Gefahr nach Stadionbesuchen HSV und Hamburg kämpfen gegen häusliche Gewalt
Die Zahlen sind erschütternd: Nach Fußballspielen schnellen Fälle häuslicher Gewalt in die Höhe. Der Hamburger Senat und der HSV wollen ein klares Zeichen setzen.
Mit einer Kampagne und dem HSV als Partner geht die Hamburger Sozialbehörde gegen die Zunahme der Fälle von häuslicher Gewalt nach Fußballspielen vor. Unter dem Motto "600 Minuten Nachspielzeit – Echte Männer holen sich Hilfe!" soll Männern, die bereits gewalttätig wurden, und potenziellen Tätern die Augen geöffnet und Hilfsangebote aufgezeigt werden. Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) hat die Kampagne am Dienstag im Rathaus vorgestellt.
Der HSV hatte auf die Aktion bereits am Sonntag bei seinem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg aufmerksam gemacht, indem er nach Ende des Spiels 600 Minuten Nachspielzeit auf der Stadionleinwand anzeigen ließ und Bilder davon auf der Plattform X postete.
Studie zeigt: Häusliche Gewalt steigt nach Fußballspielen
Hintergrund ist eine britische Studie, nach deren Ergebnissen laut Sozialbehörde in den 600 Minuten nach einem Fußballspiel die Zahl der gemeldeten Vorfälle häuslicher Gewalt signifikant ansteigt. Ursache seien dabei nicht die Spiele an sich, sondern vor allem der damit verbundene Alkoholkonsum.
"Häusliche Gewalt ist ein Problem der Täter, kein Frauenproblem", sagte Schlotzhauer und kündigte an, die bestehenden Hilfe- und Beratungsstrukturen weiter zu stärken. Mit dem HSV haben man einen starken Partner für die Kampagne gewinnen können. "Der Verein setzt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Gewaltprävention auseinander und unterstützt die Kampagne mit seiner regionalen Bedeutung und bundesweiten Bekanntheit."
Beim HSV glaube man fest daran, dass der Fußball ein friedliches Miteinander fördere, sagte Cornelius Göbel, Direktor Fans, Kultur & Markenidentität. "Ob nach Spielen oder auch sonst: In unserer Vorstellung ist kein Platz für Gewalt gegenüber Frauen."
Hamburg: Kampagne richtet sich gegen toxische Männlichkeit
Die Kampagne richtet sich auch gegen sogenannte toxische Männlichkeitskonzepte. Gewaltfördernde Einstellungen und Verhaltensweisen sollen in den kommenden Wochen kritisch in Beiträgen auf Social-Media-Kanälen in den Fokus genommen werden, um Männer insgesamt für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren.
Zudem sollen Plakate in der Stadt auf das Problem aufmerksam machen – neben physischer Gewalt auch auf andere Gewaltformen wie sexualisierte Gewalt, psychische Gewalt, soziale Gewalt, Belästigung und Nachstellung sowie ökonomische Gewalt.
- Nachrichtenagentur dpa