Bundesweiter Protesttag Viele Apotheken in der Region bleiben am Mittwoch geschlossen
Bei vielen Apotheken in Niedersachsen bleiben die Türen am Mittwoch zu. Es wird gestreikt. Den Pharmazeuten geht es dabei nicht nur um mehr Honorar.
Bei einem bundesweiten Protesttag werden am Mittwoch (14. Juni) voraussichtlich auch in Niedersachsen viele Apotheken geschlossen bleiben. "Ich rechne am Protesttag mit einer hohen Beteiligung", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV), Frank Germeshausen, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Versorgung mit Arzneimitteln soll am Protesttag ausschließlich über die Notdienstapotheken erfolgen. Altenheime sollen weiter mit Medikamenten beliefert werden.
Diese Apotheken haben am Mittwoch in Hannover geöffnet
In der Region Hannover haben laut "aponet.de" am Mittwoch ab 8.30 Uhr beziehungsweise 9 Uhr die folgenden Apotheken Notdienst:
- Luisen-Apotheke am Opernhaus, Theaterstr. 14, 30159 Hannover
- Apotheke am Heidering, Am Heidering 2, 30625 Hannover
- Löwen-Apotheke, Richard-Lattorf-Str. 19, 30453 Hannover
- Alte Apotheke, Walsroder Str. 150, 30853 Langenhagen
- Marien-Apotheke, Marienstr. 9, 30982 Pattensen
- Apotheke am Bahnhof, Hauptstr. 1, 31275 Lehrte
- Berg-Apotheke, Hauptstr. 29 a, 30974 Wennigsen
Zahlreiche Probleme setzen den Apotheken zu
Neben der Schließung planten einige Apotheken auch andere Protestformen, um auf Missstände bei der Arzneimittelversorgung aufmerksam zu machen. Etwa wollen einige Apotheken Handzettel an Kunden verteilen oder mit Infoständen informieren, sagte Germeshausen.
Die Apotheken folgen bei dem Protest einem Aufruf mehrerer Berufsverbände. Aus ihrer Sicht setzen Lieferengpässe, Personalnot, eine ausufernde Bürokratisierung und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung die Apotheken zunehmend unter Druck. "Es geht um die Zukunft des Berufes", sagte Germeshausen.
Zahl der Apotheken in Niedersachsen nimmt ab
In Niedersachsen gibt es laut dem Landesapothekerverband 1.745 Apotheken – das sind 368 weniger als noch vor 14 Jahren. Neben den 1.370 Inhaberinnen und Inhabern arbeiten dort 14.982 Beschäftigte, 94 Prozent davon sind Frauen.
Trotz der allgemeinen Preissteigerung hätten die Apotheken in den vergangenen zehn Jahren keine Honoraranpassung erhalten, sagte Germeshausen. "Es geht nicht darum, überproportional zu profitieren, sondern es geht darum, in diesem ganzen Kreislauf mithalten zu können, um genügend Personal- und Fachkräfte zu bekommen, die auch entsprechend gut entlohnt werden können."
"Die Politik hat dafür Sorge zu tragen, die Arzneimittelversorgung für die Bevölkerung zu sichern, doch die Politik spart das System Apotheke kaputt", sagte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV. Die Bundesregierung habe ihr Versprechen, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken, gebrochen. "Somit müssen sich die Patientinnen und Patienten auf noch längere Wartezeiten, verkürzte Öffnungszeiten in Apotheken und weitere Wege einstellen. Viele Apotheken sind schon jetzt am Limit, andere müssen ihre Türen für immer schließen."
Apothekenverbände verlangen höhere Honorare
Die Apothekerverbände verlangen eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung. Trotz steigender Kosten etwa bei Energie und Personal habe es bereits seit vielen Jahren keine Honoraranpassung mehr gegeben.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar bereits zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- aponet.de: Apotheken-Notdienst-Suche
- lav-nds.de: Pressemitteilung vom 26. Mai