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Nach Razzia | Experte aus Offenbach: "Reichsbürger" weiter genau beobachten


Nach Razzia
Experte: "Reichsbürger" weiter genau beobachten

Von dpa
Aktualisiert am 08.12.2022Lesedauer: 2 Min.
"Reichsbürger"-Alarm: SEK-Beamte bei einer Razzia in Frankfurt.Vergrößern des Bildes
"Reichsbürger"-Alarm: SEK-Beamte bei einer Razzia in Frankfurt. (Quelle: Boris Roessler)
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Der Experte Oliver Gottwald ist überrascht, dass gut ausgebildete Personen aus Politik, Militär, Justiz und Adel bei der aufgeflogenen Gruppe dabei waren.

Die Szene der sogenannten Reichsbürger sollte nach Ansicht des Experten Oliver Gottwald auch nach der Großrazzia weiter genau beobachtet werden. Man könne nicht davon ausgehen, dass es sich bei der aufgedeckten Organisationsstruktur um einen Einzelfall handele, sagte der Offenbacher, der als Rechtspfleger tätig ist und die Szene seit Jahren beobachtet. Überraschend sei allerdings der von den Ermittlern bekanntgegebene Stand der Vorbereitung und, dass demnach gut ausgebildete Personen aus Politik, Militär, Justiz und Adel dabei waren.

Es werde immer wieder bekannt, dass es auch bei Polizei und Bundeswehr Anhänger rechtsextremer Thesen gebe, sagte Gottwald, der Fortbildungen zum Thema "Reichsbürger" gibt und unter anderem mit dem Demokratiezentrum Hessen zusammenarbeitet. Im Fall von Radikalisierungstendenzen müsse viel frühzeitiger und entschlossener vorgegangen werden. "Hier sollte man wachsam sein, alle, auch jeder persönlich."

Bei Äußerungen von Bekannten oder Verwandten, die auf Verschwörungstheorien hindeuten, solle man widersprechen, sagte Gottwald. "Allein für die, die zuhören, damit die nicht auch abdriften." Das gelte auch für die sozialen Medien. Im Internet gebe es ausführliche, faktenbasierte Erläuterungen zur Widerlegung der Behauptungen. Gebe es überzeugte "Reichsbürger" im Umfeld, könne man sich an staatliche oder auch kirchliche Stellen wenden. "Die Sektenbeauftragten der Kirchen sind dafür sehr gute Ansprechpartner", sagte Gottwald.

Experte: Hessen ist keine "Reichsbürger"-Hochburg

Hessen sei keine "Reichsbürger"-Hochburg, es befinde sich seiner Einschätzung nach im Mittelfeld, sagte Gottwald. Generell fänden deren Thesen dort Anklang, wo AfD und NPD stark seien. Das sei eher im ländlichen Raum der Fall als in den Städten, in Hessen verstärkt in der Wetterau und in Osthessen.

Die "Reichsbürger"-Gruppe, gegen die sich die Razzia am Mittwoch gerichtet hatte, steht nach Angaben der Bundesanwaltschaft im Verdacht, eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben, die mit Waffengewalt eine neue Regierung installieren wollte und auch Tote in Kauf genommen hätte. Der mutmaßliche Rädelsführer Heinrich XIII. Prinz Reuß wurde in Frankfurt festgenommen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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