Jüngster Patient erst fünf Jahre alt Vergiftung durch Pilze: Drei Kinder weiter in Lebensgefahr
Im Essener Uniklinikum kämpfen Mediziner weiter um das Leben von drei Kindern. Sie hatten Pilze gegessen und leiden nun unter Leberversagen. Auch ein Vater wird behandelt.
Drei Kinder, die nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen wegen akuten Leberversagens behandelt werden, schweben weiter in Lebensgefahr. In Essen kämpfen Mediziner um das Leben der jungen Betroffenen. Sie waren laut Essener Uniklinikum in der Nacht zu Dienstag mit akutem Leberversagen in die Kinderklinik aufgenommen worden. Wie eine Kliniksprecherin der dpa auf Nachfrage mitteilte, sei der Zustand der Betroffenen unverändert ernst. Neue Entwicklungen gebe es keine.
Nach RTL-Angaben warten die Vergifteten derzeit auf eine Lebertransplantation, mit der höchsten Dringlichkeitsstufe. Sie stünden "ganz oben auf der Liste", so Oberärztin Dr. Elke Lainka von der Uniklinik Essen. "Sie können ja nicht lange auf ein Organ warten, weil das ja zum Tode führt", sagt sie.
Zwei der Kinder sind nach ersten Angaben der Klinik vom Dienstag verwandt. Keines der Kinder stamme aus Nordrhein-Westfalen. Zwei seien aus dem Saarland nach Essen gebracht worden. Die Universitätsmedizin Essen gehört zu einem der wenigen Lebertransplantationszentren in Deutschland. Auch der Vater eines der Kinder werde nach wie vor wegen Leberversagens in Essen behandelt, hieß es.
Der Knollenblätterpilz ist einer der giftigsten Pilze in Europa
Die Kinder sind der Sprecherin zufolge zwischen fünf und 15 Jahren alt. Woher genau sie kommen und ob es sich um Jungen oder Mädchen handelt, wolle man nicht sagen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte werde es keine weiteren Angaben zum Gesundheitszustand der Patienten geben.
Laut dem Experten Markus Cornberg ist es nicht einfach, essbare und giftige Pilze zu unterscheiden. Der Knollenblätterpilz gilt als einer der giftigsten Pilze überhaupt und sehe dem Champignon sehr ähnlich, so Cornberg gegenüber der dpa. Der Medizinische Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung warnte vor dem Verzehr selbst gesammelter Pilze aus dem Wald, das Risiko einer Vergiftung sei zu hoch.
Cornberg mahnte: "Finger weg von Pilzen aus dem Wald." Auch auf Apps solle man sich als Laie nicht verlassen. "Pilze sollte man im Supermarkt kaufen." Wer unbedingt sammeln wolle, solle das nur zusammen mit ganz erfahrenen Pilzexperten tun. "Der Knollenblätterpilz lauert überall." Wie stark die Vergiftung ausfalle, hänge vor allem davon ab, wie viel man von dem Knollenblätterpilz gegessen habe. Eine Rolle könne aber auch spielen, wie groß und schwer die betreffende Person sei.
Eile ist geboten
Das Gift des Knollenblätterpilzes werde über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Wenn dort Beschwerden auftreten, sei Eile geboten. Bei schnellem Eingreifen etwa mit Kohletabletten sei ein Leberschaden noch aufzuhalten, es gebe auch ein Gegengift, erläuterte er. Als Intensivmaßnahme bei drohendem Leberversagen gebe es die Möglichkeit, das Gift aus dem Körper herauszuwaschen. Akutes Leberversagen bedeutet laut Stiftung, dass die Leberfunktion komplett zusammenbricht. Weil dieses Krankheitsbild lebensbedrohlich sei, müsse eine Lebertransplantation geprüft werden.
Vergiftungsfälle nach Pilzverzehr würden nicht gemeldet, es gebe keine Zahlen, schilderte Mediziner und Wissenschaftler Cornberg. 2023 seien der Stiftung viele Fälle bekannt geworden, da es sehr früh im Jahr feucht gewesen sei, was das Pilz-Wachstum begünstige. Auch dieses Jahr sei bisher sehr feucht ausgefallen.
- Nachrichtenagentur dpa
- rtl.de: "Kinder essen giftige Pilze – nur eine Transplantation kann sie noch retten" vom 16. Oktober 2024