollen mit Sandsäcken zu verstärken. "Im Großen und Ganzen ist die größte Gefahr erst einmal abgewendet", sagte Janßen am frühen Dienstagmorgen. Die Lage werde aber weiterhin überwacht.
Auch kleine Flüsse machen Probleme
Auch im Bereich Langholt im Landkreis Leer gab es einen aufgeweichten Deich auf einer Länge von 150 Metern. Hier konnte die Feuerwehr ebenfalls erfolgreich eingreifen. An beiden Orten sei der Höchstwasserstand erreicht, das Wasser steige nicht mehr an, sagte Janßen.
Im Landkreis Oldenburg mussten in der Gemeinde Hatten einige Bewohner im Ortsteil Sandkrug ihre Häuser verlassen, weil ein Deich des Fleths instabil wurde. Es handele sich nicht um einen Deich der Hunte, sondern einen kleineren Fluss, erklärte die Feuerwehr in der Nacht zu Dienstag. "Wir appellieren an die Anwohner, den Anweisungen der Rettungskräfte und Behörden Folge zu leisten", hieß es in der Mitteilung. Die genaue Zahl der Betroffenen war zunächst unklar. Am Dienstagmorgen sollte der Deich erneut begutachtet werden. Bis dahin solle er mit Sandsäcken stabilisiert werden. Ein Deichbruch sei unwahrscheinlich.
Vorsicht an den Talsperren
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) warnte vor einer Verschlechterung der Hochwasserlage in den Flussgebieten der Oker und der Innerste. Da im Harz bis zum Dienstagvormittag noch mehr Regen erwartet werde, rechne man mit einer dritten Hochwasserwelle in den Zuflüssen zu den Talsperren. Dies führe dazu, dass die Harztalsperren mehr Wasser abgeben müssten, was die Hochwasserlage deutlich verschärfe, teilte der NLWKN mit.
Die Harzwasserwerke als Talsperrenbetreiber baten die Bevölkerung, nicht zu den Talsperren zu kommen. Für den Harz galt bis Dienstagmittag eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Es seien Niederschlagsmengen zwischen 50 und 80 Liter pro Quadratmeter möglich, in Staulagen am Rand des Gebirges sogar 90 Liter pro Quadratmeter.
Ministerpräsident Stephan Weil sprach den Feuerwehrleuten und freiwilligen Helfern seinen Dank aus. "Überall in Niedersachsen haben die Feuerwehrleute unruhige Weihnachten, weil sie mit dem Hochwasser kämpfen müssen", sagte der SPD-Politiker am Montag. Viele von ihnen seien Freiwillige. "Herzlichen Dank allen Haupt- und Ehrenamtlichen für diesen ganz besonderen Einsatz", sagte Weil. Der Regierungschef will sich am Dienstag selbst ein Bild von der Hochwasser-Situation machen.
- Nachrichtenagentur dpa