Erfurt Kein großes Interesse an bezahlter Mehrarbeit bei Lehrern
Das Interesse von Thüringer Lehrerinnen und Lehrern, bezahlte Mehrarbeit zu leisten, um die Folgen der Corona-Pandemie im Bildungssektor zu mildern, ist eher gering. Für das laufende Schuljahr bekundeten 7,3 Prozent der Lehrkräfte an staatlichen Schulen Interesse an freiwilliger Mehrarbeit, wie aus Zahlen des Thüringer Bildungsministeriums hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Konkret seien dies 1266 Lehrerinnen und Lehrer, ergab eine Abfrage unter den staatlichen Schulen. Dabei hatten auch rund 70 sonderpädagogische Fachkräfte (9,8 Prozent) Interesse angemeldet.
Für das kommende Schuljahr sieht es ebenfalls mau aus: Nur 6,3 Prozent der Lehrkräfte und 5,9 Prozent der sonderpädagogischen Fachkräfte interessieren sich für die Möglichkeit, im Schuljahr 2022/2023 bezahlte Mehrarbeit zu leisten.
Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte, dass er aus Gesprächen mit Lehrern und Gewerkschaften wisse, dass die Lehrkräfte nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie stark belastet seien. "Sie sind einfach über der Grenze der Belastbarkeit", sagte Holter. Daher könne er verstehen, dass die Bereitschaft, bewusst Mehrarbeit zu leisten, nicht sehr groß sei.
"Ich weiß aber, dass die Kolleginnen und Kollegen Überstunden schrubben", machte Holter klar. Das liege an ihrem Berufsethos und daran, dass die Lehrer den Schulbetrieb trotz der Corona-Krise aufrecht erhalten wollen.
Angesichts der Daten der Schulabfrage geht das Thüringer Bildungsministerium davon aus, dass für die beiden Schuljahre rund drei Millionen Euro nötig sind, um die Mehrarbeit zu bezahlen. Schwankungen seien aber möglich. Das Geld kann aus dem "Landesaktionsprogramm Stärken - Unterstützen - Abholen für Kinder und Jugendliche nach Corona" fließen. Mit diesem Programm will Thüringen Gelder des Bundes einsetzen, um zum Beispiel Lernrückstände bei Schülern aufzuholen. Im Jahr 2021 sollten rund 10,6 Millionen Euro Bundesmittel nach Thüringen fließen, im kommenden Jahr 2022 sollen es 20,1 Millionen Euro sein.