Erfurt Viele Intensivbetten belegt: Corona-Herbst für Thüringen?
Die Temperaturen sinken und die Corona-Regeln könnten bald vielerorts in Thüringen strenger werden: Nach einem deutlichen Anstieg bei der Inzidenz und der Belegung von Intensivbetten mit Covid-19-Patienten gelten fast flächendeckend Corona-Warnstufen. Mit Ausnahme der Landkreise Sonneberg und Weimarer Land stand die Warnampel am Donnerstag in den meisten Landkreisen und kreisfreien Städten auf Gelb für die erste Stufe, wie das Gesundheitsministerium in Erfurt mitteilte.
Droht erneut ein Corona-Herbst mit strengen Infektionsschutzregeln? Wenn sich die Menschen wieder häufiger in geschlossenen Räumen aufhielten, könne sich das Virus entsprechend stärker ausbreiten, sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. "Im Moment gehen wir davon aus, dass das passieren wird. Die Frage ist nur, wie stark das Infektionsgeschehen sein wird. Und das hängt vor allem davon ab, wie viele Menschen geimpft oder ungeimpft sind."
Dass für viele Regionen mittlerweile die Warnstufe eins gilt, hat vor allem mit dem Anstieg bei der Belegung der Intensivbetten zu tun, die landesweit ermittelt wird. Mit Stand vom Donnerstag waren 4,4 Prozent dieser Betten mit Covid-19-Patienten belegt, wie aus einem Lagebericht der Erfurter Staatskanzlei hervorging.
Hinzu kommt die Inzidenz: Landesweit betrug sie am Donnerstag 82,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen. Thüringen hatte damit bundesweit den dritthöchsten Wert nach Bremen (108,8) und Bayern (87,9). Bis auf die Landkreise Sonneberg und Weimarer Land lagen alle Thüringer Regionen stabil über dem Inzidenzschwellenwert von 35.
Damit erfüllten bis auf zwei Landkreise alle anderen die Voraussetzungen für Warnstufe eins: Die landesweite Intensivbetten-Belegung war drei Tage lang über dem Schwellenwert von drei Prozent und die betroffenen Kreise hatten über mehrere Tage eine eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 35. Die Kreise Schmalkalden-Meiningen und Saalfeld-Rudolstadt haben inzwischen sogar schon die zweite Warnstufe erreicht.
Nach den Thüringer Corona-Regeln müssen die Kommunen beim Erreichen von Warnstufen gegensteuern - im Kern mit verschärften Testpflichten für Ungeimpfte. Der Saale-Orla-Kreis etwa hat dies bereits angekündigt. Dort gilt für Nichtgeimpfte vom kommenden Montag an eine Testpflicht etwa bei öffentlichen Veranstaltungen, für Schwimm- und Freizeitbäder, Saunen, Fitnessstudios und Sporthallen. Ausnahmen gibt es für kleinere Kinder und Schüler, die sich regelmäßig in der Schule testen lassen.
Nach einer Übersicht des Gesundheitsministeriums von Donnerstagmorgen hatten vier Landkreise eine Allgemeinverfügung mit strengeren Regeln bereits in Kraft. Im Saale-Orla-Kreis ist sie geplant und in zehn Landkreisen oder kreisfreien Städten liefen oder laufen noch Abstimmungen mit dem Gesundheitsministerium. Fünf Kreise hatten noch nichts vorgelegt. In zwei Kreisen sind bislang keine strengeren Regel nötig.
Werner ging davon aus, dass die meisten Landkreise 3G-Regeln flächendecken umsetzen müssen. Demnach bekämen nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zutritt zu bestimmten Einrichtungen. Ausnahmen gebe es dort, wo sich das Infektionsgeschehen lokal eingrenzen lasse.
Der Wechsel in eine der Warnstufen wirkt sich auch auf den Bildungssektor aus: Bei Warnstufe eins werden an den Schulen wieder Corona-Tests angeboten, eine Testpflicht besteht aber noch nicht. Ab Warnstufe drei müssen Schüler und Lehrer der höheren Klassenstufen wieder eine Maske tragen. Das gilt auch für die unteren Klassenstufen für jene, die weder geimpft, genesen oder getestet sind.