Erfurt Suche nach Erziehern: Mehr Plätze für Ausbildung gefordert
Thüringer Kita-Träger haben eine dauerhafte Fortführung der vergüteten praxisintegrierten Ausbildung für Erzieher gefordert. Es sei nötig, dass noch viel mehr Menschen und Träger als in der Vergangenheit davon profitieren könnten, erklärten Vertreter mehrerer Kindergartenträger am Freitag bei einer Anhörung im Bildungsausschuss in Erfurt.
Das Modellprojekt Praxisintegrierte Ausbildung (PIA) gibt es in Thüringen seit 2019. Darüber erhalten angehende Erzieherinnen und Erzieher eine Vergütung, während viele andere, die diesen Beruf erlernen, sogar Schulgeld zahlen müssen. Im Ausbildungsjahr 2021/22 waren über PIA in Thüringen nach Angaben des Bildungsministeriums 120 Plätze an fünf verschiedenen Fachschulstandorten gefördert worden.
Dass es derzeit so wenige PIA-Plätze gebe, frustriere viele Bewerber und Träger regelrecht, erklärte eine Vertreterin der Liga der Freien Wohlfahrtspflege. "Wenn wir 15 bis 20 Bewerber haben und im Losverfahren nur drei Stellen zugelost bekommen, war das eine Arbeit, die sich für uns nicht ausgezahlt hat."
Während der Anhörung schilderten Kindergartenträger und Gewerkschaften die Personalsituation in den Einrichtungen im Freistaat mit dramatischen Worten. "95 Prozent der Kindergärten verfügen nicht über einen kindgerechten Personalschlüssel", sagte die Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Kathrin Vitzthum. Nicht nur, dass nach den gesetzlichen Vorgaben zu viele Kinder auf eine Erzieherin oder einen Erzieher kämen. Selbst dieser schlechte Schlüssel werde vielerorts gar nicht eingehalten.
Die Idee von Rot-Rot-Grün, ein Zentrum für frühe Bildung in Thüringen zu schaffen, um die Ausbildung von Nachwuchs für die Kindergärten zu unterstützen, wurde bei der Anhörung unterschiedlich bewertet. Während Vitzthum sich dafür aussprach, erklärte ein Vertreter der Evangelischen Kirchen, es fehle in Thüringen nicht an Input, um bei der Aus- und Weiterbildung von Personal besser zu werden - es mangele daran, diesen Input umzusetzen.
Eine Vertreterin der Liga der Freien Wohlfahrtspflege mahnte verlässlichere Daten zum Personalbedarf in den Kindergärten an. "Wir brauchen eine fundierte und systematische Statistik." Diese müsse etwa berücksichtigen, wie viele Kinder in den vergangenen Jahren geboren wurden, wann Erzieherinnen und Erzieher in Rente gingen und wie viele Menschen zuletzt eine Ausbildung in diesem Berufsfeld gemacht hätten.
Ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums verwies darauf, dass es vorrangig Aufgabe der Kommunen und auch der Träger selbst sei, den eigenen Personalbedarf für die kommenden Jahre zu ermitteln. Unabhängig davon seien besonders die Träger selbst gefordert, durch attraktive Arbeitsbedingungen dafür zu sorgen, dass sie ausreichend Nachwuchs bei Erzieherinnen und Erziehern hätten.
Diese Einschätzung teilte auch Vitzthum. Es sei "eine Schutzbehauptung", wenn Kommunen und Träger argumentierten, es gebe auf dem Markt nicht ausreichend Menschen, die in Kindergärten arbeiten wollten. Sie werde überall dort widerlegt, wo sich durch bessere Bezahlung und die Ausschreibung von unbefristeten Stellen tatsächlich Erzieherinnen und Erzieher finden ließen.