Tierquälerei steht auch im Raum Serie von Drohschreiben – Polizei stürmt Wohnung von 46-Jähriger
Adressaten waren Moscheen, Konsulate und eine jüdische Gemeinde. Gedroht wurde unter anderem mit Anschlägen. Jetzt hat die Polizei eine Verdächtige ausfindig gemacht.
Eine 46 Jahre alte Frau aus Wiesbaden soll für eine Serie von Drohungen und Beleidigungen verantwortlich sein. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten, steht sie im Verdacht, Urheberin einer Vielzahl von Schreiben zu sein, die an mindestens vier Moscheen in Hannover, Essen und Remscheid, zwei Konsulate in Frankfurt am Main, eine Botschaft in Berlin, die Jüdische Gemeinde in Koblenz sowie diverse südhessische Lokalpolitikerinnen und -politiker gingen.
Die betroffenen Konsulate waren das Generalkonsulat von Eritrea sowie das Konsulat von Pakistan. Die Botschaft in Berlin war die von Saudi-Arabien. Ab Februar 2023 soll die Frau unter anderem mit angeblich bevorstehenden Anschlägen gedroht haben, sagte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann t-online.
Staatsanwaltschaft: Angeblich keine rassistischen Beleidigungen
Am Freitag (8. September) schlug der polizeiliche Staatsschutz zu. Insgesamt vier Objekte wurden durchsucht. In Wiesbaden nahmen die Ermittler die Hauptwohnung der Tatverdächtigen unter die Lupe, außerdem erschienen sie an drei weiteren Anschriften im Mühltal (Landkreis Darmstadt-Dieburg), an denen sich die Frau der Staatsanwaltschaft Darmstadt zufolge aufhält. Dabei entdeckten die Beamten eigenen Angaben zufolge zahlreiche Beweismittel – darunter auch Blanko-Postkarten, die den Tatverdacht gegen die Frau erhärtet hätten, weil ebensolche für Drohschreiben verwendet wurden.
Was genau Inhalt der Schreiben war, sagt die Staatsanwaltschaft derzeit nicht. Unter anderem gehe es darum, kein Täterwissen preiszugeben, erklärte Oberstaatsanwalt Hartmann. Was er aber sagen könne: "Die Mitteilungen enthielten Beleidigungen, die nicht rassistischer Natur waren."
"Keine Erkenntnisse zu politischer Aktivität"
Man gehe ferner davon aus, dass keine echten Anschläge geplant gewesen seien, führte der Staatsanwalt weiter aus. Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer Serie von Drohschreiben, die in jüngster Zeit bei Moscheegemeinden in ganz Hessen eingegangen waren, gebe es im Augenblick nicht.
Nach Angaben des Oberstaatsanwalts hatte die in Verdacht stehende Frau bei den ihr zugerechneten Schreiben als Absender tatsächlich existierende Personen angegeben, die den Ermittlungen zufolge aber nichts mit den Drohungen zu tun hatten. Das Motiv der Frau sei derzeit noch unklar. Sie habe sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert, hieß es.
Zu den persönlichen Verhältnissen der Beschuldigten könne die Staatsanwaltschaft derzeit kaum Details nennen, sagte der Staatsanwalt: "Uns liegen insbesondere keine Erkenntnisse zu einer politischen Aktivität vor."
Strafrechtlich sei die Beschuldigte bisher insbesondere wegen Beleidigung, Körperverletzung und Vermögensdelikten in Erscheinung getreten. Auch wegen Straftaten nach dem Tierschutzgesetz sei sie auffällig geworden.
Zahlreiche Tiere in schlechtem Zustand gefunden
Die 46-Jährige wurde nach den polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen, da keine Haftgründe gegen sie vorgelegen hätten. Auf die Frage, ob die Frau eventuell einen verwirrten Eindruck gemacht habe, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft: "Wir gehen aktuell von ihrer Schuldfähigkeit aus." Es gebe derzeit keinen Grund, diese anzuzweifeln.
Gegen die Frau werde nun wegen des Verdachts der Beleidigung ermittelt. Außerdem stehen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz im Raum. Bei den Durchsuchungen fanden die Ermittler in zwei Wohnungen der Frau zahlreiche Tiere, darunter Gänse, Puten, Tauben, Katzen, Hunde und Hühner sowie Tierkadaver. Aufgrund des Zustands der Tiere sei das Veterinäramt verständigt worden, welches die Tiere anderweitig unterbrachte und versorgte.
- Telefonat mit Oberstaatsanwalt Robert Hartmann
- presseportal.de: Mitteilung des Polizeipräsidiums Südhessen und der Staatsanwaltschaft Darmstadt vom 11. September 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa