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Hamburg: Lebensmittelpreise steigen – Rente und Arbeitslosengeld knapp


Hamburger beklagen steigende Preise
"Ich bin überzeugt, dass da etwas gewaltig falsch läuft"


Aktualisiert am 25.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Petra Werner lebt von Erwerbsminderungsrente – zuvor arbeitete sie rund 40 Jahre in der Altenpflege.Vergrößern des Bildes
Petra Werner: Sie lebt von Erwerbsminderungsrente – zuvor arbeitete sie rund 40 Jahre in der Altenpflege. (Quelle: Nina Hoffmann)

Lebensmittel werden immer teurer – das macht den Einkauf für viele zu einer Herausforderung. t-online hat mit Hamburgern über Genuss, Geld und Gerechtigkeit gesprochen.

Knapp 5 Euro kostet das halbe Brot im Biomarkt. Ein Luxus, den Petra Werner sich von ihrer Erwerbsminderungsrente gelegentlich gönnt. "Ich will ein Brot, das mir schmeckt", sagt die frühere Altenpflegerin unnachgiebig, während die Einkaufstasche an ihrem Arm baumelt. Wut löst der Preisanstieg bei Lebensmitteln in ihr nicht aus – die 63-Jährige akzeptiert es. "Was soll ich machen? Ich muss essen – damit kann ich ja nicht aufhören, nur weil alles teurer wird", sagt die Hamburgerin und lacht.

In den vergangenen Jahren sind Lebensmittel um knapp ein Drittel teurer geworden, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Einzelne Lebensmittel traf es noch stärker. So sind die Preise für Kartoffeln seit Anfang 2020 etwa um rund 50 Prozent gestiegen. Mehr als verdoppelt hat sich außerdem der Preis für Olivenöl.

"Beim Einkauf mache ich keine Abstriche"

Rund 40 Jahre lang war Petra Werner Altenpflegerin. Dann erkrankte sie selbst, war auf eine Chemotherapie angewiesen. Arbeiten kann sie heute nicht mehr. Über ihre finanzielle Situation stellt sie jedoch klar: "Ich leide nicht, ich kann hauswirtschaften." Also setzt sie Prioritäten.

"Ich habe viel Lebensqualität durch meine Erkrankung aufgeben müssen, beim Einkauf mache ich keine Abstriche", sagt sie. Große Urlaube seien dagegen nicht mehr möglich, Restaurants besuche sie selten, Kleidung wird gekauft, wenn etwas kaputtgeht.

"Selbst die Angebote sind teuer"

Cornelia und Klaus Karsten setzen dagegen beim Wocheneinkauf auf Sonderangebote. "Wobei selbst die Angebote mittlerweile teuer sind", sagt der 75-jährige Rentner. Er und seine Frau waren beide im öffentlichen Dienst tätig.

"Brot, Joghurt, Kaffee – das ist teils doppelt so teuer wie früher", zählt er auf. Cornelia Karsten schaut ihren Mann von der Seite an und sagt: "Mein Mann ist ständig sauer." Er nickt: "Ich bin überzeugt, dass da etwas gewaltig falsch läuft."

Dem stimmt eine junge Frau zu. Sie macht eine Ausbildung in der Altenpflege, erhält selbst Wohngeld. Beim Einkaufen stehe sie vor der Frage, worauf sie verzichten kann.

"Es gibt oft Momente, in denen ich zurückstecken muss." Am Ende des Monats stehe sie dann manchmal nur noch mit ein wenig Restgeld im Geschäft. "Mit 10 Euro Kleingeld und einer Tüte mit Pfandflaschen in den Supermarkt zu gehen und mit gesunden Lebensmitteln für eine Woche rauszugehen – das ist echt schwierig."

"Die Reichen werden reicher"

Auch Hamburgerin Ayfer kehrt vom Einkauf oft frustriert zurück. "Ich habe mich eben im Supermarkt tierisch aufgeregt", sagt sie und deutet auf den Discounter hinter sich. "Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Das ist vor allem eins: ungerecht."

Die 55-Jährige, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen will, muss mit wenig Geld auskommen. "Früher reichten mir knapp 70 Euro im Monat, heute brauche ich das gleiche Geld für nur eine Woche", sagt sie. Seit Jahren leide sie an Rheuma, die Folge ihrer Arbeit in einer Wäscherei, vermutet sie. "Ich würde viel lieber arbeiten, statt Bürgergeld zu beziehen", sagt sie und schaut auf ihre schmerzenden Hände.

Ayfer selbst kam vor rund vierzig Jahren nach Deutschland. Sie brachte sich Deutsch bei, unterstützte ihre Eltern. "Ich war Eltern für mich selbst, Eltern für meine Geschwister und manchmal Eltern für meine Eltern", sagt sie rückblickend. Viel Raum, um in die eigene Bildung zu investieren, sei da nicht geblieben. Den sollen jetzt ihre Kinder bekommen. "Meine Tochter studiert Jura", sagt sie stolz. Eine Aussicht, die auf einen höheren Verdienst hoffen lässt – und einen unbeschwerten Wocheneinkauf.

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