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Thüringer Stromkunden in Not: Kartellbehörde angerufen


Erfurt
Thüringer Stromkunden in Not: Kartellbehörde angerufen

Von dpa
10.03.2022Lesedauer: 2 Min.
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Der eingeschaltete Schutzschalter einer Mehrfachsteckdose leuchtet rot. (Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Symbolbild/dpa-bilder)

Die Verbraucherzentrale schlägt wegen enormer Preisunterschiede bei Thüringer Strom- und Gasanbietern für Neukunden Alarm. Die Kartellbehörde des Landes sei angerufen worden, weil etwa die Hälfte von 32 Anbietern bei den Preisen zwischen Bestands- und Neukunden bei der Ersatz- und Grundversorgung unterscheide, sagte der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen, Ralph Walther, der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

Bei einer Untersuchung der Verbraucherzentrale im Februar, bei der ein Haushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 3000 Kilowattstunden zugrunde gelegt wurde, habe die Preisdifferenz zwischen Neu- und Bestandskunden bis zu 142 Prozent betragen. In einem Fall mussten Neukunden in der Grund- und Ersatzversorgung bei gleichem Verbrauch Mehrkosten von 1392 Euro im Jahr tragen, geht aus den Daten hervor.

Bei Gas hätten Neukunden im Februar bis zu 157 Prozent mehr zahlen müssen bei einem Jahresverbrauch von 11.500 Kilowattstunden. Das entspreche 1520 Euro mehr im Jahr als ein Bestandskunde. "Was derzeit passiert, ist schon extrem", sagte Walther.

Verbraucherschutzminister Dirk Adams (Grüne) sagte, es sei der richtig Weg, sich an die Regulierungsbehörde zu wenden. "Grenzüberschreitungen und Konflikte müssen geklärt werden", sagte Adams der dpa. Die Problem zeigten aber auch, dass das Geschäftsmodell vieler vermeintlich günstiger Energiediscounter keine Zukunft habe.

Betroffen seien hauptsächlich Verbraucher, die quasi gestrandet seien, weil ihre bisherigen Anbieter die Belieferung eingestellt, Verträge gekündigt oder einen Tarifwechsel verlangt hätten, sagte Verbraucherschützer Walther. "Die Preise sind regelrecht explodiert. Und es gibt unfaire Praktiken, die wir uns vor einem Jahr noch nicht vorstellen konnten."

Das Umweltministerium als Landeskartellbehörde für Energie bestätigte, dass die Verbraucherzentrale um eine Überprüfung von Strom- und Gaspreisen gebeten habe. Es gebe einen Austausch dazu. "Als Landesbehörde prüfen wir zudem, welche Auswirkungen Gerichtsprozesse in anderen Bundesländern für uns haben", sagte ein Ministeriumssprecher. Auch Verbraucher hätten sich bereits direkt an das Ministerium gewandt - vor allem wegen Widerspruchsmöglichkeiten bei der Kündigung zuvor vermeintlich günstiger Verträge.

Die Bundesländer ständen im Austausch wegen Preisdifferenzen für Neukunden im Grundversorgungstarif, so der Ministeriumssprecher. Dabei sei aber auch zu berücksichtigen, dass die Versorger angesichts enorm gestiegener Beschaffungspreise kostendeckend wirtschaften müssten.

Die Grundversorger machen für die Situation die Insolvenzwelle bei Energiediscountern verantwortlich. Weil diese Entwicklung bei ihre Planung nicht absehbar gewesen sei, müssten sie nun teuer Strom und Gas nachkaufen, um den Ansturm von Kunden zu bewältigen, erklärten Vertreter regionaler Unternehmen. Einige Tausend Strom- und Gaskunden mussten nach ihren Angaben allein in Thüringen aufgefangen und zusätzlich beliefert werden.

Nach Angaben der Verbraucherzentrale ist der Bedarf an Beratungen zum Energierecht stark gestiegen. Im Januar machten sie bereits 17 Prozent aller Rechtsberatungen aus. Vor der Preisexplosion auf dem Energiemarkt habe der Anteil bei knapp drei Prozent gelegen.

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