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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erstes Museum für Klubkultur Frankfurter MOMEM eröffnet mit Sven Väth
Seit mehreren Jahren versucht Ex-DJ Alex Azary das "Museum of Modern Electronic Music" (MOMEM) im Herzen der Frankfurter Innenstadt zu eröffnen: Am 6. April ist es nun endlich so weit – DJ-Legende Sven Väth macht den Auftakt.
Man merkt Alex Azary die Erleichterung deutlich an: Nach mehreren Jahren kann er endlich sein "Museum of Modern Electronic Music" (kurz MOMEM) eröffnen – pünktlich zur Aufhebung der Maskenpflicht in Frankfurt.
Der Frankfurter Techno-Pionier hat lange um das Museum gekämpft: Erst gab es Streit über den städtischen Beitrag zur Finanzierung, dann machte Corona der Eröffnung einen Strich durch die Rechnung. Umso mehr freut sich Azary nun über die geplante Eröffnung mit DJ-Legende Sven Väth, der am Mittwoch bei Eröffnung auch auflegen wird : "Mit Sven haben wir den optimalen Startschuss – kaum ein anderer DJ hat eine ganze Generation von DJs und Musikproduzenten so geprägt", sagt Azary.
Die beiden kennen sich schon lange: Mit seinen Clubs wie dem "Omen" und "Cocoon" prägte Väth die weltweite Szene. Der Frankfurter Club "Omen", war einer der ersten Techno-Clubs Deutschlands und gilt als eine der wichtigsten Geburtsstätten des Techno in Deutschland. Die Idee für das Museum kam allerdings von DJ Talla 2XLC, bürgerlicher Name Andreas Tomalla.
Techno aus Frankfurt: Das MOMEM wird das erste Museum für Klubkultur
Tomalla war es auch, der den Begriff Techno prägte: Anfang der 80er-Jahre jobbte Tomalla in einem Plattenladen unter dem Frankfurter Hauptbahnhof. Dabei erfand er, so die Legende, die Bezeichnung Techno, um elektronisch produzierte Musik besser einzuordnen.
Durch seine internationalen Vorträge über die Geschichte des Techno sei Talla bewusst geworden, dass gerade die jüngere Generation sehr an dem Thema interessiert sei, es bislang allerdings keinen Ort gebe, wo sie sich Informationen beschaffen könnte, wie Azary berichtet: "Talla hat mich dann angerufen und gemeint: 'Alex, ich glaube, wir müssen so was wie ein Museum machen.'"
Azary war zunächst skeptisch, doch bei seiner Recherche wurde ihm bewusst, dass es bislang kein Museum für den Bereich elektronische Musik, Techno, House und Klubkultur gibt. Die Idee zu einem Museum war geboren.
Das Frankfurter MOMEM ist kein klassisches Museum
Mit dem MOMEM öffnet allerdings kein klassisches Museum, Azary spricht hier eher von einem "sozialen Raum": "Wir wollen vor allem die Clubkultur darstellen, also auch diese ganzen anderen Fachbereiche, die sich darunter angesiedelt haben. Hier geht es auch um Kunst und Kreativität, um Grafik und Design, um Fotografie und Video, um Mode und um Technologie", so Azary. Das MOMEM sei also kein "Techno-Museum", das Ausstellungsprogramm soll zusammen mit den jeweiligen Künstlern entwickelt werden.
Historisch ist auch der Standort des Museums: Unweit von Frankfurts ehemaligen bekanntesten Clubs, wie dem "U60311" oder dem "Monza", ist das MOMEM mitten im Frankfurter "Loch" auf der B-Ebene der Frankfurter Hauptwache angesiedelt. Dieser Platz ist schon immer stark mit der Frankfurter Jugendkultur verknüpft: "Früher haben sich hier Punks und Skater getroffen", so Azary. Der Ort ist für ihn sehr wichtig: "Am 6. April wollen wir hier die Hauptwache lahmlegen."
Aktuell rechnet Azary mit 5.000 bis 10.000 Teilnehmenden. Das Eröffnungsevent mit Sven Väth ist für jeden kostenlos und frei zugänglich. Kuratiert wird die Eröffnung von Künstler Tobias Rehberger, der an der Frankfurter Städelschule eine Professur für Bildhauerei hat.
"Wir reden hier von einer Ausstellung über einen Künstler, von dem ich sagen würde, dass er überhaupt nicht musealisierbar ist", sagt Rehberger. "Sven Väth legt seit 40 Jahren auf und genau diese Geschichte ist noch nicht zu Ende, er ist nach wie vor unterwegs, ist nach wie vor kreativ, feiert nach wie vor und genau das werden wir im kommenden April hier mit ihm zusammen machen."
Der geplante Auftakt der Museumseröffnung mit Sven Väth stieß allerdings nicht nur auf Begeisterung. Der Musiker und DJ Stefan Hantel (Künstlername Shantel) kritisierte kürzlich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" das Museum an sich und die Entscheidung, mit einer Ausstellung zu Sven zu eröffnen.
Kritik an MOMEN: "Eurozentristich und konservativ"
"Nichts gegen Sven Väth", so Hantel, "aber die Entscheidung, mit solch einer Ausstellung zu eröffnen, macht deutlich, in welche Richtung das Programm gehen wird. Das ist eine klare und unmissverständliche Botschaft. Ich fände es spannender, zu zeigen, was jenseits der üblichen Verdächtigen in Frankfurt und darüber hinaus existiert hat. Würde das Museum mit einer Ausstellung über Electro-Cumbia oder über psychedelische Musik aus der Türkei starten, dann wäre das ein Statement und wichtiges Signal über die Grenzen Frankfurts hinaus", so Hantel zur "FAZ". Er bezeichnete das Projekt als „konservativ und eurozentristisch“.
Alex Azary bedauert diese Kritik – vor allem von einem anderen Musiker. "Aber das sind halt Leute, die über sich selbst gerade nichts zu erzählen haben", so Azary zu t-online. Er selbst sei bisher nur auf großes Interesse für das Museum gestoßen – vor allem international.
Mit der Eröffnung des MOMEM möchte die Stadt Frankfurt die Station Hauptwache und ihr Umfeld beleben und verschönern. Auch der "Friedberger Markt" soll demnächst im Frankfurter "Loch" stattfinden.
- Gespräch mit Alex Azary
- Eigene Recherche
- "Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Techno ist nicht mehr relevant“
- Stadt Frankfurt am Main: Pressemitteilung vom 3.12.20