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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geheime Methoden Wie ein Detektiv Seitensprünge aufdeckt und Betrug entlarvt
Verdacht auf Seitensprung oder Krankschreibungsbetrug? Bei solchen Fällen wird die Detektei AVS aus Bochum aktiv. Wer der größte Verräter ist, wann Arbeitgeber stutzig werden und wie man Untreuen auf die Schliche kommt.
Bei seinem ersten Fall vor 24 Jahren war Andreas Moczarski noch mit Stadtplan und Landkarte unterwegs – Navigationssysteme waren damals noch nicht üblich. Die Aufträge hingegen sind noch immer die gleichen: Es geht um Betrug. Ein Seitensprung in der Ehe, eine falsche Krankschreibung auf der Arbeit – die Detektei AVS aus Bochum ist sowohl im privaten als auch im wirtschaftlichen Bereich unterwegs.
Inzwischen blickt der ehemalige Geschäftsführer von SB-Warenhäusern auf Hunderte Fälle zurück. "Frauen gehen anders fremd als Männer", sagt er. Das Vorgehen der Frauen sei deutlich intelligenter. "Sie speichern ihre Affäre im Handy beispielsweise als ADAC Pannenhilfe ein oder tauschen das Auto bei der Schwester", so Moczarski. Männer stellten sich wesentlich ungeschickter an. Außerdem stehe bei ihnen klar der Sex im Fokus.
"Frauen merken schneller, wenn der Partner sich verändert"
Die Gründe, warum misstrauische Ehepartner den Detektiv aufsuchen, seien immer ähnlich: "Vor allem Ehefrauen haben Antennen dafür und merken, wenn der Mann plötzlich vermehrt auf seine Körperpflege achtet, sich parfümiert oder viele Überstunden schiebt", erzählt der Ermittler, der eine Detektei in Bochum hat, aber im ganzen Ruhrgebiet unterwegs ist. Manchmal bestärke ein Haar auf dem Jackett den Verdacht, Verräter Nummer 1 sei heute jedoch das Handy.
Wenn Moczarski einen Auftrag zum Ermitteln bekommt, stellt er manchmal auch bewusst eine Falle. "Wir raten Ehepartnern dann zum Beispiel, doch extra mal ein langes Wochenende bei einer Freundin oder einem Freund zu verbringen – damit der andere meint, er sei unbeobachtet", sagt er. Der Ermittler hat Ehemänner auf ihrem Weg ins Bordell beobachtet, Ehefrauen des Seitensprungs mit dem Arbeitskollegen überführt und notorische Fremdgeher gleich mehrmals vor die Linse gekriegt. "Manchmal bricht nach dem Ermittlungsergebnis für Menschen eine Welt zusammen", gibt er zu.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm ein Fall aus einer benachbarten Stadt: Moczarskis Auftraggeberin war eine muslimische Frau, deren Hochzeit arrangiert worden war. Ihr Ehemann hatte ihr gegenüber angegeben, seine Familie in Istanbul zu besuchen – Moczarski konnte ihn jedoch Hand in Hand mit einer anderen Frau am Flughafen beobachten. Daraufhin habe die betrogene Ehefrau ihre Familie und die ihres Mannes am Ort des Flughafens im Zielort informiert, die den Fremdgeher dann beim Auschecken am Flughafen erwartete. Doch letztendlich gab's ein Happy End: Die Ehepartner hätten noch einmal von vorne angefangen. Sie führten heute eine glückliche Ehe, berichtet der Detektiv.
Außendienstmitarbeiter betrog mit Tankbelegen
Wenn Moczarski für Unternehmen tätig ist, endet dies in der Regel mit einer Trennung – allerdings in Form einer Kündigung. So habe der Ermittler einem Außendienstmitarbeiter aus Bochum nachweisen können, dass er gar keine Termine für seinen Arbeitgeber wahrgenommen hatte, stattdessen Tankbelege von dem Tankstellenbetreiber abholte und einreichte.
Der Arbeitgeber sei stutzig geworden, als er die Quittungen zusammenrechnete und auf einen durchschnittlichen Verbrauch von 20 Litern pro 100 Kilometer kam. "Bei einem Auto, das eigentlich 6,5 Liter verbraucht", merkt Moczarski an. Aber damit nicht genug: Der Ermittler fand zudem heraus, dass der Mann nur vorgegeben hatte, auf Dienstreise in Süddeutschland zu sein, als er eine Hotelquittung einreichte. "In Wirklichkeit hat er Hälfte-Hälfte mit der Hotelbetreiberin gemacht", erinnert sich Moczarski.
Bei gehäuften Krankschreibungen werden Kollegen stutzig
Bei falschen Krankschreibungen sind es seiner Erfahrung nach meist Arbeitskollegen, die stutzig werden und Vorgesetzte auf möglichen Betrug aufmerksam machen. In einem Fall hätten Mitarbeiter dem Chef frei heraus berichtet, dass ihr Kollege so oft krank sei, da er mit seinem Hausbau beschäftigt sei. Bei einer Observation vor Ort habe sich genau das bestätigt. "Arbeitskollegen lassen so etwas nicht auf sich sitzen, wenn sie dadurch selbst Nachteile haben, weil der Chef beispielsweise beim Homeoffice übermäßig skeptisch ist", sagt der Ermittler.
Mit Tarnkappe und falschem Schnurrbart
Wenn der Detektiv ermittelt, ist er auch mal mit Tarnkappe und falschem Schnurrbart unterwegs – fremde Wohnungen öffnet er aber nicht mit einem Dietrich, wie in manchen Serien suggeriert wird. "Wir müssen uns ans Gesetz halten", betont Moczarski. Das mache die Arbeit aber immer schwieriger. Das Recht am eigenen Bild sowie Datenschutzverordnungen schränken die Ermittler ein. "Wir fertigen deshalb immer minutiöse Tagesberichte an und stehen auch als Zeugen vor Gericht zur Verfügung", sagt Moczarski.
Zwischen 50 und 70 Euro pro Stunde kostet ein Detektiv in etwa. Eine Entwicklung, die Moczarski beobachtet, macht ihn besonders traurig. "In letzter Zeit melden sich vermehrt ältere Menschen, bei denen vermeintlich jemand die Löffel versteckt oder an der Tür klopft", berichtet er. Beim Besuch vor Ort stelle sich dann nicht selten heraus: Der Auftraggeber ist einsam und wünscht einfach nur Gesellschaft.
- Eigene Recherchen