Kritik Mendel zur documenta: "Noch ist nicht alles verloren"
In der Antisemitismus-Diskussion zur documenta plädiert der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, für den Blick nach vorne. "Noch ist nicht alles verloren, jetzt muss diese Krise als Chance genutzt werden, um wirklich ins Gespräch zu kommen", sagte Mendel am Mittwoch der dpa. Ohne Dialog werde die Debatte weiter eskalieren. Die Bildungsstätte Anne Frank wolle in Kassel mit Bildungsangeboten zur Aufklärung über Antisemitismus und Rassismus unterstützen. Darüber sei die Bildungsstätte in Kontakt mit der documenta. Für kommende Woche Mittwoch ist demnach eine Veranstaltung zusammen mit Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) geplant.
Mendel sehe es jetzt als "dringende Aufgabe der Documenta, schleunigst in den Dialog zu treten: mit dem Publikum und mit den etwa 1500 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt". Der spontane Protest einiger Künstler gegen den Abbau der umstrittenen Arbeit des Kollektivs Taring Padi am Dienstagabend zeige die Dringlichkeit des Gesprächs mit den Künstlern. Es gehe darum, mit ihnen "die Grenzen zwischen unverhohlenen antisemitischen Ressentiments und einer Solidarität mit den Palästinensern zu diskutieren."
Die documenta-Macher müssten erklären, warum das Wandbild abgehängt wurde und sich der Kritik des Antisemitismus in verschiedenen Formaten stellen. Es sollten Räume geschaffen werden "zur Diskussion über Antisemitismus und Rassismus in der Kunst. Und über die Grenzen zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus", forderte Mendel. Vertreter der Zivilgesellschaft sollten eingebunden werden.
Mendel kritisierte außerdem das Kuratorenteam ruangrupa: "Ich vermisse bis heute ein Statement, dabei verantwortet das Kuratorenteam ein mit 43 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt."