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Hamburg: Mehr Autos, weniger Fahrräder: CDU-Politiker mit radikaler Idee


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"Vermögende werden vertrieben"
CDU-Politiker will Hamburger City radikal auf Autos ausrichten


Aktualisiert am 03.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Teure Autos stehen vor Luxusläden in der Hamburger Innenstadt (Archivbild): Ein CDU-Poltiker sorgt sich um die City und ihre vermögenden Kunden, die keine Parkplätze mehr finden.Vergrößern des Bildes
Teure Autos stehen vor Luxusläden in der Hamburger Innenstadt (Archivbild): Ein CDU-Poltiker sorgt sich um die City und ihre vermögenden Kunden, die keine Parkplätze mehr finden. (Quelle: imagebroker/imago-images-bilder)

Leerstand überall: Der Hamburger Innenstadt laufen die Händler weg. Ein Experte der CDU will das ändern. Seine Ideen sind nicht neu, aber radikal.

Radwege weg, Busspuren verkürzen, dafür mehr Parkplätze für Autos und mehr Komfort für die zahlungskräftige Kundschaft Hamburgs: David Erkalp, Handelsexperte der CDU-Fraktion, will die Hamburger Innenstadt radikal umbauen. Für ihn ist es fünf vor zwölf.

Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste: Immer mehr Händler verlassen die Hamburger Innenstadt. Am Dienstag hat Gerry Weber angekündigt, seine Nobelfiliale am Jungfernstieg zu schließen. Vorher hatte Karstadt gleich zwei seiner großen Läden geschlossen. Unzählige kleine Händler haben geräuschlos aufgegeben.

Für Erkalp macht sich die Innenstadt ihre Probleme aber selbst: "Vermögende Kunden werden dort regelrecht vertrieben", glaubt er. Sie seien die Verlierer der "rot-grünen Öko-Wirtschaftspolitik" für das Zentrum. Radfahrer und ÖPNV-Nutzer die Gewinner. Erkalp: "Von ihnen können die Händler aber nicht leben."

Die Flaniermeile Jungfernstieg hält Erkalp für "totalen Irrsinn"

Er will deshalb zurück zur autogerechten Innenstadt, fordert von Politik und Handel ein klassisches Rollback. "Weg vom Ökowahn, hin zu alten Werten", nennt er das. Beispiel Flaniermeile Jungfernstieg: Dort dürfen gegenwärtig nur Busse, Taxen und Fahrräder fahren. Der Individualverkehr muss sich andere Wege suchen. Der Hamburger Senat möchte so den Weg mit Blick auf die Alster zur Flaniermeile aufwerten. Das Projekt schlägt seit Monaten hohe Wellen.

Erkalp hält es für "totalen Irrsinn. Das schadet dem Handel immens", glaubt er. "So was gibt Händlern, die eh kämpfen, den Rest." Denn Radler, die dort entlangradelten, fahren entweder nur durch oder kauften nur wenig ein. "Wenn, dann sicher keine der 30.000 Euro teuren Uhren, die Juwelier Wempe am Jungfernstieg verkauft", vermutet der Politiker, der im Hauptberuf selbst Geschäftsführer eines Schmuckgeschäfts ist.

Deren Publikum erwarte Parkplätze direkt vor der Filiale, und zwar in ausreichender Menge. Stattdessen müssten auch Vermögende ihre Autos in miefigen Tiefgaragen parken und die dort in viel zu engen Parkbuchten jonglieren. Das sei nicht attraktiv.

Erkalp möchte, dass Drogensüchtige verschwinden

Wohin das führe, sei schon von weitem zu erkennen. "Leerstand überall." Erkalp geht von 200 leeren Geschäftsräumen aus, mindestens. Sein Team und er hätten irgendwann aufgegeben, jede neue Leerstandsmeldung zu registrieren. "Die Lage ist auf jeden Fall dramatisch."

Das sieht Brigitte Nolte ähnlich. Die Geschäftsführerin des Handelsverbandes Nord hält das Händlersterben aber auch für eine Spätfolge von Corona. "Wir sind deshalb nicht überrascht", sagte Nolte auf Anfrage von t-online. So pessimistisch wie der CDU-Politiker ist sie nicht. Die Verkehrsprobleme in der City seien im Hamburger Senat durchaus Thema, der Handelsverband mit der Politik deshalb auch im Gespräch. Nolte: "Wir tragen die Verkehrsberuhigung für die City grundsätzlich mit, wenn sie für möglichst viele Käuferschichten attraktiv bleibt."

Genau das bezweifelt Erkalp aber: Auch, weil sich die Kunden auf den Straßen nicht mehr sicher fühlten. Speziell die Drogenberatungsstelle "Drob Inn" ist ihm ein Dorn im Auge. Sie hat ihre Räume in St. Georg, unweit der Mönckebergstraße. Erkalp möchte, dass das "Drob" umzieht: "Raus aus der Innenstadt, irgendwohin, an den Stadtrand."

Denn viele Drogenabhängige halten sich tagsüber auch in den Einkaufstraßen unweit des "Drob Inns" auf. "Auch das schadet dem Umsatz", glaubt der CDU-Politiker: "Natürlich solle man den Abhängigen helfen. Aber muss das ausgerechnet in der Hamburger Innenstadt passieren?"

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit David Erkalp, CDU-Fraktion Hamburg
  • Bildzeitung: "Immer mehr leer"
  • Pressemitteilung von Gerry Weber
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