Frankfurt am Main Chemiebranche unter Kostendruck trotz Erholung von Krise
Hessens Chemie- und Pharmaindustrie machen Kostendruck und Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Materialien zu schaffen. Die Branche mit gut 61.000 Beschäftigten im Land erhole sich zwar von der Corona-Pandemie. Allerdings nähmen die Hindernisse spürbar zu, sagte der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbandes HessenChemie, Oliver Coenenberg, am Donnerstag in Frankfurt. So seien Energie und Rohstoffe wie Rohbenzin deutlich teurer geworden, zudem mangle es etwa an Maschinenersatzteilen. Höhere Kosten können viele Branchenunternehmen nicht komplett an Kunden weitergeben.
Vom Corona-Krisenjahr 2020 hat sich die Branche unterdessen erholt. Von Januar bis August lag der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche mit 20,2 Milliarden Euro 14 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Die Produktion wuchs um 6,9 Prozent, die Verkaufspreise stiegen um 6,2 Prozent. "Diese Zuwächse sind von Erholungseffekten gegenüber dem Corona-Krisenjahr 2020 geprägt und noch nicht Ausdruck fortgesetzten Wachstums", betonte Coenenberg besonders mit Blick auf die Chemie.
Nach dem Corona-Jahr 2020 zeigen sich viele Branchenfirmen nun zuversichtlicher, wie eine Umfrage ergab: 77 Prozent schätzten ihre Wirtschaftslage besser ein als im Vorjahr und knapp zwei Drittel (64 Prozent) erwarten 2022 Umsatzzuwächse. 84 Prozent gaben zugleich an, dass ihr Geschäft durch steigende Rohstoffpreise beeinträchtigt werde. Als größte Belastungsfaktoren für 2022 wurden Lieferengpässe (68 Prozent) und höhere Energiepreise (64 Prozent) genannt.
Von der neuen Bundesregierung forderten die Chemieverbände in Hessen unter anderem eine Entlastung bei den Strompreisen, um eine klimaneutrale Produktion schaffen zu können. Nötig seien auch schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Im Kampf gegen die Klimakrise müsse die EU zudem die Wettbewerbsfähigkeit der Branche sichern, sagte Gregor Disson, Geschäftsführer des VCI Hessen.