Glück mit Schattenseiten Hamburger erzählen: Was das Leben in ihrer Stadt ausmacht
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hamburg gilt als das zufriedenste Bundesland Deutschlands. Drei Bewohner berichten von den Vorzügen und Herausforderungen des Alltags in der norddeutschen Metropole.
Die Hansestadt Hamburg führt laut dem SKL-"Glücksatlas" das Glücks-Ranking der Bundesländer an. Mit ihrem maritimen Charme, einer lebendigen Kulturszene und der offenen Mentalität zieht die "Perle des Nordens" viele Menschen an. Die Alster, die Elbe und zahlreiche Parks bieten den Hamburgern Raum zur Erholung. Gleichzeitig lockt die Innenstadt mit historischen Gebäuden und modernen Einkaufsmeilen. Doch hinter dieser Fassade verbergen sich auch Herausforderungen, die das Leben in Hamburg für viele zur Belastung machen.
Die Bewohner der Stadt sind stolz auf ihre Heimat – doch sie sind auch kritisch. Hohe Mieten, Verkehrsprobleme und soziale Schieflagen trüben die Lebensqualität. Ein Reporter von t-online sprach mit drei Hamburgern, um herauszufinden, was das Leben in der Hansestadt für sie ausmacht und was sie sich für die Zukunft wünschen.
Ergun: "Ich bin glücklich in Hamburg"
Ergun, der während eines Urlaubs seiner türkischen Eltern in Istanbul geboren wurde, ist in Ottensen aufgewachsen und lebt heute in der Nähe des Fischmarkts. "Ich bin glücklich in Hamburg", sagt er. Besonders schätzt er die einzigartige Mentalität der Hamburger: "Sie sind hart, aber herzlich." Der "Hamburger Schnack" ist für ihn unersetzlich.
Die multikulturelle Atmosphäre ist für den 38-Jährigen ein wichtiger Grund, in Hamburg zu bleiben. Ottensen hat sich für ihn jedoch verändert: "Früher gab es hier viele türkische Läden, heute ist es eher ein Szeneviertel." Besonders die steigenden Mieten bereiten ihm Sorgen. Eine Wohnung in Ottensen ist für ihn kaum noch erschwinglich, obwohl er gerne zurückziehen würde. Auch die Parkplatzsituation empfindet er als zunehmend problematisch. Dennoch steht fest: "Ich möchte nirgendwo anders leben."
Silke: "Was soll ich mit Bergen?"
Silke, eine gebürtige Hamburgerin, wohnt in der Nähe des Michels und kann sich ein Leben außerhalb ihrer Heimatstadt kaum vorstellen. "Ich war mal ein halbes Jahr in München – was soll ich mit Bergen?", sagt sie lachend. Sie liebt den hanseatischen Flair und die Nähe zum Wasser.
Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Stimmung verändert: "Viele Egoisten in Hamburg suchen ihr Glück auf Kosten anderer." Früher, als die 48-Jährige ein Sonnenstudio betrieb, habe sie herzliche und offene Menschen kennengelernt. Heute vermisst sie das Gemeinschaftsgefühl und findet, dass die Stadt kälter geworden ist.
Auch der Verkehr belastet sie: Seit der Pandemie lebt Silke autofrei, da Baustellen und Parkplatzprobleme ihrer Meinung nach die Mobilität einschränken. Für ein glücklicheres Hamburg wünscht sie sich mehr soziale Gerechtigkeit und ein Kulturangebot, das für alle zugänglich ist.
Katja: "Es braucht es eine Verkehrswende"
Seit über 30 Jahren lebt Katja in St. Georg und beobachtet die ständigen Veränderungen der Stadt. Sie engagiert sich in sozialen Projekten und sieht die wachsende Drogenproblematik und Wohnungslosigkeit mit Sorge. "Maßnahmen wie das Drob Inn am Hauptbahnhof haben kurzfristig geholfen, aber langfristig verlagert sich das Problem nur", kritisiert sie.
Katja fordert eine nachhaltige Verkehrswende, mit mehr Radwegen und weniger Autos. Den Bau der U5 sieht sie skeptisch – ihrer Meinung nach wäre ein Ausbau des Straßenbahnnetzes sinnvoller. Trotz aller Herausforderungen fühlt sie sich in Hamburg zu Hause und schätzt die Vielfalt und Dynamik der Stadt.
Hamburg im "Glücksatlas": Spitzenreiter trotz Herausforderungen
Die Stimmen der drei Hamburger zeigen, dass die Hansestadt ihnen vieles bietet, aber auch Herausforderungen mit sich bringt. Diese Einschätzungen decken sich mit den Ergebnissen des aktuellen SKL-"Glücksatlas 2024": Mit einem Spitzenwert von 7,38 Punkten belegt Hamburg im bundesweiten Vergleich den ersten Platz in Sachen Lebenszufriedenheit und ist damit das glücklichste Bundesland.
Laut dem "Glücksatlas" tragen die starke Wirtschaftskraft Hamburgs, eine gute Gesundheitsversorgung sowie die hochwertige Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur maßgeblich zur Zufriedenheit der Einwohner bei. Auch bei Alleinlebenden, Jugendlichen und berufstätigen Müttern, die während der Corona-Pandemie besonders belastet waren, ist die Zufriedenheit zuletzt deutlich gestiegen.
- Straßenumfrage
- t-online.de: "Das glücklichste Bundesland liegt im Norden"